Umstrittenes Isel-Kraftwerk ruhend gestellt

An der Oberen Isel im Osttiroler Virgental wird es kein Kraftwerk geben.
Bürgermeister geben ihr Projekt auf. WWF sieht den Widerstand gegen Natura 2000 in Osttirol schwinden.

Für die einen ist die Osttiroler Isel ein Flussjuwel. Für die anderen ist ihr Wasser und das ihrer Zubringer eine potenzielle Einnahmequelle. Mehrere Kraftwerke waren an dem Fluss und seinen Zubringern geplant. Umso heftiger war die Gegenwehr der Bürgermeister der Region in den vergangenen Monaten gegen die Ausweisung des Gewässersystems als Natura-2000-Gebiet. Die Bürgermeister von Virgen und Prägraten standen dabei an vorderster Front, da sie seit Jahren gemeinsam mit einer privaten Firma ein Kraftwerksprojekt an der Oberen Isel verfolgen.

Die dafür gegründete GmbH hat nun die Gemeinderäte der beiden Dörfer informiert, dass sie die Behörde ersucht hätten, "das Verfahren bis auf Weiteres ruhend zu stellen". Als Grund werden in dem Schreiben die rechtlichen Unwägbarkeiten genannt, was "die mögliche Naturverträglichkeit des Projekts" betrifft, sobald die Obere Isel wie angekündigt als Schutzgebiet nominiert wird. Das klingt vernünftig und ist dennoch erstaunlich.

Langes Beharren

Denn die beiden Bürgermeister des Virgentals verfolgten ihr Vorhaben auch weiter, nachdem es 2014 durch ein Vorprüfverfahren des Landes gefallen war. Und auch dass Landeshauptmann Günther Platter seinen ÖVP-Parteikollegen ausrichtete, dass ihr Kraftwerk unabhängig von Natura 2000 wenig Chancen hat, beeindruckte die Ortschefs lange nicht.

"Endlich haben sie verstanden, dass dort kein Kraftwerk gebaut werden kann", zeigt sich Tirols WWF-Chef Christoph Walder erfreut. Dass die Betreiber sich die Hintertüre offen gelassen haben, dass Projekt bei rechtlicher Klarheit wieder voranzutreiben, beunruhigt Walder nicht: "Das Ruhendstellen eines Verfahrens ist meist der Anfang vom Aus." Insgesamt sieht er die große Aufregung rund um Natura 2000 in Osttirol langsam abebben. "Ich glaube, dass die Entscheidungsträger nun in einen konstruktiven Weg einscheren", sagt Walder.

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