"Die Flüchtlinge sind Teil der Lösung"

"Die Flüchtlinge sind Teil der Lösung"
Sie flüchteten aus Syrien und fühlen sich in Österreich gut integriert. Ihre Erfahrungen wollen sie weitergeben: Jung-Regisseur Sobhi Aksh mit seinen Filmen und Muhammad Kasem als Berater für Flüchtlinge.

Sie wollen nicht Teil eines Problems, sondern Teil der Lösung sein: Sobhi Aksh und Muhammad Kasem. Die beiden Syrer mussten ihr Heimatland verlassen. Erst in Österreich lernten sie einander kennen und beschlossen, anderen Flüchtlingen zu helfen. Muhammad Kasem, studierter Betriebswirt aus Damaskus, gründete vor zwei Jahren das Facebook-Portal "Austria in Arabic", das arabisch sprechenden Flüchtlingen hilfreiche Informationen für alltägliche Probleme bietet. 35.000 Followers hat die Seite, irgendwann konnte er die vielen Anfragen nicht mehr bewältigen. Mittlerweile hat Muhammad Kasem in Tirol, wo er mit seiner Familie lebt, die Beratung von Flüchtlingen zu seinem Brotberuf gemacht.

Sobhi Aksh (20), der vor eineinhalb Jahren eingestiegen ist, hat für "Austria in Arabic" Info-Videos beigesteuert. Er ist in Aleppo aufgewachsen und musste eine zweijährige Odyssee mit seinem kleinen Bruder auf sich nehmen, um schließlich in Wien zu landen. Er will in Österreich weiter Praxis sammeln, um irgendwann den Traum von seinem eigenen Spielfilm verwirklichen zu können. Derzeit arbeitet er für das Freiwilligen-Projekt refugee.tv, wo Flüchtlinge Fernsehen für Flüchtlinge und Einheimische machen. Als nächstes will er es mit einer eigenen Serie ins Fernsehen schaffen.


KURIER-Dossier: Wie die Flüchtlingskrise Österreich veränderte

Im Spätsommer 2015 erlebten die beiden die vielzitierte „Willkommenskultur“ in Österreich mit. Dann mussten sie feststellen, dass sich Einstellungen schnell ändern können. Warum sie Österreich dennoch dankbar sind, wie sie weiterhin hier leben und arbeiten wollen, erzählen die beiden im Interview.

KURIER: Wie entstand die Idee zu "Austria in Arabic"?

Muhammad Kasem: Ich hatte viele Herausforderungen, als ich vor zweieinhalb Jahren nach Österreich gekommen bin. Jeden Tag musste ich eine neue Lösung finden. Dann dachte ich: OK, ich habe diese Probleme gelöst, aber es gibt noch viele andere, die mit diesen Problemen jeden Tag konfrontiert sind. Jeden Tag reden die Politiker in den Nachrichten über Integration, aber keiner zeigt den Leuten wirklich, wie sie hier leben sollen, wie man sich in diese Gesellschaft integriert. Wir haben eine Lücke gefunden, und zeigen auf, wie man diese Lücke füllt.

Sobhi Aksh: Begonnen hat es damit, dass Muhammad erklärt hat, wie man schneller Deutsch lernen kann. Dann hat er ein ganzes Archiv erstellt, wie Flüchtlinge schon vor dem Asylbescheid einen Deutschkurs bekommen können, wie sie Wohnungen und hilfreiche Organisationen finden, und wie sie die Abläufe einfach besser bewältigen können. Es geht auch um unsere Perspektive: Wir sehen eher, was Flüchtlinge wollen.

Wie habt ihr einander kennengelernt?

Muhammad Kasem: Als ich die Facebookseite gegründet habe, ist das so schnell gewachsen, dass ich das nicht mehr allein machen konnte. Wir bekamen täglich viele Anfragen und Nachrichten. Ich brauchte also Hilfe. Ich habe gefragt, ob jemand mitmachen will …

Sobhi Aksh: … und ich habe gesagt: Ja, da bin ich! (lacht) Muhammad lebt in Tirol, ich in Wien. Wir haben ein Jahr miteinander gearbeitet, ohne dass wir einander getroffen haben. Das Brainstorming haben wir übers Telefon gemacht. Wir machen auch Videos zu Gesundheitsthemen, mit Videos kann man besser erklären als schriftlich.

