Steinbruch-Projekt wirbelt Staub auf

Gemeinde und Bürgerinitiative kämpfen gegen das Projekt, Sonntag gibt es eine "Protestwanderung".
Vorhaben braucht keine Umweltverträglichkeitsprüfung - es ist um 0,1 Hektar zu klein.

Die bunten Transparente mitten im Ort fallen auf: Kein Schwerverkehr mit Schotter. Kämpfen wir für ein Steinbruchfreies Stübingtal. Jetzt erst recht.

Rund 900 Unterstützer hat eine Unterschriftenaktion im Internet, der Gemeinderat von Großstübing hat gegen das Großprojekt gestimmt: Im 350-Einwohner-Ort nördlich von Graz soll ein Steinbruch entstehen, in dem pro Jahr 155.0000 Tonnen Kalkstein abgebaut werden.

Steinbruch-Projekt wirbelt Staub auf
Großstübing
Nun liegt das Gebiet allerdings in einem Landschaftsschutzgebiet. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung ist aber nicht nötig, dafür ist das Projekt zu klein um exakt 0,1 Hektar, ärgert sich Josef Herzog, Sprecher einer Bürgerinitiative: Erst ab einer Größe von fünf Hektar ist so eine Prüfung vorgesehen.

Doch dieser Steinbruch sei mit 4,9 Hektar eingereicht worden. "Jeder Häuselbauer muss im Landschaftsschutzgebiet bis zu 28 Auflagen erfüllen, von der Farbe bis zu verbotenen Terrassen-Aufschüttungen", schildert Herzog. "Und in dem selben Gebiet macht man einen Steinbruch?"

Schlechte Luft, viel Lärm und noch viel mehr Staub befürchtet Herzog und kündigt für kommenden Sonntag eine "Protestwanderung" an. "Das ist ein Naherholungsgebiet, eine Frischluftschneise für Graz", begründet Herzog. "Auch das Trinkwasser ist in Gefahr."

Spital dagegen

Steinbruch-Projekt wirbelt Staub auf
Vizebgm Josef Herzog
Einen gewichtigen Mitstreiter hat die Initiative im Landeskrankenhaus Hörgas-Enzenbach, das nur ein paar Kilometer entfernt liegt und auf Lungenkrankheiten spezialisiert ist. Betriebsdirektor Wolfgang Feigg fürchtet, dass die Patienten Schaden nehmen könnten: Er hat Einspruch gegen den Steinbruch bei der Bezirkshauptmannschaft eingebracht.

Den Plan, in dem Gelände Stein abzubauen, gab es allerdings schon einmal. 2006 ist er gescheitert, die Unterlagen waren unzureichend. Nun hat eine andere Firma das Projekt übernommen. "Wir halten sämtliche Grenzwerte ein", beteuert Firmenchef Franz Tieber. "Wir würden sie auch einhalten, wenn der Steinbruch in einem Luftsanierungsgebiet liegen würde. Das ist eine Chance für ein ortsansässiges Unternehmen, mehr als 100 Arbeitsplätze abzusichern." Die Größe des Steinbruchs sei vom Vorgänger übernommen worden. "Wir haben das nicht geplant, aber mit Gutachten ergänzt." Er rechne mit durchschnittlich 26 Lkw-Fahrten pro Tag, maximal 35. "Das sind dann zwei, drei pro Stunde. Von uns aus gesehen rechnen wir mit keiner Staub- oder Lärmbelästigung."

Das Grundstück, auf dem abgebaut werden soll, ist übrigens in Privatbesitz. Es zu kaufen, könne sich die Gemeinde leider nicht leisten, bedauert Herzog, auch Vizebürgermeister von Großstübing. "Das Geld dafür hätten wir nicht, so ein Grund ist natürlich vergoldet."

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