Vom Sport in die Politik: "Weltmeister-Titel bringt dem Gemeinderat gar nichts"

Marion Kreiner wechselt von der Piste in die Politik
Interview. Ex-Snowboaderin Marion Kreiner tritt für die ÖVP in Graz an.

Als Marion Kreiner bekannt gab, den Spitzensport zu beenden, bekam die Snowboard-Weltmeisterin einen Brief. Der Grazer ÖVP-Chef Siegfried Nagl fragte, ob sie sich den Weg in die Politik vorstellen könne. Kreiner lacht. "Zuerst hab’ ich gedacht, vielleicht ist das eine Floskel, die er jedem schreibt."

Es war keine: Die 35-Jährige hat einen Fixplatz auf der ÖVP-Liste für die Kommunalwahlen am 5. Februar.

KURIER: Stadträtin werden - wäre das etwas für Sie?

Kreiner: Das ist jetzt kein Thema, ich schließe es aber nicht für immer aus. Aber ein Sportler steigt ja auch nicht gleich im Weltcup ein. Mir geht es jetzt einmal darum, im Gemeinderat Erfahrungen zu sammeln, das ist ja Neuland für mich.

Also Gemeinderat. Welches Ziel haben Sie dort?

Ich möchte mich dafür einsetzen, dass Kinder und Jugendliche mehr Sport ausüben. Nur zwei Stunden Turnen in der Volksschule, das ist doch eigentlich ein Wahnsinn. Das ist viel zu wenig. Und man müsste sich fragen, was wichtiger ist: Braucht es eine neue Sportstätte mehr oder sollte man den Menschen ermöglichen, die vorhandenen Sportstätten zu nützen?

Sie waren Spitzensportlerin und haben dadurch Promistatus. Politikwissenschaftler Peter Filzmaier nennt Quereinsteiger schmückendes Beiwerk.

Mag sein, dass man das so sieht. Ich selbst sehe mich nicht so. Vielleicht hab’ ich ja auch andere Zugänge und Lösungsansätze, gerade weil ich eine Quereinsteigerin bin. Wenn’s immer die gleichen Personen machen, ist das ja auch langweilig. Aber für mich ist das alles jetzt ein kompletter Neuanfang. Was bringt es denn dem Gemeinderat, dass ich einen Weltmeister-Titel habe? Gar nichts. Ich kann mich da auf absolut nichts ausruhen.

Wo muss man Ihrer Meinung nach mehr kämpfen - im Sport oder in der Politik?

In der Politik. Da sind viel mehr Meinungen zu berücksichtigen. Grad als Einzelsportler hat man ja dagegen viel mehr selbst in der Hand.

Eine Quereinsteigerin hat vielleicht auch mit dem politischen Establishment zu boxen.

Ich hoffe, es wird nicht zum Boxen kommen. Nagl wird ja seinen Grund gehabt haben, mich zu fragen. Ich verstehe natürlich, wenn jemand angefressen ist, weil er seinen Platz nicht mehr hat, weil ich jetzt da bin. Aber im Sport ist das so: Wenn mir ein Quereinsteiger vorne weg fährt, dann wär’ das für mich ein Ansporn, mich selbst viel mehr anzustrengen.

Wie halten Sie es als Frau eigentlich mit Frauenpolitik?

Für die Gleichberechtigung zu kämpfen ist gut. Gewisse Dinge halte ich aber für übertrieben.

Zum Beispiel?

Die Bundeshymne und die Töchter. Ich halte die Söhne für etwas Symbolisches.

Welche Versionen haben Sie auf dem Stockerl gesungen?

Ich summe meistens mit. Ich bin keine große Sängerin.

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