"Die Flüchtlinge sind Teil der Lösung"

Muhammad Kasem: Bei meiner Arbeit im Zentrum für Migranten in Tirol (Zemit) habe ich tägliche Erfahrungen mit Klienten. Und ich kenne beide Seiten. Über die Arbeit mit den einheimischen Kollegen weiß ich, was die Leute hier denken. Außerdem arbeite ich noch für den Tiroler Sozialen Dienst, wegen der beiden Jobs habe ich aber für "Austria in Arabic" kaum mehr Zeit.

Um welche Themen geht es in der Beratungsarbeit?

Muhammad Kasem: Bei Zemit kümmere ich mich um den Bereich Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen. Manche Flüchtlinge sind gut ausgebildet, haben zum Beispiel schon als Arzt gearbeitet. Sie haben aber keine Ahnung, wie sie das in Österreich machen können, das Thema Nostrifikation ist sehr kompliziert. Ein Anwalt aus Syrien zum Beispiel kann seinen Beruf hier nicht einfach so ausüben. Er hat andere Gesetze gelernt. Daher braucht er eine Perspektive: Entweder ein neues Studium, was nicht einfach ist, oder eine Arbeit in einem anderen Bereich.

Wie habt ihr das letzte Jahr miterlebt? Als so viele Leute plötzlich über Ungarn nach Österreich gekommen sind. Ihr wart ja schon hier.

Sobhi Aksh: Sie haben ein großes Problem daraus gemacht. Alle sprechen von einer Krise. Aber die Flüchtlingskrise ist kein Problem, die Flüchtlinge sind ein Teil der Lösung. Es gab Berichte über Vergewaltigungen, dann kam Köln. Die Leute sehen immer die schlechten Beispiele. Ich habe bei meinen Videos immer versucht, gute Beispiele zu zeigen.

Muhammad Kasem: Die Situation ist schlechter geworden. Wenn eine Person mit Migrationshintergrund etwas anstellt, steht in den Medien immer: Der ist aus Asien oder aus Afrika. Letztes Jahr gab es noch die Willkommenskultur, die Leute haben die Flüchtlinge am Westbahnhof umarmt. Aber was hat sich geändert? Seit Köln, Nizza oder München haben die Leute Angst. Die Leute denken nur an diese Vorfälle. Aber ich lebe in Österreich, ich habe gar nichts gemacht. Und es gibt mehr als 100.000 Flüchtlinge hier, die nichts Böses getan haben. In jeder Gesellschaft gibt es gute und schlechte Menschen.

Sobhi Aksh: Ich kenne mindestens fünf Syrer, die so wie ich Regisseur werden wollen. Viele haben Restaurants geöffnet.

Was antwortet ihr jenen, die verallgemeinern?

Muhammad Kasem: Ich kann auch nicht sagen, alle Österreicher sind rassistisch, nur weil ich Erfahrungen mit Rassismus gemacht habe. Ich hatte vier oder fünf rassistische Erfahrungen, aber ich hatte auch mehr als hundert gute Erfahrungen mit Österreichern, mit so netten Leuten, die unglaublich freundlich sind. Ich will, dass die Leute einfach fair sind. Wenn ein Mensch gestorben ist, weil er zu viel Wasser getrunken hat, kann ich noch lange nicht allgemein sagen: Wasser ist nicht gut. Oder?

Sobhi Aksh: Ich habe in diesen eineinhalb Jahren an vielen Projekten teilgenommen, habe viel gemacht und werde auch noch vieles weiterhin machen. Ich will wie ein normaler Mensch von neuem beginnen, studieren und arbeiten. Es gibt viele andere, die auch schon Teil dieser Gesellschaft sind, und Österreich zurückgeben, was Österreich am Anfang ihnen gegeben hat. Daher haben wir über "Austria in Arabic" im Jahr der Willkommenskultur ein "Danke, Österreich"-Event veranstaltet. Wir haben 3000 Rosen an Österreicher in den Straßen verteilt und ein Plakat gemacht. Ungefähr 500 Flüchtlinge haben Österreichflaggen getragen.

