Waffenproduktion nach Millionenpleite

Das Präzisionsgewehr SX-1 MTR wird in Kärnten erzeugt
Neue Firma auf altem Standort. Geldwäsche-Verdacht hat sich nicht bestätigt

Es war nicht nur die größte Kärntner Firmenpleite im Jahr 2016, sondern auch die skurrilste: Die "FMF Tactical Waffenproduktion" schlitterte im Jänner mit Passiva von 10,8 Millionen Euro in die Insolvenz, ohne am Standort in Feistritz im Rosental auch nur ein einziges der 300.000 angekündigten Gewehre erzeugt zu haben. 56 Arbeitnehmer und 26 Gläubiger waren von dem Konkurs betroffen. Ein neuer, öffentlichkeitsscheuer Betreiber hat nun an alter Wirkungsstätte tatsächlich die Produktion von Präzisionswaffen aufgenommen.

Nachdem sich die Geschäftsführer der "FMF Tactical" zerkracht und die Firma in die Pleite geschickt hatten, wurden Spekulationen über Aktivitäten der Russen-Mafia laut, die Staatsanwaltschaft Klagenfurt leitete Ermittlungen wegen des Verdachts der Geldwäsche ein. "Die Verfahren gegen vier Verdächtige wurden eingestellt, der Antrag auf ein Folgeverfahren zurückgewiesen", teilt Staatsanwaltssprecherin Tina Frimmel-Hesse nun mit.

Alte Maschinen genutzt

Aktiv ist indes eine neue Firma namens "HPP Precision Products Gmbh": Das Unternehmen hat laut Wirtschaftskammer Kärnten kürzlich ein Waffengewerbe angemeldet und bei der Firma "Globo", die in Feistritz am ehemaligen "Bären-Batterie"-Gelände Produktionshallen vermietet, eingecheckt. "Nähere Auskünfte gibt es nicht. Datenschutz", ist Vermieter Roman Inzko von "Globo" kurz angebunden. Sonya Feinig, Bürgermeisterin von Feistritz, meint: "Ja, da werden Waffen erzeugt, aber genaueres wissen wir nicht." Nicht zufällig hat sich "HPP" am ehemaligen Produktionsstandort der "FMF Tactical" niedergelassen, denn im dem entsprechenden Gebäude werden nun jene Maschinen genutzt, die von der Vorgängerfirma nur angemietet worden waren und somit nicht in die Konkursmasse fallen.

Geheimniskrämerei

Mit an Bord bei "HPP" ist ein ehemaliger Teilhaber der "FMF Tactical", der Ferlacher Jagdwaffenproduzent Herbert Scheiring. "Wir erzeugen Autoteile und Waffen. Aber ich bin nur der gewerberechtliche Geschäftsführer", verweist Scheiring an einen Deutschen, der "keinesfalls" namentlich genannt werden will. "Ich bin nur Berater. Wir produzieren Waffen für ‚Ritter & Stark‘", meint er. Dort fungiert ein Yakov Trakhman als Marketing-Direktor. Sämtliche KURIER-Anfragen bezüglich Investoren und Zukunftsplänen ließ er unbeantwortet.

Die Homepage selbst ist dafür umso auskunftsfreudiger. Ihr ist zu entnehmen, dass bei Waffen-Messen in Kuala Lumpur im April und letzte Woche in Paris die Werbetrommel für das Top-Produkt der Firma gerührt wurde: es handelt sich um das Präzisionsgewehr SX-1 MTR. "Derzeit das modernste und präziseste Gewehr weltweit", wie es auf ritterstark.com heißt. Man verwende eine bahnbrechende neue Methode in der Herstellung. Wie viele dieser Gewehre pro Jahr in Feistritz produziert werden sollen, wollte man bei "HPP" oder "Ritter & Stark" nicht preisgeben.

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