Sie arbeiten, wenn andere feiern

Alkohol Vortester Polizeikontrolle Alkoholkontrolle Promille GESTELLTE AUFNAHME! Polizist Roland Kienesberger von der Verkehrsinspektion Nietzschestraße Linz, OÖ
Nicht nur das Christkind ist zu Weihnachten fleißig, auch viele Menschen

Die meisten Österreicher werden heute Weihnachten feiern. Doch es gibt auch Menschen, die am Heiligen Abend arbeiten müssen.

Polizist Roland Kienesberger von der Verkehrsinspektion Linz-Nietzschestraße hat diese Erfahrung in den vergangenen 18 Jahren mehrfach machen müssen. Dem heutigen Diensteinsatz sieht der 39-Jährige aber relativ gelassen entgegen: „Meiner Frau wäre es natürlich lieber, wenn ich bei ihr wäre, aber irgendwer muss die Arbeit machen.“ So lange sie keine Kinder haben, sei es für sie beide aber verkraftbar, den Heiligen Abend getrennt voneinander zu verbringen. „Meine Frau hat sich daran gewöhnt, dass ich an Feiertagen nicht immer daheim bin – sie wird aber bei ihren Eltern sein.“ Das gemeinsame Weihnachtsfest des Paares findet 24 Stunden später statt.

Bratwürstel

Um sechs Uhr Früh tritt Kienesberger heute seinen Dienst an – der erst am 25. Dezember (wieder um sechs Uhr Früh) endet. „Zu Weihnachten bleibt es für uns vergleichsweise ruhig, die Leute sind insgesamt auch viel freundlicher als an anderen Tagen“, betont der Beamte. Im vergangenen Jahr sei er stattdessen zu Silvester im Einsatz gestanden. „Das war doch ungleich problematischer.“

Am 24. hängt auch viel vom Wetter ab, ob der Dienst stressfrei verläuft oder nicht. „Sind die Straßen glatt und es schneit, gibt es deutlich mehr Unfälle.“ Alkolenker werden am Heiligen Abend nicht sehr viele erwischt. Verkehrssünder würden Strafen an dem Tag aber nicht sonderlich gern einsehen. „Viele glauben, sie verdienen eine Weihnachtsamnestie.“

Wenn es die Zeit erlaubt, werden Kienesberger und seine Kollegen auf der Dienststelle gemeinsam Bratwürstel und Kekse essen und die elektrischen Lichter ihres Christbaums einschalten.

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Sie schauen darauf, dass Wiens Unterwelt auch am Heiligen Abend sauber bleibt. Alexander Christian und Robert Wacha sind Mitarbeiter der ebswien Hauptkläranlage. „Dienst ist eben Dienst“, nimmt es Christian gelassen und feiert mit Ehefrau und der Tochter bereits zu Mittag.

„Meine Tochter Anna ist zweieinhalb Jahre und wird heuer ihre ersten Weihnachten bewusst erleben.“ Sein Dienst als Werkmeister startet am 24. Dezember um 18.30 Uhr. Genau dann, wenn andere Familien mit der Bescherung beginnen.

Die drei Kinder von Robert Wacha werden zu diesem Zeitpunkt ihre Geschenke in den Händen halten. Denn er und seine Lebensgefährtin haben die Bescherung weit vorverlegt. Zu Florian (11), Jennifer (10) und Raphael (5) kommt bereits um 9 Uhr das Christkind.

„Wir lassen die Vorhänge so lange wie möglich zugezogen“, lacht Wacha. Der Labor-Werkmeister sieht dabei durchaus Vorteile: Wenn Wacha heuer am 25. Dezember nach Dienstende um 7.30 Uhr heimkommt, dann warten seine Kinder schon mit ihren Spielsachen auf ihn.

„Weiße Weihnachten“ stehen in der Autobahnmeisterei Alland nicht unbedingt auf dem Wunschzettel. Denn wenn’s schneit, hat das Räumkommando auf der Außenringautobahn A21 für freie Fahrt zu sorgen. Heiliger Abend hin oder her. Mit drei Mann ist die ASFiNAG-Stelle ständig besetzt, acht haben Rufbereitschaft und müssen bei Schneefall einrücken.

Ein Dienst dauert zwölf Stunden und „unterscheidet sich kaum von einem anderen Tag. Wenn jemand hängen geblieben ist, interessiert es ihn nicht, ob Weihnachten ist. Nur am Abend ist es ruhiger, weil kaum mehr Autos unterwegs sind“, sagen Andreas Ratzberger, Siggi Strubreiter, Andi Hirschhofer, Christoph Lindner sowie Andreas und Thomas Kranl. Die Feiern mit der Familie muss man „eben vorher oder nachher arrangieren.“ Nur den Kindern zu erklären, dass der Papa arbeiten muss, ist schwierig.

Postbus-Lenker Michael Kolba freut sich auf den Dienst

So wie in den vergangenen zwölf Jahren arbeitet Postbus-Lenker Michael Kolba auch heuer wieder am 24. Dezember – freiwillig und er freut sich darauf: „An diesem Tag ist alles anders. Das ist die schönste Zeit zum Arbeiten, keiner der Leute im Bus hat Stress, alle sind freundlich.“

Als Leiter der Verkehrsstelle in Neusiedl am See schaut er drauf, dass jene Kollegen, die Kinder haben, zu Weihnachten daheim sind. Kolba, der noch kinderlos ist, fährt heute von 7 bis 16 Uhr Routen von Eisenstadt bis in den Seewinkel. Die Auslastung an diesem Tag sei „klarerweise“ nicht hoch, in erster Linie würden ältere Kunden die ÖBB-Postbusse nutzen, um Kinder oder Enkelkinder zu besuchen. „Wenn wir nicht wären, müssten manche allein feiern“, gibt der Neusiedler zu bedenken.

Er wird nach Dienstschluss nicht allein feiern, aber es wird eine späte Bescherung. Denn Kolbas Lebensgefährtin arbeitet ebenfalls am Heiligen Abend. Als Krankenschwester macht sie erst um 21.30 Uhr Schluss.

„Wenn man wie wir schreckliche Situationen erlebt, wird man demütig. Die Alltagsprobleme rücken da in den Hintergrund“, sagt Wolfgang Kram. Der 46-jährige Oberarzt am Landesklinikum St. Pölten ist seit 20 Jahren als Notarzt unterwegs und hat erst drei Mal den Heiligen Abend daheim verbracht. Auch heuer ist er am 24. wieder mit einem dreiköpfigen Team für den Arbeitersamariterbund als Lebensretter unterwegs, während alle anderen feiern.

„Notfälle sind zu Weihnachten besonders dramatisch – vom Zimmerbrand über Selbstmord bis zum Unfall auf der Autobahn.“ Kram schiebt freiwillig Dienst. „Das ist Tradition, damit die Kollegen mit Kindern daheim sein können.“ Seine Frau und er holen das Fest am 25. und 26. im Familienkreis nach. Im Notarztdienst ist Schmalspur-Weihnacht angesagt. „Essen, Kracherl trinken und reden. Ob wir im Stress sind, hängt vom Notruf 144 ab.“

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