Most Wanted

Tibor Foco mit neuem Bild und Stimmprobe gesucht

Graues Haar, schlaffere Gesichtszüge: So könnte Tibor Foco heute, 59-jährig, aussehen.
© /BKAGraues Haar, schlaffere Gesichtszüge: So könnte Tibor Foco heute, 59-jährig, aussehen.
Mordverdächtiger ist seit 20 Jahren auf der Flucht. Journalist Peter Resetarits, der Foco 1989 interviewte, glaubt nicht an eine Rückkehr.
Von Raffaela Lindorfer
20.05.15, 06:00
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Ich wurde zu lebenslanger Haft für einen Mord verurteilt, den ich nicht begangen habe", hört man Tibor Foco mit zitternder Stimme auf einem Interview-Mitschnitt aus dem Jahr 1989 sagen. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat die Stimmprobe auf ihrer Fahndungsseite veröffentlicht. Foco steht auf der "Most Wanted"-Liste. Seit 20 Jahren ist er auf der Flucht.

Heute wäre der Linzer, dem man den Mord an einer Prostituierten vorwirft, 59 Jahre alt. Das braune Haar dürfte ergraut und der einst durchtrainierte Körper weicher geworden sein. "Das Aussehen verändert sich, aber der Klang der Stimme bleibt im Wesentlichen gleich", erklärt BKA-Sprecherin Silvia Strasser zu der neuen Fahndungsmethode.

Neues Leben

Zusätzlich wurde sein Fahndungsfoto "gemorpht", also am Computer einem künstlichen Alterungsprozess unterzogen. Neue Hinweise seien seit der Veröffentlichung noch nicht eingegangen, sagt Strasser. Wo er sich aufhält, bzw. ob er überhaupt noch lebt, sei völlig offen. Nach dem Tod der Eltern Theodor und Christine ist der einzig noch lebende Verwandte ein Halbbruder, zu dem er schon zu Haft-Zeiten keinen Kontakt mehr hatte.

Tibor Foco mit neuem Bild und Stimmprobe gesucht
© Kurier/Juerg Christandl
Interview mit Peter Resetarits am 12.03.2015 in Wien
"Tibor Foco ist es wohl gelungen, sich eine neue Identität zuzulegen und unbehelligt ein neues Leben anzufangen", meint ORF-Journalist Peter Resetarits zu der Causa. Er hat Foco 1989 im Gefängnis zum Gespräch getroffen – die Stimmprobe stammt aus seinem Fernsehinterview.

Foco war damals bereits seit zwei Jahren wegen Mordes an der Prostituierten Elfriede Hochgatterer in Haft, beteuerte aber stets seine Unschuld. "Sicher, das sagen viele im Gefängnis. Aber je mehr ich mich mit dem Fall beschäftigt habe, umso mehr habe ich den Eindruck gewonnen, dass bei dem Verfahren einiges nicht korrekt abgelaufen ist", erzählt Resetarits. Er beschreibt Foco als "hochintelligent" und "extrem diszipliniert". Im Hochsicherheitstrakt in Stein (NÖ) habe er sich die Figur eines Bodybuilders antrainiert, ein strenges Ernährungsprogramm eingehalten und Jus studiert.

Chance auf Prozess

Tibor Foco mit neuem Bild und Stimmprobe gesucht
© /APA
Tibor Foco Steckbrief 1995
Bei einem Haftausgang an die Uni Linz gelang Foco am 27. April 1995 die Flucht durch ein Toilettenfenster. Mit einem Motorrad, das ihm Fluchthelfer bereitgestellt hatten, fuhr er in die Freiheit und wurde seither nicht mehr gesehen. 1997 wurde das Urteil vom Oberlandesgericht aufgehoben, 2000 erhob die Staatsanwaltschaft erneut Anklage wegen Mordes.

Warum Foco nie die Chance genutzt hat, sich einem neuerlichen Prozess zu stellen und seine Unschuld zu beweisen? "Er war immer der Meinung, er wurde von der Polizei und vom Gericht nicht fair behandelt. Ich wüsste nicht, wieso er nach so vielen Jahren jetzt noch auftauchen sollte", sagt Resetarits.

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