Skitourengeher auf den Pisten: Zwischen Verboten und Vermarktung

Am Kitzsteinhorn in Kaprun gibt es eigene Routen für Pistengeher
Alljährlich flammt der Konflikt zwischen Liftbetreibern und Tourengehern von Neuem auf. Während einige Skigebiete auf Verbote setzen, buhlen andere um die Gunst der Anhänger des beliebten Bergsports.

Nach dem kurzen Wintereinbruch im November schmolz in tiefen Lagen der Schnee schnell wieder weg. Ausreichend Kunstschnee sichert in den Skigebieten wieder einmal den Betrieb. Viele Skitourengeher wichen im Vorjahr bei ähnlichen Bedingungen mangels Schnee im Gelände auf die Pisten aus. Auf den schmalen Kunstschneebändern wurde es gefährlich eng.

Skitourengeher auf den Pisten: Zwischen Verboten und Vermarktung
Ernst Brandstätter, Geschäftsführer Flachauer Bergbahnen
Ernst Brandstätter, Geschäftsführer der Flachauer Bergbahnen, zog daher wie etliche andere Skigebiets-Verantwortliche die Notbremse. "Wir haben es nach wie vor aus Sicherheitsgründen verboten. Wenn, wie im Vorjahr, 2500 Leute hinauf gehen und 13.000 hinunterfahren, muss ich reagieren." Da heuer mehr Kunstschnee produziert werden konnte, sei das Problem zwar entschärft. Am Verbot hält er trotzdem fest. Brandstätter sieht in erster Linie ein rechtliches Problem. Er befürchtet, der Pistenbetreiber könnte haften, wenn es zu einer Kollision zwischen Skifahrern und Tourengehern kommt. Zwei Juristen hätten ihm sogar mit einer Anzeige wegen Gemeingefährdung gedroht, rechtfertigt sich Brandstätter. "Es gibt in der Rechtssprechung kaum Eigenverantwortung", klagt er.
Skitourengeher auf den Pisten: Zwischen Verboten und Vermarktung
Michael Larcher, Abteilungsleiter Bergsport beim Alpenverein
Kritik kommt vom Alpenverein. "Wir lehnen ein generelles Verbot für Tourengeher ab. Auch Pisten sind Naturraum", sagt Michael Larcher, Leiter der Abteilung Bergsport. "Tourengeher haben ein Anrecht darauf, am Rand der Piste aufzusteigen. In Bayern ist dieses ,Recht auf Naturgenuss‘ auch gesetzlich verbrieft", meint Larcher.

Parkplätze verstellt

Aus Sicht der Seilbahner gibt es ein weiteres Problem: Tourengeher reisen wie die Skifahrer auch zumeist mit dem Auto an – und verstellen die Parkplätze, die eigentlich für die zahlenden Skigäste gedacht wären. Als beliebter Touren-Hausberg der Wiener war der Unterberg im südlichen Niederösterreich jahrelang ein Hotspot im Konflikt zwischen Tourengehern, Skifahrern und den Liftbetrieben. Die große Zahl an Tourenski-Fans hat auf dem kleinen Privatparkplatz des Naturschnee-Skigebietes für gehörige Platzprobleme gesorgt.

Mit der Übernahme der Bergbahnen 2015 wurde der Konflikt beigelegt. "Wir verlangen von Tourengehern eine Parkplatzgebühr von fünf Euro. Wenn sie nach dem Aufstieg die Lifte benützen wollen, gibt es eigene Stundenkarten. Dann ist natürlich keine Parkgebühr fällig", erklärt Liftbetreiber Erich Panzenböck. Für 75 Euro können Tourengeher auch eine Saisonkarte lösen. Seit der Einführung gebe es keine Streitigkeiten mehr.

Ähnlich wird es im Tennengauer Skigebiet Gaissau-Hintersee gehandhabt. Dort hat der frühere Eigentümer, der Skigebiets-Riese Saalbach-Hinterglemm, vor einigen Jahren Parkgebühren eingeführt (derzeit fünf Euro unter der Woche, sieben Euro am Wochenende, Anm.). Dies sei angesichts von 500 bis 1000 Tourengehern am Tag ein Problem geworden, schildert Helmuth Thomas, Geschäftsführer der Saalbacher Bergbahnen. „Die haben uns den Parkplatz vollgefüllt und die zahlenden Skigäste haben keinen Platz mehr bekommen. Das war also eher ein kaufmännisches Problem." Im Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn selbst gebe es keine Verbote – hat man doch mit der "Mountain Attack" jedes Jahr eines der bekanntesten Skitouren-Rennen Europas zu Gast.

Skitourengeher auf den Pisten: Zwischen Verboten und Vermarktung
Geschäftsführer Norbert Karlsböck
Die Lienzer Bergbahnen bieten seit Jahren eine eigene Saisonkarte für Skitourengeher an. Mit der Karte um 169 Euro sind vier Fahrten am Tag möglich. Mehrere Hundert werden jede Saison verkauft. "Für uns als Bergbahn sind Tourengeher eine willkommene Zielgruppe. Umsatzmäßig ist das aber marginal", sagt Geschäftsführer Klaus Hofstätter. Ihn ärgert aber, dass die Tourengeher immer undisziplinierter auftreten und zunehmend mitten auf den Pisten aufsteigen würden.

Eigene Spur für Touren

Im Gletscherskigebiet Kitzsteinhorn, das vor allem im Herbst von Tourengehern regelrecht gestürmt wird, hat man dieses Problem gelöst: "Wir haben schon vor drei Jahren eigene Skitouren-Routen am Pistenrand markiert", sagt Gletscherbahnen-Chef Norbert Karlsböck. "Diese gute Trennung vermeidet Konflikte." Da es keine Talabfahrt gehe, würden viele Tourengeher auch für Berg- und Talfahrt zahlen. Karlsböck spricht von einem "Basis-Erlös", der im Gesamtumsatz aber "verschwindend" sei. Dennoch wirbt das Skigebiet mittlerweile aktiv um die Bergsportler, etwa mit geführten Touren oder eigenen kulinarischen Angeboten.

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