Unwetter fordern Tote und Verletzte
Als Tausende Helfer in den betroffenen Gebieten glaubten, das Schlimmste sei überstanden, fegte in der Nacht zum Sonntag bereits die nächste Unwetterfront über sie hinweg. In Teilen der Obersteiermark, Kärntens, Tirols und Salzburgs herrscht nach den jüngsten Gewittern Katastrophenalarm. Besonders in der Steiermark ist die Lage so schlimm, dass das Bundesheer für einen Assistenzeinsatz angefordert werden musste. Die Unwetter haben bereits zwei Todesopfer gefordert. Nachdem auf einem Feuerwehr-Jugendcamp im Bezirk Murau, wie berichtet, ein 13-jähriger Jungfeuerwehrmann aus NÖ im Sturm von einem umherfliegenden Metallteil erschlagen wurde, traf in Waldzell in OÖ ein Blitz einen 77-jährigen Fußgänger. Der Mann konnte zunächst reanimiert werden, starb aber wenig später.
Mure
Durch den Abgang einer 40 Meter breiten Mure auf die Großarler Landesstraße ist der Salzburger Tourismusort seit Samstagabend von der Außenwelt abgeschnitten. Mehrere Autos wurden dabei verschüttet, zwei Salzburger mussten von der Feuerwehr aus ihrem Wagen befreit werden. Insgesamt mussten vier Personen per Hubschrauber ins Spital gebracht werden, darunter eine schwangere Frau wegen bevorstehender Geburt. Zwei Notlager wurden eingerichtet, da die Straßen nicht befahrbar waren.
Laut Thomas Wirnsperger vom Tourismusverband Großarl ist der Ort derzeit mit mehr als 4000 Touristen nahezu ausgebucht. "Der Urlauberschichtwechsel war am Wochenende natürlich davon betroffen. Die neuen Gäste konnten am Sonntag nicht zu den Hotels. Hunderte harrten in St. Johann aus und warteten die Entwicklung ab", sagts Wirnsperger, bei dem im Tourismusbüro die Telefone heiß liefen. Jene, die die Heimreise nicht antreten konnten, versuchten eine Nacht zu verlängern.
In Oberwölz im steirischen Bezirk Murau, ist die Nacht auf Sonntag noch schlimmer gewesen, als jene auf Samstag. Und gegen Abend spitzte sich die Lage erneut zu. Die Bewohner eines Altersheimes mussten vom Erdgeschoß in die oberen Stockwerke verlegt werden. Der Schöttlbach stieg massiv an, da sich das Bachbett mit Anlandungen stark angefüllt hatte, erklärte Feuerwehrsprecher Walter Horn. Auch eine Siedlung mit mehr als 200 Personen entlang des Bachbettes wurde wieder evakuiert. Drei Gehöfte waren hier von der Außenwelt abgeschnitten. "Schön langsam werden die Einsatzkräfte müde", meinte Horn.
Uniformierte
Im steirischen Bezirk Liezen ist das Schadensausmaß derart groß, dass das Bundesheer anrückte, um im Raum Öblarn bei den Aufräumarbeiten zu helfen (siehe dazu auch Interview unten, Anm.). Die Uniformierten sollen bei der Beseitigung von Verklausungen helfen und Behelfsbrücken bauen. In Donnersbachwald sitzen rund 400 Touristen fest.
Im Bezirk Liezen waren durch Vermurungen vier Almen in der Sölk nicht erreichbar. Die Sölkpass-Straße wurde teilweise zerstört. "Wir haben mehrere Menschen und einen Hund mit dem Helikopter ausgeflogen", sagt Feuerwehrsprecher Christoph Schlüßlmayr.
Auf dem Sölkpass musste nach einem vermissten Wanderer gesucht werden. Seine Kollegen wurden zu Mittag gefunden, der Mann blieb weiter abgängig. Erst am Nachmittag wurde der Vermisste von der Bergrettung unversehrt aufgefunden und zu einer Hütte gebracht.
Betroffen von Gewittern mit Starkregen und Vermurungen waren in Tirol das Ziller-, Wipp- und Stubaital sowie Osttirol. Die Einsatzkräfte mussten wegen Hangrutschungen und überfluteter Keller ausrücken. Auf der Felbertauernstraße wurde der Wagen eines 45-jährigen Schweden von den Schlammmassen erfasst. Der Mann und seine Begleiterin blieben unverletzt. Das Open Air der Zillertaler Schürzenjäger in Finkenberg musste am Samstag wegen der Unwetter abgesagt werden. Sonntagnachmittag wurde die Wasserrettung und die Feuerwehr Ginzling im Zillertal alarmiert, ein Mann soll in den Floitenbach gestürzt sein. Es wurden Auffangbecken eingerichtet und Suchposten besetzt.
Wie hoch der Schaden durch das Unwetter ist, ist noch nicht absehbar. Bund und Land haben den Betroffenen Hilfe aus Mitteln des Katastrophenfonds zugesichert.
Sonntagvormittag wurde das Bundesheer für die Aufräumarbeiten angefordert. Oberst Rudolf Wabnegg hat das Kommando in Öblarn, Bezirk Liezen, inne. Der Assistenzeinsatz des Bundesheeres hat noch am Sonntagnachmittag begonnen.
KURIER: Wie ist die Lage rund um Öblarn?
Rudolf Wabnegg: Es schaut furchtbar aus hier, die Feuerwehr leistet hervorragende Arbeit. Wir haben schlechtes Wetter, manche Schäden sind bekannt, manche kennen wir noch gar nicht.
Wie viele Soldaten kommen zum Einsatz?
Sonntag treffen 35 Pioniere ein, sie werden die Feuerwehr unterstützen. Montagfrüh kommen Erkundungsteams aus Villach, um per Hubschrauber die Lage zu erkunden. Im Laufe des Tages kommt eine Pionierkompanie mit etwa 120 Leuten aus Villach mit technischem Gerät. Es sind gut ausgebildete Grundwehrdiener und Kadereinheiten dabei.
Was sind die Hauptaufgaben?
Wir stellen gemeinsam mit der Wildbach- und Lawinenverbauung, den Landesgeologen und der Baubezirksleitung eine Expertise auf. Dann werden wir die Schadstellen abarbeiten. Ab Dienstag wird die Pionierkompanie Behelfsbrücken bauen, Verklausungen beseitigen und auch Hangsicherungsmaßnahmen durchführen.
Wie lange werden die Aufräumarbeiten dauern?
Im Laufe des Montags können wir die Dauer vermutlich abschätzen. Wir wollen so professionell wie möglich in den Einsatz gehen, damit wir ihn rasch abschließen können und unsere Kräfte nicht zu lange gebunden sind.
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