Nicht jeder neue Pendlerzug ein Hit

Wilfing im Regionalzug
Der öffentliche Verkehr wird forciert. Aber nicht jede Neuerung erfährt sofort der Kunde.

Der Nationalrat hat am Mittwoch die Pendlerpauschale ausgeweitet. Mitarbeiter, die vom Chef eine Öffi-Dauerkarte bekommen, müssen die nicht mehr als Bezug versteuern. Und: Pendler können jetzt einen Euro pro Kilometer Arbeitsweg steuerlich absetzen.

Verkehrsexperten erwarten, dass durch dieses Zuckerl vor der Nationalratswahl und wegen der steigenden Benzinpreise und des Wiener Parkpickerls in der Ostregion noch mehr Pendler vom Auto auf den öffentlichen Verkehr umsteigen.

Die ÖBB bestätigten eine Zunahme an Fahrgästen. Seit Dezember gibt es auch ein neues, attraktiveres Verkehrsangebot. Doch so manche neue Zugverbindung bleibt ein Geheimtipp, weil die Bewerbung fehlt. Oft erfährt man davon über Mundpropaganda.

Diese Erfahrung machte am Mittwoch Niederösterreichs Verkehrslandesrat Karl Wilfing bei einem Lokalaugenschein im Regionalexpress (REX) 200. Das Land NÖ finanziert seit Dezember einen Früh- und Abendzug, der die Pendler von Krems in einer Stunde direkt zum Wiener Westbahnhof und retour bringt, mit einer halben Million Euro jährlich.

Bei der Abfahrt um 7.41 Uhr waren in den Zugabteilen noch viele Plätze frei. „Ich bin wegen dieser neuen Verbindung vom Auto umgestiegen, weil sie deutlich schneller ist als die alte“, erklärte Herwig Hauenschild aus Krems dem Verkehrspolitiker. Die neue Verbindung hat der Pendler im Fahrplan und nicht am Bahnhof gefunden. „Die Retourfahrt um 19.20 Uhr ist für viele zu spät, aber für mich passt sie. Da kann ich außerdem am Laptop im Zug noch weiter arbeiten“, sagt Hauenschild.

Lob für den neuen Zug und die ÖBB hört Wilfing von einem Schweizer, der jetzt in Langenlois lebt. „Die Leistung der Bahn ist besser als ihr Ruf“, erzählt Claudio Passardi, der es von seiner Heimat gewohnt ist, dass ländliche Zugstrecken im Stundentakt befahren werden. Passardi schmunzelt nur über das Wagenmaterial: „Etwas historisch, aber das hat einen gewissen Charme.“

Späte Rückfahrt

Christine Krejs aus Krems, deren Büro in der Wiener City liegt, nützt den REX 200 gern. „Da bin ich mit dem Westbahnhof näher am Büro dran.“ Ihr ist die Rückfahrt um 19.20 Uhr zu spät. Und sie vermisst Verbindungen von Wien nach Krems nach 22 Uhr. „Das sind Theaterzüge und keine Pendlerverbindungen. Da müssten die Gemeinden an der Strecke mitzahlen“, klärt sie Wilfing auf.

Zufriedener ist die Pendlerin mit der Pünktlichkeit, „seit bekannt ist, dass die Bahn für Verspätungen zahlen muss“.

„Das war auch unser Ziel. Deshalb haben wir die Auftragsvergabe an die ÖBB mit Bedingungen wie Pünktlichkeit und Sauberkeit verknüpft“, erklärt Wilfing.

Nicht jeder neue Pendlerzug ein Hit

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