Urlauber gehen unfreiwillig baden

Mit Humor nahmen die Campinggäste in Klagenfurt den Starkregen
Heftige Regenfälle sorgten in vielen Landesteilen für Probleme. Im Bergland bleibt die Lage angespannt.

"So nahe am Wörthersee wollten wir eigentlich gar nicht campen", lacht Gerhard Obmann aus Linz und stapft bloßfüßig durch das rund 30 Zentimeter tiefe Wasser im Einfahrtsbereich des Campingplatzes beim Strandbad in Klagenfurt. Aber nicht der nahegelegene See war über die Ufer getreten, vielmehr hatte Starkregen das Areal Montagvormittag binnen Stunden überschwemmt.

Die jugendlichen Camper nehmen es locker, driften mit Rädern durch die Fluten oder packen die Luftmatratzen aus. Ältere Personen werden mit einem vom Campingplatz-Betreiber zur Verfügung gestellten Golf-Cart durch das Nass chauffiert. Die Feuerwehr Klagenfurt kann schließlich die am Gelände entstandenen "Seen" rasch wieder abpumpen. "Zum Glück waren die Zeltplätze nicht beeinträchtigt. Es gibt auch keine Abreisewelle", berichtet Campingplatz-Geschäftsführer Thomas Freund.

In Kärnten purzelten auch die bundesweiten Tages-Rekordregenwerte: "102 Liter binnen sechs Stunden waren es in Flattnitz an der Grenze zur Steiermark und 80 Liter in Friesach im Bezirk St. Veit. Das ist schon sehr, sehr außergewöhnlich", betont Josef Lukas vom Wetterdienst Ubimet.

74 Feuerwehreinsätze wurden im gesamten Bundesland bis Mittag gezählt. Es galt, Keller auspumpen und Straßen von umgestürzten Bäumen zu befreien. In St. Veit setzte ein Blitz den Dachstuhl eines Wohnhauses in Brand. Die Feuerwehr konnte die Flammen löschen, Personen kamen nicht zu Schaden.

Im Westen Österreichs waren bereits am Sonntag schwerer Unwetter über einzelne Landesteile gezogen. Die Front zog von den Kitzbüheler Alpen Richtung Salzburg. In Fügen im Tiroler Zillertal trat wegen einer Verklausung ein Bach über die Ufer. In Osttirol musste die Feuerwehr bei Ainet einen Waldbrand löschen, den ein Blitzschlag ausgelöst hatte.

Riesige Hagelmengen

In Salzburg waren vor allem der Pinzgau und der Pongau betroffen. Hagel, Starkregen und Sturmböen verursachten schwere Schäden. Rund 330 Feuerwehrleute mussten ausrücken, um verklauste Straßen, Wege, Bäche und Kanäle frei zu räumen, umgestürzte Bäume zu entfernen und überflutete Keller auszupumpen.

In der Gegend von Taxenbach, Lend und Schwarzach schlug der Hagel heftig zu. "An so etwas kann ich mich seit Jahren nicht erinnern", sagt Markus Buzanich, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr von Schwarzach im Pongau. In dem Ort waren die Mengen an Hagelschloßen, die binnen einer halben Stunde vom Himmel kamen, derart groß, dass Hagelmatsch eine Unterführung überschwemmte. Allein in der Landwirtschaft entstand ein Schaden von 850.000 Euro.

Auch am Montag verzeichnete Ubimet praktisch über ganz Österreich hinweg Starkregenfälle. "Die Niederschlagsmengen sind teils gewaltig", sagt Meteorologe Josef Lukas. Neben Kärnten regnete es besonders vom Mühlviertel bis Linz extrem stark. Innerhalb von 24 Stunden fielen dort bis zu 90 Liter pro Quadratmeter.

Während es westlich von Salzburg heute, Dienstag, wieder auflockern soll, bekommt das westliche Bergland weiteren Regennachschub. "Von Vorarlberg bis ins Salzkammergut wird es bis Mittwoch sehr nass bleiben", sagt Lukas. Das lässt die Gefahren für Muren und Hangrutschungen weiter steigen, da die Böden das Wasser teilweise nicht mehr aufnehmen können.

In Tirol sind die Landesgeologen in Alarmbereitschaft. Bereits am frühen Montagmorgen hatten sie ihren ersten Einsatz. "In Grins bei Landeck hat es bei einem Hang um vier Uhr eine explosionsartige Entlastung gegeben. Es kam zu einem Bergrutsch, der direkt vor einem Wohnhaus stoppte", erzählt Landesgeologe Thomas Figl.

Murengefahr

Der Hang konnte gesichert werden. "Er muss aber saniert werden, sobald sich das Wetter wieder beruhigt hat", erklärt Figl. Ein Regenende war Montagnachmittag in Tirol aber noch nicht in Sicht: "Wenn es weiter solche Niederschläge gibt, wird es sicher noch weitere Ereignnisse geben", vermutet Figl.

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