Urteil im Flying Fox Prozess: Betreiber muss Strafe zahlen

Bild von der Anlage über die Mur in Graz
Die beim Unfall mit der Seilrutsche verletzte Frau ist noch immer im Krankenstand.

Ein 54-jähriger Bergführer hat sich am Mittwoch im Grazer Straflandesgericht nach einem Unfall beim "Flying Fox" wegen grob fahrlässiger Körperverletzung verantworten müssen. Der Oberösterreicher hatte im Dezember in Graz vergessen, ein Bremsseil einzuhängen: Eine 35-Jährige wurde schwer verletzt. Das Gericht einigte sich auf eine Diversion. Der Angeklagte muss 1.500 Euro Geldstrafe zahlen.

Seit 2003 hatte der selbstständig tätige Bergführer beinahe jedes Jahr die Seilrutsche vom Dach eines Kaufhauses in Graz über die Mur bis zur Kaimauer installiert. Hunderte Menschen waren seither stets ohne Probleme über die Mur gefahren. Doch am 19. Dezember des Vorjahres war der 54-Jährige abgelenkt, wie er selbst vor Gericht eingesteht: "Es war viel los, viele stellten sich an und ein Reporter machte Interviews. Eine Dame wollte ihr Kind hinunterfahren lassen, das war aber zu leicht. Sie hat ständig bei mir interveniert", schilderte der erfahrene Alpinist die Situation.

Seil nicht eingehängt

Dann war die 35-jährige Grazerin in der Reihe - eine andere Frau hatte sie vorgelassen. Für sie war es das erste Mal beim Flying Fox, weshalb sie auch nicht erkannte, dass etwas nicht stimmte. Normalerweise muss der Bergführer auf der Terrasse des Kaufhauses Dreierlei einhängen: die Rolle, den Klettergurt zweifach und das Bremsseil. Letzteres wird vom Bergführer gleich nach dem Start genommen, um die Fahrt des Gastes zu kontrollieren. Doch als der 54-Jährige nach der Abfahrt der vierten Passagierin zum Bremsseil griff, fiel ihm auf, dass es sich nicht bewegte. Er hatte vergessen, es einzuhängen.

Der zweite Bergführer an der Talstation bemerkte, dass etwas nicht stimmte und rannte mit der zweiten Bremsvorrichtung im Tal der 35-Jährigen so weit es ging entgegen, um sie doch noch abzubremsen. "Ich merkte gleich, dass ich schneller bin, als die anderen, vertraute aber der Anlage," sagte das Unfallopfer vor Gericht. Ein Eingreifen wäre ohnehin nicht für sie möglich gewesen.

Frau noch immer im Krankenstand

Das Bremsmanöver des zweiten Bergführers am Murufer reichte nicht, um den Anprall an der Kaimauer zu verhindern. Die Grazerin erlitt mehrere Brüche an Kopf, Wirbeln, Schultern und Beinen. Sie wachte erst im Spital auf, ist seither im Krankenstand und hat immer noch Schmerzen. Ob sie dauerhafte Schäden davonträgt, ist noch offen.

Dem Bergführer tut der Unfall leid. Er hatte die 35-Jährige im Krankenhaus besucht und ihr Blumen gebracht. Seine Versicherung hat auch schon Schmerzensgeld bezahlt. "Ich denke, ich mache keine Flying Fox mehr," meinte der Angeklagte. Ihm gehe der Unfall nahe. Das Gericht stimmte einer Diversion zu: Der Oberösterreicher muss 150 Tagsätze zu je zehn Euro bezahlen.

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