S&P-Rating: Kein Bundesland mehr AAA

Wer steckt hinter den drei großen Agenturen? Standard & Poor´s ist Teil des Gemischtwarenladens McGraw-Hill - ein börsennotierter Medienkonzern, der unter anderem Schulbücher verlegt. An McGraw-Hill wiederum sind große Investmentfonds beteiligt sowie Unternehmenschef Harold McGraw. In diesem Jahr soll der US-Konzern aufgespalten werden in eine Bildungs- und eine Finanzmarktsparte, zu der dann auch S&P gehört.
Tirol, OÖ und Wien verloren ihr bisheriges Triple-A-Rating, auch für das Burgenland, NÖ und die Steiermark geht es bergab.

Es kam, wie zu erwarten war: Die US-Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P) hat nach der Herabstufung Österreichs nun auch die Ratings von sechs Bundesländern verschlechtert.

Während Tirol, Oberösterreich und Wien ihr bisheriges Triple-A-Rating verloren, wurde der Ausblick für die bereits schlechter bewerteten Bundesländer Burgenland, Niederösterreich und Steiermark auf "negativ" gestellt. Alle genannten Bundesländer haben jetzt ein "AA+"-Rating, das jenem der Republik entspricht. S&P begründet das Downgrading explizit mit der am 13. Jänner erfolgten Herabstufung von Österreich.

"Die Herabstufungen reflektieren unsere Methodologie, die wir auf lokale und regionale Regierungen anwenden", erläuterte die Ratingagentur. Demnach werde das Rating generell nach oben hin mit der Einstufung des Souveräns begrenzt. Nur in ganz speziellen Ausnahmefällen könnte es besser sein. Diese Kriterien seien aber nicht gegeben.

Kärnten lässt sich nicht von S&P, sondern vom Konkurrenten Moody`s bewerten - und steht weit schlechter da als die übrigen Bundesländer. Salzburg und Vorarlberg verzichten auf eine externe Beurteilung und lassen sich gar nicht raten.

In den herabgestuften Bundesländern zeigte man sich wenig überrascht. "Wenn ein ganzes Haus abgewertet wird, kann nicht ein Stockwerk ausgenommen werden", sagte etwa OÖ-Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP). Unmittelbare Auswirkungen fürchtet er ebenso wenig wie Wiens Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ). "An der Höhe der Zinsen, die wir  für bestehende oder etwaige neue Kredite bezahlen müssen, ändert sich nichts, da wir die Konditionen mit den Banken direkt verhandeln", sagte Brauner.

Banken-Bonität bestätigt

Bestätigt wurde von S&P dagegen die Kreditwürdigkeit der österreichischen Banken. Die Bonität der Erste Group Bank und ihrer tschechischen Tochter Ceska Sporitelna, der Raiffeisen Zentralbank, ihrer Tochter Raiffeisen Bank International und der Kommunalkredit-Bad-Bank KA Finanz werde weiterhin mit "A" eingestuft. Mit Ausnahme der KA Finanz sei der Ausblick der untersuchten Institute "negativ".

Treichl vs Cap

An einem Rating-Nebenschauplatz wies SP-Klubobmann Josef Cap Aussagen von Erste-Chef Andreas Treichl zurück. Treichl hatte in einem News-Interview gesagt, der Verlust des Triple-A-Rating hätte vermieden werden können, "wenn die Regierung rechtzeitig einschneidende Maßnahmen gesetzt hätte, um das Budgetdefizit zu senken". Das sei "gelinde gesagt befremdlich", so Cap. Treichl vergesse offenbar, "dass Österreichs Regierung 2008 und in den Folgejahren völlig richtig auf die weltweite Finanz-und Wirtschaftskrise reagiert habe, indem sie Wachstumsimpulse setzte, Beschäftigungspakete schnürte, Offensivmaßnahmen in Angriff nahm und last but not least Österreichs Banken - auch der Erste Bank - Hilfen in Milliardenhöhe zur Verfügung stellte."

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