"Die Flüchtlinge sind Teil der Lösung"

Du hast auch Videos über den Flüchtlings-Herbst gedreht. Welches war am erfolgreichsten?

Sobhi Aksh: Das war gleich meine erste Reportage, das Traiskirchen-Video. Es hat schon mehr als 50.000 Aufrufe, auch das Interview mit Muna Duzdar auf Arabisch haben sehr viele gesehen, da ging es ums Asylgesetz. Während eines Praktikums habe ich auch Straßenumfragen gemacht, zum Beispiel zum Thema "Mindestsicherung für Flüchtlinge".

Du hast auch an "Refugees Welcome"-Demos teilgenommen?

Sobhi Aksh: Ja, ich war immer dabei (lacht) Ich hab auch einmal eine Rede gegen die Politik von Strache (FPÖ-Chef, Anm.) gehalten. Ich habe auch Interviews mit FPÖlern gemacht, sie gefragt, warum sie gegen Flüchtlinge sind. Aktuell haben wir für refugee.tv und Wienwoche einen "Flüchtlings-Heimatfilm" über unsere zweite Heimat gemacht, aus anderer Perspektive. Da war ich nicht Regisseur, sondern habe das gemeinsam mit einem Kollegen aus Afghanistan moderiert. Wir haben mit Franz Fischler (früherer EU-Kommissar, Anm.) gesprochen. Am lustigsten war der Besuch bei einer Party mit Tiroler Tracht. Mein Kollege Arman ist mit einer afghanischen Tracht hingegangen. Es ging um Kennenlernen, kulturellen Austausch.

Der "Heimatfilm" wurde für das Festival Wienwoche gedreht. Sind dort noch weitere Sachen von dir zu sehen?

Sobhi Aksh: Ja, mein erster Kurzfilm: "Going 15 minutes over“". Es geht um die Lebenserfahrung eines Flüchtlings: Er fühlt sich nicht wohl, weil er vieles noch nicht geklärt hat.

Muhammad Kasem: Ich habe ihn schon gesehen. Die Hauptfigur (gespielt vom Flüchtling Ibrahim Al-Samarrai, siehe Bild) ist traumatisiert, und kann sich noch nicht in diese Gesellschaft integrieren. Es gibt eine Lücke zwischen ihm und der Gesellschaft und er kann diese Lücke noch nicht ausfüllen.

"Die Flüchtlinge sind Teil der Lösung"
Was ist diese Lücke?

Sobhi Aksh: Er hat einen Termin in der Arbeit verpasst, ist um fünfzehn Minuten zu spät gekommen. Er wusste nicht, dass das hier so ein großes Thema ist, wenn man zu spät kommt. Auf der Flucht war er oft viele Stunden unterwegs und war oft in Gefahr, er hatte viele schwierige Erfahrungen. Man kann das nicht nachfühlen. Ich bin selbst zu Fuß unterwegs gewesen. Man ist mit vielen schlechten Menschen konfrontiert, man muss sehr geduldig sein. Als er dann da war, war er gar nicht so froh, dass er es geschafft hat. Er hat keinen Bock darauf ein neues Leben aufzubauen, es wurde innerlich etwas zerstört.

"Keiner zeigt den Leuten, wie man sich integriert"

Gibt es in Syrien auch einen anderen Umgang mit Zeit?

Muhammad Kasem: In Österreich ist Pünktlichkeit ein wichtiger Wert. In Syrien ist es kein großes Thema, wenn jemand einmal 15 Minuten später kommt. Das ist nur ein kleines Beispiel, aber es gibt tausend andere. Die Einheimischen erwarten, dass man sich in so kurzer Zeit integriert, aber keiner zeigt den Leuten, wie man es machen soll.

Sobhi Aksh: Ich will auch eine eigene TV-Serie starten, damit die Österreicher unsere Kultur besser verstehen, "Getting Syrious" soll sie heißen. Eine Folge habe ich schon gedreht und bei Fernsehsendern eingereicht. Ich will Vorbilder zeigen, erfolgreiche Flüchtlinge treffen und Interviews machen. Die andere Seite zeigen.

Wenn die Politiker sagen: Es können nicht alle Flüchtlinge kommen. Habt ihr da auch Verständnis dafür?

