Trockenheit setzt der Landwirtschaft weiter zu

APA7798604-2 - 08052012 - BADEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT CI - THEMENBILD - Illustration zum Thema "Risikomanagement von Wetterextremereignissen und Katastrophen": Ein Traktor wirbelt am 25. August 2003 während der Feldarbeit in der Nähe von Baden (NÖ) aufgrund der anhaltenden Trockenheit Staubwolken auf (ARCHIVBILD). APA-FOTO: HANS KLAUS TECHT
Körnermais-Totalausfall droht in Kärnten und südlicher Steiermark. Ertragseinbußen von bis zu 35 Prozent in Wien.

Die heimische Landwirtschaft rechnet bei der kommenden Ernte erheblichen Eionbußen. Laut ZAMG-Meteorologen gab es im Juli - nach Überschwemmungen im Juni - österreichweit nur 35 Prozent der durchschnittlichen Regenmenge dieses Sommermonats seit Messbeginn 1858. Beim Körnermais drohen in Kärnten und der Südsteiermark Totalausfälle; der Wein gedeiht noch ganz gut. Das Trockenheits-Problem beim Mais schreitet laut Hagelversicherung, "Richtung Norden ins südliche Niederösterreich und ins Burgenland voran". Leiden würden auch Erdäpfel, Sonnenblumen, Sojabohnen und Ölkürbisse. In Wien werden Ertragseinbußen von bis zu 35 Prozent befürchtet. Viel hänge nun davon ab, wie das Wetter in den nächsten Tagen und Wochen ausfallen werde.

Günther Rohrer, Pflanzenbauexperte in der Landwirtschaftskammer, bedauerte, dass die Gewitterfront von Montag auf Dienstag im Osten leider mit nur wenig Regen durchgezogen sei. Nur im Westen habe die Front Entspannung gebracht. "Die Mengenverluste der Ernte steigen täglich bei dem derzeitigen Wetter." Teilweise hätten Landwirte in den besonders trockenen Gebieten Süd- und Ostösterreichs nach der Getreideernte bereits Probleme mit der Bodenbearbeitung. "Von Weizen und Gerste stehen noch Halme, die normalerweise geeggt werden - der Boden ist jetzt oft aber so hart, dass das fast nicht mehr möglich ist. Wir warten auf Regen", so Rohrer.

Wein

In Sachen Weinbau beruhigte Konrad Hackl, Geschäftsführer des niederösterreichischen Weinbauverbandes, für sein Bundesland. "Momentan gibt es noch kein Problem", sagte er. Wie üblich würden die Wein-Terrassen in der Wachau, im Kamp- und im Kremstal bewässert. Wenn es weiter sehr trocken und heiß bleibe, könne es möglicherweise zu Problemen kommen, so Hackl. In der Steiermark hingegen ist es auch dem (jungen) Wein regional zu trocken, sagte der dortige Weinbauverbandsobmann Hans Dreisiebner. "Im Großen und Ganzen" gebe es zwar kein Problem für den steirischen Wein. Aber: "Wenn es jetzt noch zwei Wochen trocken bleibt, wird es Probleme geben, vor allem beim Welschriesling. Auf nicht bewässerten Hangrücken ist es jetzt schon teilweise zu trocken, auch auf sandigen Böden mit wenig Lehmanteil." Vor allem Jungweinanlagen, die heuer im Mai gepflanzt wurden, hätten jetzt schon Probleme. Keine Sorgen macht die Hitze den Wiener Weinbauern. „Die Ernteaussichten für Wien sind qualitativ und quantitativ ausgezeichnet“, berichtete Herbert Schilling, Obmann des Wiener Landesweinbauverbandes. Der Grund: Im April und Mai habe es nämlich so viel Niederschlag wie noch nie gegeben und der Rebstock sei ein Tiefwurzler - deswegen gebe es keine Probleme wegen der Trockenheit.
Man hoffe nur, von Hagelunwettern verschont zu bleiben. Wenn alles nach Plan läuft, dann soll mit der Weinernte Mitte bis Ende September begonnen werden. Erwartet wird eine „durchschnittliche Menge“ von 2,3 Mio. Liter. In den vergangenen Jahren seien die Erträge wegen Hagel und Frost „im unteren Durchschnitt“ gelegen seien.

Wien

Die anhaltende Hitze macht auch den Wiener Landwirten schwer zu schaffen. Denn die inzwischen extreme Trockenheit führt zu Ertragseinbußen von bis zu 35 Prozent, hieß es am Dienstag bei der Landwirtschaftskammer Wien. Betroffen seien in erster Linien der Sojabohnen-, Sonnenblumen-, Kartoffel-, Mais- und Zuckerrübenanbau.
Die Situation der Ackerbauern werde zunehmend problematisch - den letzten bedeutenden Niederschlag habe es in der Bundeshauptstadt Ende Juni gegeben. Die aufgrund der Trockenheit entstandenen Schäden sind laut Landwirtschaftskammer sehr vom Standort abhängig und liegen derzeit zwischen 20 und 35 Prozent.

Arno Mayer, Pflanzen-Gruppenleiter in der LK Steiermark, klagt über Probleme bei den jungen Obstanlagen. Bei Ertragsanlagen auf seichtgründigen Böden sei es auch etwas zu trocken. "Ständig beobachtet" werde die Fruchtgröße, die trotz verhältnismäßig weniger Äpfel pro Baum heuer recht gering sei. "Da sind wir aber guter Hoffnung, dass wir die Kurve noch kriegen", sagte Mayer.

Beeren

Natürlich brauchen auch die verschiedenen Beeren, die hierzulande gedeihen, Wasser. Manfred Wiesenhofer, Beerenobstfachmann der Landwirtschaftskammer Steiermark, erklärt dass auch hier "einige Betriebe mit späten Beerensorten wie Heidel- und Brombeeren mit Trockenschäden zu kämpfen haben". Aber 80 Prozent der Betriebe hätten ihre Ernte ohne Trockenschäden bereits eingebracht.

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