Test gescheitert: Ärzte verweigern eMedikation

Ärzte beklagen zu lange Ladezeiten für die eMedikation
Problematische Entscheidung: Die Mediziner der Modellregion machen nicht weiter.

Herwig Lindners Diagnose ist kurz: "Es funktioniert einfach noch nicht." Der Chef der steirischen Ärzte meint die eMedikation, die seit 25. Mai in Deutschlandsberg erprobt wird, der Bezirk ist Modellregion für Österreich. Erst vor Kurzem wurde das Projekt verlängert, doch am Freitag gaben die steirischen Mediziner bekannt: Sie steigen aus.

Lindner begründet mit Zeitverzögerungen und Problemen mit der Software. "Wenn das System nicht funktioniert, muss es zurück in die Fabrik", fordert der Präsident der Ärztekammer.

Schon Mitte Juli berichtete der Stainzer Internist Martin Georg Millauer, dass es wegen der eMedikation zu zusätzlichen Wartezeiten von bis zu eineinhalb Stunden pro Tag für die Patienten gekommen sei. Schuld daran wären die lange Ladezeiten: Für die eMedaktion werden Medikamente nicht mehr auf Rezepte gedruckt, sondern auf einem Server in Wien abgespeichert. Über die eCard kann dadurch jeder Arzt und Apotheker zugreifen.

Bis zu 4000 Euro Kosten

Das sollte theoretisch die Arbeit einfacher machen, in der Praxis ärgerten sich die rund 60 Allgemeinmediziner im Bezirk Deutschlandsberg aber über technische Schwierigkeiten: Software ihrer Computer sei nicht kompatibel mit dem gesicherten Server und müsste um bis zu 4000 Euro aufgerüstet werden. Jedes einzelne Mittel müsse neu eingegeben und gespeichert werden.

Eine Anmerkung aus dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger hat die steirischen Mediziner aber vollends verärgert: Dort hieß es, die Mediziner lebten in einer Art EDV-Steinzeit. Präsident Lindern ist verschnupft. "Wenn Produzenten von Autos oder Telefonen erkennen, dass ihre Produkte mangelhaft sind, dann rufen sie sie zurück. Der Hauptverband beschuldigt dagegen die Anwender."

Im Hauptverband zeigt sich Vorsitzende Ulrike Rabmer-Koller enttäuscht. "Das ist ein unverantwortlicher Schritt in die falsche Richtung." Die Ärztekammer sollte "konstruktiv mitarbeiten statt blockieren". Wie es mit dem Test weitergeht, ist vorerst offen. In Deutschlandsberg bekommen die Patienten aber nun wieder Papierrezepte.

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