Muhammad Kasem: Es ist selbstverständlich, dass nicht alle kommen können. Aber es muss eine Lösung geben. Es gibt viele, die gar nicht hierher kommen wollen. Aber sie haben keine andere Wahl. Wir müssen diese Leute unterstützen, damit sie dort weiter leben können. Aber wenn wir nur den Leuten helfen, die hierher kommen, dann werden auch die anderen herkommen wollen. Viele Entscheidungen von Politikern finde ich bescheuert.

Sobhi Aksh: Ich habe am Stephansplatz letztes Jahr eine Video-Straßenumfrage gemacht. Ich habe den Leuten ein Handyvideo gezeigt, wo es um ein Massaker bei Damaskus geht. Bei anderen schrecklichen Videos, die ich davor hergezeigt habe, haben manche sogar geweint. Aber diesmal haben sie gar nicht reagiert. Manche Österreicher meinten: Wenn es mit Chemie zu tun hat, kann man nichts tun. Niemand kann uns helfen. Die Politiker versuchen Lösungen für die Flüchtlinge zu finden, aber nicht für das Hauptproblem in Syrien. Sie sprechen immer nur vom IS, haben aber vergessen, wer das Problem verursacht hat, und das war Assad.

Muhammad Kasem: Das habe ich gemeint mit bescheuerten Entscheidungen. Die Regierung, die das Problem in Syrien verursacht hat, wird nicht fallen gelassen, obwohl jeder weiß, dass sie chemische Waffen benutzt hat.

Welche Fehler seht ihr?

Sobhi Aksh: Sie haben Grenzzäune aufgebaut, wollten die Flüchtlingskrise beenden. Es wurde viel Zeit und Geld verschwendet. Wenn ich zum Beispiel in Syrien unter dieser Gefahr lebe, wird mich ein Grenzzaun nicht stoppen. Es war schon vor zwei Jahren sehr gefährlich, es gab viel Polizei. Aber ich habe es mit meiner Motivation geschafft. Ich hatte meinen kleinen Bruder dabei und meine Mutter lebt seit zehn Jahren hier in Österreich. Ich musste es einfach schaffen.

Aleppo: Ein Gefühl der Machtlosigkeit

Informierst du dich laufend über deine Heimatstadt Aleppo?

Sobhi Aksh: Ja, sicher. Aleppo ist in allen Nachrichten. Zu sagen, "Es macht mich traurig", ist nicht genug. Das Problem für mich und manche meiner Freunde ist, dass man nichts machen kann. Dass wir hier sind und nichts dagegen machen können.

Ist das ein Gefühl der Machtlosigkeit?

Sobhi Aksh: Ja.

Hast du noch viele Freunde in Aleppo?

Sobhi Aksh: Ich habe zwei Freunde in Aleppo.

Wollen die auch weg?

Sobhi Aksh: Alle wollen weg. Aber nicht alle schaffen es. Bei manchen wollen die Eltern in Syrien bleiben. Manche wollen kämpfen und die Rebellen unterstützen. Manche können sich die Reise aber einfach nicht leisten. Man braucht mindestens 2000 bis 3000 Euro, oft auch viel mehr. Das ist für viele zu teuer. Und es ist sehr gefährlich.

Mit dem kleinen Bruder auf der Flucht

Wie ist deine eigene Flucht abgelaufen?

Sobhi Aksh: Ich bin zuerst in die Türkei. Dort habe ich zwei Jahre auf ein Visum gewartet. Als ich noch immer keine Antwort von der österreichischen Botschaft hatte, habe ich gesagt: Ich kann nicht mehr länger warten. Die Zeit war sehr schwer. Ich war siebzehn, mein kleiner Bruder zwölf. Wir hatten aber keine finanziellen Probleme. Wir hatten eine Wohnung, ich habe immer gearbeitet.

Wie seid ihr dann weitergeflüchtet?

