Sexismus trifft beide Geschlechter

Eindeutig zweideutig seien solche Sujets, bewertet die Watchgroup
Antidiskriminierungsstelle plant Petition für das Verbot solcher Werbung und setzt dabei auf Männer.

"Frauen raus, Männer rein." Daniela Grabovac schiebt Zeichnungen über den Tisch und zeigt, wie die Sujets aussehen könnten: Da rekelt sich ein halb nackter Mann auf einer Couch, dort hüllt sich ein anderer in den Hauch eines lila Umhangs.

Basis sind echte Werbebilder, aber sie wurden verändert. Eine Künstlerin hat die eigentlich abgebildeten Frauen darauf durch Männer ersetzt. Damit will Grabovac, Leiterin der Grazer Antidiskrimierungsstelle, auf ein Problem aufmerksam machen: Sexistische Werbung trifft beide Geschlechter, ist aber in Österreich nicht verboten. "Wir haben uns erlaubt, da einmal mit ein bisschen Augenzwinkern draufzuschauen. Sonst heißt es ja wieder gleich, die prüden Weiber nehmen uns das jetzt auch noch weg", begründet Grabovac.

Die Grazerin will so nicht nur die Debatte um Sexismus in der Werbung wieder entfachen, sondern plant mehr: Eine Petition soll gestartet werden, um Sexismus im Gleichbehandlungsgesetz als verboten zu verankern, analog zu rassistischer Werbung. "Es hat ja niemand etwas gegen schöne Frauen und Männer", versichert Grabovac. "Aber wo ist die Grenze?"

2009 wurde in Graz Österreichs erste Sexismus-Watchgroup gegründet, 2012 folgten Salzburg und Wien. Ina Mastnak von der Grazer Gruppe berichtet, dass seither pro Jahr durchschnittlich 50 Beschwerden über Sujets eingingen. "Das ist ein starkes Thema. Die Leute sind da bereits sehr sensibilisiert, Frauen wie Männer."

Die Bandbreite ist groß: Von der Werbung für Eislutscher, auf der ein "Pupperl nackig" gemacht werden soll, bis hin zum Installateur-Plakat, das einen durchtrainierten Mann mit bloß einem Handtuch um die Hüften zeigt und "mehr" verspricht. "Es geht auch Männern schon gegen den Strich, dass Werbung die alten Rollenklischees zeigt und sie eigentlich unter Druck gesetzt werden, sie zu erfüllen", überlegt Mastnak.

Schönheitsideal

Ihre Einschätzung trifft jene von Daniela Grabovac: "Das Problem ist auch die Bildvermittlung, die Schönheitsideale, die transportiert werden", beschreibt Grabovac. "Die schlanke Frau, der Mann mit dem Sixpack, alle jung und dynamisch." Beide Expertinnen wünschen sich deshalb gesetzliche Handhabe gegen bestimmte Sujets. In anderen Ländern gibt es die bereits: Norwegen etwa hat solche Bestimmungen im Marketing-Gesetz, Island und Kroatien im Gleichbehandlungsgesetz. In Italien haben einige Städte eigene Verordnungen erlassen: In Rom sind beispielsweise sexistische Plakate auf kommunalen Werbefläche nicht mehr erlaubt.

In Deutschland läuft eine Petition gegen Sexismus in der Werbung; so etwas ist nun auch für Österreich angedacht. Grabovac will noch weiter ansetzen: "Für uns ist wichtig, dass diskriminierende Werbung überhaupt verboten wird." Das schließe dann Sexismus gleich mit ein.

Keine Einsicht

Bis dahin können die Watchgroups nur mahnen und aufzeigen. Und die Auftraggeber ersuchen, diskriminierende Sujets vom Markt zu nehmen. Oft käme gar keine Reaktion und falls doch, meist eine uneinsichtige oder verständnislose. "Mein Lieblingsargument ist das: ,Die Werbung kann nicht sexistisch sein, weil in unserer Marketingabteilung sitzt eh eine Frau‘", schildert Ina Mastnak. "Ich hab’ auch schon als Antwort gehört, ,wir haben das eh unserer Sekretärin gezeigt, der gefällt’s‘."

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