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Uni Innsbruck plagt sich mit Plagiatsvorwürfen
Deutscher Hochschulprofessor darf Doktortitel behalten. Für Plagiatsjäger Stefan Weber ein Beleg dafür, dass in Innsbruck "verschleppt und vertuscht wird".
Für die eigene Uni-Abschlussarbeit massiv abgeschrieben und dann ungestraft davon gekommen? Stefan Weber reiht in dieses Muster zumindest sechs Fälle ein, mit denen sich die Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck in den vergangenen Jahren beschäftigen musste. "Sie dreht das Recht in die Richtung, in die sie es braucht", sagt der Salzburger Plagiatsjäger. Vor Kurzem hat die Uni das Widerrufverfahren des akademischen Doktortitels gegen einen Deutschen eingestellt. Das bestätigt die Hochschule Heilbronn auf KURIER-Anfrage. An der ist der Mann pikanterweise selbst Professor und muss demnach wissenschaftliche Arbeiten beurteilen.
Dessen Dissertation weist laut Weber, der sich auf eine Analyse von "Vroniplag" bezieht, "massive Plagiate auf. Und zwar auf 68 Prozent der Seiten." Der deutsche Tagesspiegel kommentiert den Ausgang des Verfahrens in einem Bericht zu dem Fall bissig: In Österreich sei man offenbar weniger streng als in Deutschland. Doktoranden sei deshalb zu raten: "Sei nicht blöd, promovier lieber in Österreich!" Und Weber kritisiert die Uni Innsbruck scharf: "Es wird verschleppt und vertuscht."
Prominente Verdächtige

Die Erklärung zu den jeweiligen Entscheidungen – so auch im aktuellen Fall um den deutschen Professor – fallen recht dürftig aus. "Es handelt sich um Behördenverfahren, die der Amtsverschwiegenheit unterliegen. Daran müssen wir uns halten", begründet Uni-Sprecher Uwe Steeger die Zurückhaltung bei Medienanfragen. Nur wenn die Betroffenen selbst das wünschten, könne die Öffentlichkeit informiert werden. "Die Entscheidungen beruhen aber auf Gutachten."

Und so kann die Kritik von außen weiter auf die Universität einprasseln. Für eine Titelaberkennung muss in Österreich bewiesen werden, dass in Erschleichungsabsicht wesentliche Teile einer Arbeit ohne Verweise abgeschrieben wurden. Für Weber steht fest, dass auf die Dissertation des deutschen Hochschulprofessors "beides zutrifft".
Die Uni in Zahlen
29.000 An der Universität Innsbruck sind rund 29.000 Studenten eingeschrieben.
4.000 Mit über 4000 Studenten ist die Rechtswissenschaftliche Fakultät die größte der Uni. Sie war auch von den Fällen Stoiber, Schaumburg-Lippe und jenen um einen deutschen Professor betroffen.
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