Sobhi Aksh: Von der Türkei bis nach Ungarn, alles zu Fuß. Und dann mit dem Taxi nach Österreich. Aber es hat erst beim vierten Versuch funktioniert. Ursprünglich wollte ich mit einem Boot nach Italien kommen. In der Türkei habe ich mir am Strand die Boote angesehen und habe überlegt: Soll ich einsteigen oder nicht? Drei Mal bin ich nicht eingestiegen. Dann gab es die Möglichkeit mit dem Boot nach Rumänien zu fahren. Da bin ich eingestiegen. Nach einer Viertelstunde ist der Motor ausgegangen.

Wie seid ihr dann gerettet worden?

Sobhi Aksh: Zum Glück waren wir noch in der Nähe vom Strand. Ein anderes Boot ist gekommen und hat uns zurück zur türkischen Küste gebracht.

Welche Möglichkeiten hattest du, mit anderen Menschen zu kommunizieren?

Sobhi Aksh: Ich hatte ein Handy dabei. In jedem Land habe ich eine SIM-Karte gekauft, der Schlepper hat sie uns gebracht, wir waren in Häusern versteckt, in kleinen Dörfern. Die Schlepper machten uns Angst, sagten, dass wir uns nicht frei bewegen sollen. Er meinte, er bringt uns alles was wir brauchen, hat natürlich teurere Preise verlangt.

Muhammad Kasem: Das ist eine der Sachen, die die Leute nicht verstehen. Viele sagen: Warum haben die Flüchtlinge teure Handys? Aber das ist das einzige, was sie haben und es ist das wichtigste. Wenn man unterwegs ist, kann man nicht ohne Handy überleben.

Sobhi Aksh: Die Leute verstehen nicht, dass unser Problem nicht finanziell ist.

Wie war das Gefühl, deine Mutter wieder zu sehen?

Sobhi Aksh: Uffff. (denkt nach) Ich hatte sie fünf Jahre lang nicht gesehen, sie ist mit einem syrisch-österreichischen Mann verheiratet. Am ersten Tag in Traiskirchen hat mich die Polizei befragt, ob ich Verwandte hier habe. Und dann haben sie meine Mutter kontaktiert. Sie wusste nicht, dass ich illegal nach Österreich gekommen bin. Das war ein sehr spezieller Moment für mich. Ich habe mich bei der Ankunft gar nicht so wohl gefühlt. Meine Mutter wieder zu sehen war das einzige, was mir zuerst Freude gemacht hat – und dass ich meinen Bruder sicher nach Europa gebracht habe.

Wie ist es in Österreich weitergegangen?

Sobhi Aksh: Ich bin wieder zurück nach Traiskirchen gefahren, um meine Asyldokumente zu machen. Nachdem ich die Papiere hatte, bin ich wieder zurück zu meiner Mutter. Zwei Monate später habe ich einen positiven Asylbescheid bekommen und mit einem Deutschkurs begonnen. Meine Eltern haben mir da geholfen. Ich hoffe, dass ich jetzt bald die Filmakademie oder eine andere Filmschule machen kann. Für Regie ist die Sprache besonders wichtig.

Der Film als dritte Heimat

Willst du in Österreich bleiben?

Sobhi Aksh: Ich will hier bleiben. Wien gefällt mir sehr gut, und meine Eltern sind hier, daher ist es wie meine zweite Heimat hier. Aber in England oder Hollywood, oder wo die Filme sind, die Regisseure und Schauspieler, da ist meine dritte Heimat. Vielleicht werde ich in ein paar Jahren dort leben.

"Die Flüchtlinge sind Teil der Lösung"

Wollen viele wieder zurück nach Syrien?

Muhammad Kasem: Wenn der Krieg vorbei ist, werden die meisten zurück wollen.

Sobhi Aksh: Ja, 70 Prozent. Junge, so wie ich, eher nicht, sie haben hier ihr ein neues Leben begonnen.

Wann willst du deinen ersten Spielfilm machen?

Sobhi Aksh: In drei, vier Jahren. (lächelt) Ich schreibe schon an einem. Wenn ich meine Regieausbildung abgeschlossen habe, will ich alles verfilmen, was ich erlebt habe und was die Leute unterwegs gesehen haben. Jeder, der illegal gekommen ist, hat viele gefährliche Situationen erlebt. Niemand weiß, wie es ist, wenn du bei einem Schlepper lebst. Niemand kann sich das vorstellen. Man hat immer Angst, dass man im Stich gelassen wird.

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