Um 65 Cent 60 Cent eingemahnt
65 Cent kostete das Porto für eine per Post verschickte Mahnung wegen einer 60-Cent-Schuld, die die Auswüchse der Bürokratie aufzeigen. Eine Zahlungsaufforderung in dieser Höhe erhielt kürzlich ein Unternehmer aus Wernberg bei Villach, der mit der Begleichung der Grundsteuer in Verzug gekommen war.
"Diese Geschichte ist unglaublich, weil das Mahnschreiben mehr gekostet hat als die Behörde letztlich damit einnimmt", bestätigt der Adressat, Michael Runda, einen entsprechenden Bericht des Lokalblatts Woche.
Folgender Hintergrund ließ den Amtsschimmel lautstark wiehern: Runda besitzt ein kleines Waldstück in Wernberg, für das er jährlich 1,80 Euro Grundsteuer entrichten muss. Um nicht ständig mit der Zahlung dieser minimalen Summe konfrontiert zu werden, leistete er vor Jahren eine Überzahlung, die von der Verwaltungsgemeinschaft Villach – sie ist für die Einhebung der Grundsteuer in sämtlichen 19 Gemeinden des Bezirks Villach-Land zuständig – gegenverrechnet wurde.
Dass er nur mehr über einen Bonus von 1,20 Euro verfügte, übersah er heuer. Folglich flatterte nun die Mahnung wegen der ausstehenden 60 Cent ins Haus. "Ein Minus-Geschäft für die Behörde. Diese Beamten-Logik muss mir erst jemand erklären", seufzt der Unternehmer.
"Sind verpflichtet"
Bei der Verwaltungsgemeinschaft versucht man es postwendend. "Wir sind mit der Sache nicht glücklich, aber von Gesetz wegen verpflichtet, so vorzugehen – auch wenn das Porto von 65 Cent mehr ausmacht als die ausstehende Grundsteuer", verteidigt Behördenleiter Christian Mente die Vorgehensweise.
Auf Spesen verzichtet
Runda hätte bereits bei der vor mehreren Wochen verschickten Vorschreibung sehen müssen, dass sein Guthaben aufgebraucht sei. "Letztendlich muss er froh sein, dass wir keine Mahnspesen verrechnet haben. Davon sehen wir aus Kulanzgründen bei Beträgen unter drei Euro ab", sagt Mente. Sein Rat: Runda möge einen Abbuchungsauftrag unterschreiben.
Dieser will aber stattdessen seine bisherige Praxis beibehalten. Anstatt der eingeforderten 60 Cent hat er sechs Euro überwiesen. "Damit ich wieder ein paar Jahre meine Ruhe habe", lacht er. Es sind derer drei.
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