"Löcher in Mauern schlagen"

APA11661392 - 27022013 - WIEN - ÖSTERREICH: vlnr.: Emir von Katar, Hamad Bin Khalifa Al-Thani und seine Frau Sheikha Mozah bint Nasser al Missned und der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch, 27. Februar 2013, im Rahmen des UNO-Forums "Allianz der Zivilisationen" in Wien. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Konferenz in Wien mit klarem Bekenntnis zu Toleranz und starkem Auftritt Erdoğans.

Ein Hubschrauber kreiste über der Wiener Hofburg, die Ringstraße war teilweise gesperrt, Hunderte Polizisten riegelten den Heldenplatz hermetisch ab. Grund der rigorosen Sicherheitsmaßnahmen: In dem Prunkgebäude begann am Mittwoch eine zweitägige Großkonferenz der „Allianz der Zivilisationen“, die den inter-kulturellen und inter-religiösen Dialog fördern will. Zu dem Event waren Top-Politiker aus aller Welt angereist.

Mauern trennen Menschen, ich möchte Löcher in diese Mauern schlagen“, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon in seinem Statement. Explizit nannte er in diesem Kontext den palästinensisch-israelischen Konflikt und den Krieg in Syrien. Die letztgenannte Krisenregion sei brandgefährlich, weil das Land ein „Mosaik unterschiedlicher Ethnien, Sprachen und Religionen“ sei.

Applaus für Erdoğan

"Löcher in Mauern schlagen"
erdogan-poster in wien
Während die meisten Redner in geschliffenem Diplomaten-Sprech Dialog, Toleranz und Freiheit beschworen, wurde der türkische Premier Tayyip Erdoğan (er war neben dem Emir von Katar der Einzige, der seinen Vortrag nicht auf Englisch hielt), konkret: „Jeden Tag sterben in Syrien Frauen und Kinder, und die Welt hat bisher nicht reagiert.“ Das Problem sei, dass zwei Länder (Russland und China) im UN-Sicherheitsrat sämtliche Initiativen mit ihrem Veto blockierten. Er forderte daher eine Reform des mächtigsten UN-Gremiums. Dafür erhielt er spontanen Zwischenapplaus von den rund 1200 Konferenzgästen – was sonst keinem der anderen acht Hauptredner zuteil wurde.

Der Emir von Katar, der sein Statement mit „Im Namen Gottes“ einleitete, sprach von einem „Genozid“, der sich in Syrien abspiele. Dieser und die Besetzung der Palästinensergebiete durch Israel seien „eine Schande für die Menschheit“.

Erdoğan beklagte ferner, dass rassistische Übergriffe und Intoleranz zunehmen würden. Und dass Muslime „Erniedrigungen und Schmähungen“ ausgesetzt seien. „Das ist nicht zu akzeptieren.“ Der Islam sei eine „Religion des Friedens“.

„Einheit in der Vielfalt“

Alle müssten begreifen, dass „Unterschiede jede Gesellschaft bereichern“ würden. Das Idealbild sei „Einheit in der Vielfalt“. „Respekt“ sei das einzige Mittel, um dem „Kampf der Zivilisationen zu entgehen. Der EU-Beitritt seines Landes (siehe auch rechts) wäre ein wichtiger Schritt in die Richtung der Ziele der „Allianz der Zivilisationen“.

Während Bundespräsident Heinz Fischer das funktionierende Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur hierzulande lobte (Österreich sei ein „Melting-Pot“), unterstrich Außenminister Michael Spindelegger die lange Dialog-Tradition der Bundeshauptstadt. Das „Global Forum“ in Wien bezeichnete er als „Denkwerkstatt“ für mehr Toleranz, Religions- und Pressefreiheit.

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