Ulrichsbergtreffen: Gemeinschaft keilt neue Mitglieder

Nur noch 100 Mitglieder zählt die Ulrichsberggemeinschaft. Am 4. Oktober findet das nächste Treffen statt
Kassen sind leer, Land streicht Förderung. Aber Ulrichsbergtreffen soll nicht zum Auslaufmodell werden.

190 aufrechte Kärntner Veteranen – so gering wie im Vorjahr war das Interesse am traditionellen Ulrichsbergtreffen noch nie. Die veranstaltende Ulrichsberggemeinschaft (UBG) will nun verhindern, dass die Feier zum Auslaufmodell mutiert. Sie wirbt aktiv um neue Mitglieder, die nicht nur das Gedankengut hochhalten, sondern auch Geld in die leeren Kassen spülen. Denn das Land hat sämtliche Förderungen gestrichen.

Bis zu 7000 Personen pilgerten Ende der 1990er-Jahre auf den Ulrichsberg nahe Klagenfurt – um der Opfer der Weltkriege und des Kärntner Abwehrkampfes zu gedenken, sagen die Einen; um rechtsextremes Gedankengut auszutauschen, kritisieren die Anderen. Fakt ist, dass die Teilnehmerzahlen extrem zurückgingen.

Um diesem Trend entgegenzuwirken, werden nun Sympathisanten gekeilt. "Wir haben 115 Vereine in Kärnten, Steiermark, Wien und Niederösterreich angeschrieben, um neue Mitglieder zu gewinnen", erklärt Hermann Kandussi, Präsident der UBG. Auf Nachfrage betont er, dass es sich dabei um "normale Kameradschaftsvereine" handelt.

Hintergrund der Aktion: mit den Veteranen geht der Gemeinschaft auch das Geld aus. Derzeit sind 100 Mitglieder registriert, die jährlich ihren finanziellen Obolus von 30 Euro leisten.

"Keine Distanzierung"

Die Förderung von Landesseite betrug bisher 11.000 Euro jährlich und wurde nun gänzlich gestrichen. "2014 wurde mit Herrn Kandussi vereinbart, dass sie letztmalig ausbezahlt wird. Er würde auch keine Subvention mehr benötigen, weil es kein Ulrichsbergtreffen mehr gebe, hieß es. Daher war ich überrascht, als heuer wieder ein Ansuchen gestellt wurde", sagt Kulturlandesrat Christian Benger (ÖVP). Außerdem habe es nie die Distanzierung von NS-Gedankengut gegeben.

Das Treffen findet 2015 statt. Allerdings werden sich die Veteranen am 4. Oktober nicht am Ulrichsberg, sondern in Pörtschach am Berg (Gemeinde Maria Saal) einfinden – zum zweiten Mal in der 57-jährigen Geschichte. "Wegen eines Felssturzes im November 2014 ist der Weg zur Gedenkstätte am Ulrichsberg nicht sicher", sagt Kandussi. Das hohe Alter vieler Mitglieder wird bei der Wahl des Ortes auch keine Nebenrolle gespielt haben.

Wie jedes Jahr beobachtet der Verfassungsschutz das Treffen mit Argusaugen. "Die Anziehungskraft hat in den letzten Jahren stark abgenommen. Wir werden dafür sorgen, dass auch heuer alles ruhig verläuft", berichtet Helmut Mayer vom Landesamt für Verfassungsschutz.

2012 sorgte die Auswahl des Festredners für Wirbel: Dabei handelte es sich um Herbert Belschan von Mildenburg, ein Ex-Mitglied der Waffen-SS. "Heuer werde ich die Rede selbst halten", betont Kandussi. Er spricht von einer Veranstaltung im kleinen Rahmen. "Mit Wortgottesdienst, Festrede – und Gulaschsuppe."

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