Sprengung von Kraftwerk Voitsberg lief nicht wie geplant

Die Sprengung des früheren Kraftwerks im weststeirischen Voitsberg
Nur zwei von drei Gebäudeteilen wurden zerstört. Das Kesselhaus steht trotz 666 Kilogramm Sprengstoff noch immer.

Nicht ganz wie geplant ist am Sonntag die Sprengung des Kohle-Dampfkraftwerks Voitsberg abgelaufen. Zwei Teile der Anlage, Stiegenhausturm und Mittelbau, wurden wie geplant gesprengt. Beim Kesselhaus ging offensichtlich etwas schief. "Ein Teil steht noch. Wir müssen jetzt versuchen herauszufinden, woran das liegt", sagte Porr-Konzernsprecherin Sandra Bauer zur APA.

Das Kohle-Dampfkraftwerk Voitsberg sollte am Sonntag mit 666 Kilogramm Sprengstoff endgültig zu einem Teil der Geschichte werden. Mit 1.760 Einzelsprengungen sollten innerhalb weniger Sekunden die drei Bauten zum Umstürzen gebracht werden. Wie es nun weitergeht, war zunächst offen.

Bester Sprengstoff verwendet

"Die Sprengung wurde von Experten des Bundesheers nach bestem Wissen und Gewissen vorbereitet. Es wurden die besten am Markt erhältlichen Zünder und der beste Sprengstoff verwendet", sagte Christian Fiedler, Sprecher des Militärkommandos Steiermark. Fiedler schloss unmittelbar nach der missglückten Sprengung aus, dass es am Sonntag einen weiteren Sprengversuch geben werde. Grund dafür ist die für eine Sprengung nötige Planung und Vorlaufzeit.

Sprengung von Kraftwerk Voitsberg lief nicht wie geplant
ABD0039_20151108 - VOITSBERG - ÖSTERREICH: Die Sprengung des frühere kohlebetriebene ÖDK-Kraftwerks im weststeirischen Voitsberg ist am Sonntag, 08. November 2015, missglückt. Das Kesselhaus brach nicht wie geplant in sich zusammen. - FOTO: APA/ERWIN SCHERIAU

Einige Stahlträger nicht durchtrennt

Enige Stahlträger seien nicht durchtrennt wurden, hieß es nach einer ersten Besichtigung durch Projektleiter, Sprengtechniker und Statiker. Am Montag wird die Begutachtung fortgesetzt. "Ein Betreten des Gebäudes ist derzeit lebensgefährlich, weshalb morgen mittels technischer Aufstiegshilfen die Begutachtung durchgeführt wird", heißt es in einer Aussendung des Militärkommandos. Gemeinsam mit der Porr werde man nach Vorliegen von Detailkenntnissen weitere Versuche zur Demontage des Gebäudes unternehmen. Für die Bevölkerung bestehe keine Gefahr, alle Sprengladungen seien detoniert.

Wegen der Sprengung war das Gelände im Umkreis von 300 Metern von Polizei und Bundesheer abgeriegelt worden, mehrere Straßen und Verkehrswege der Umgebung waren gesperrt.

Bereits Panne bei Schlot-Abbruch

Der 180 Meter hohe Schlot war schon Anfang August von Roboterbaggern zum kontrollierten Umstürzen gebracht worden. Dieser verfrühte Abbruch war durch eine ungewollte Beschädigung des Fundamentsockels notwendig. Man sprach daher vom "schiefen Turm von Voitsberg".

Ein Video zu den Vorgängen am 4. August 2015

Das Kraftwerk, dessen Block 1 seit 1948 in Betrieb war und dessen letzter produzierter Strom 2006 aus Block 3 floss, war prägend für die Region und von Weitem sichtbar. Nachdem die Reste der Sprengung beseitigt sind, will die Porr das rund 250.000 Quadratmeter große Areal rekultivieren. Die Gemeinde als Käufer erwartet eine grüne Wiese, auf der in Zukunft Gewerbe und Industrie Platz finden sollen.

Der markante Kühlturm fiel bereits im Mai 2013 in sich zusammen. Statt einer Sprengung wurde eine neuartige Seilzugmethode angewendet. Dazu wurde der Stahlbetonmantel mittels Baggern mit etwa 20 senkrechten Schlitzen versehen, um ihn gezielt zu schwächen. Anschließend wurde ein 200 Meter langes Stahlseil um die geschwächte Zone gelegt an denen mit zwei Abbruchbaggern gezogen wurde. Dieser Abbruch verlief planmäßig (siehe Video).

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