Section Control: 110.000 tappten in eine Radarfalle

Gerade die Baustellenbereiche auf den Autobahnen werden wegen der hohen Unfallgefahr mit den Section Control-Anlagen überwacht
Das Streckenradar bringt dem Straßenerhalter Asfinag Millioneneinnahmen und mehr Sicherheit.

Die Section-Control-Anlagen der Asfinag haben sich zur Cashcow des Straßenerhalters entwickelt. Das Streckenradar ist von keiner der großen Autobahn- oder Schnellstraßen-Baustellen mehr wegzudenken. Alleine auf der Ostautobahn (A4) bei Schwechat in Niederösterreich sind im vergangenen Jahr in nur fünf Monaten 111.000 Fahrzeuglenker in die Radarfalle getappt. Da 80 Prozent des Bußgeldes an den Straßenerhalter gehen, spülte das mehr als vier Millionen Euro in die Kasse der Asfinag. Wenn diese Woche die neue Section Control auf dem 13 Kilometer langen Baustellenabschnitt der Südautobahn bei Wiener Neustadt in Betrieb geht, rechnet man mit einem ähnlichen Obolus.

Zweckgebunden

Raser, Drängler und andere Verkehrssünder bescheren der Asfinag jährlich zwischen 60 und 70 Millionen Euro Einnahmen. Die Strafgelder sind eine nicht mehr wegzudenkende Größe im Budget der staatlichen Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-AG. Das Geld ist zweckgebunden: "Es fließt direkt in den Betrieb und Bau des Streckennetzes und damit in die Erhöhung der Verkehrssicherheit", erklärt Asfinag-Sprecherin Alexandra Vucsina-Valla. Ohne diesem Beitrag wären viele Straßenbauprojekte nicht realisierbar.

Als besonders effektiv erweist sich die Section Control – und das in mehrerlei Hinsicht. Nicht nur, dass die Streckenüberwachung deutlich zur Unfall-Reduktion beiträgt, wird die lückenlose und haarscharfe Geschwindigkeitskontrolle von den Autofahrern anscheinend unterschätzt.

650 Strafen pro Tag

Das haben die Zahlen des Überwachungsschwerpunkts im Zuge des Ausbaus der Ostautobahn bei Schwechat deutlich gemacht. Tag für Tag tappten 650 Schnellfahrer in die Radarfalle – das Stadtpolizeikommando Schwechat kam mit dem Ausstellen der Anonymverfügungen und Strafen gar nicht mehr nach.

Das Tempolimit lag bei 80 km/h. "Der Schnellste war mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 171 km/h unterwegs. Leider fahren viele gerade in den heiklen Baustellenbereichen viel zu schnell", sagt Oberst Willy Konrath von der Landesverkehrsabteilung Niederösterreich.

64 Prozent der Geblitzten waren zwischen zehn und 15 km/h zu schnell, jeder Vierte sogar mit 16 bis 20 km/h. "Vertrauen ist gut, aber erst Kontrolle macht die Baustelle wirklich sicher", erklärt Gernot Brandtner von der Asfinag Bau-GmbH den Grund für die Überwachung in den Baustellenbereichen.

Null Toleranz gibt es auch in den kommenden 14 Monaten auf der Südautobahn zwischen Wiener Neustadt und Grimmenstein. Der 13 Kilometer lange Abschnitt wird für 25 Millionen Euro erstmals seit seiner Fertigstellung im Jahr 1980 generalsaniert, am Mittwoch wurde die "Multi Section Control" geeicht. Sie kontrolliert nicht nur die Hauptfahrbahn sondern zusätzlich auch alle Zu- und Abfahrten.

Bei 65.000 Fahrzeugen die täglich auf dem Abschnitt unterwegs sind, rechnet die Polizei mit ähnlich vielen Temposündern wie zuletzt auf der A4. Konrath hält das Streckenradar für wesentlich effektiver und auch den Autofahrern gegenüber für fairer: "Ein Radargerät erstellt nur eine Punktaufnahme. Bei der Section Control wird hingegen ein Geschwindigkeitsverhalten gemessen."

"Multi Section Control" nennt sich die neueste Generation des Streckenradars. Multi deswegen, weil nicht nur Streckenabschnitte auf Hauptfahrbahnen, sondern auch Zu- und Abfahrten lückenlos damit kontrolliert werden. Die Geräte können außerdem verschiedene – von der Art der Fahrzeuge abhängige – Geschwindigkeitsbeschränkungen überwachen.

Bei der neu eingerichteten Section Control auf dem 13 Kilometer langen Abschnitt der Südautobahn zwischen Wiener Neustadt und Grimmenstein in Niederösterreich liegt die erlaubte Höchstgeschwindigkeit bei 80 km/h. Die Radargeräte sind auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 93 km/h eingestellt, da eine Messtoleranz von 3 km/h berücksichtigt werden muss. Ab gemessenen 90 km/h wird bereits gestraft.

Die Fahrzeuge werden samt Kennzeichen bei der Ein- und Ausfahrt des überwachten Abschnitts aufgenommen und erfasst. "Wird kein Vergehen festgestellt, werden die Daten von der Anlage sofort wieder gelöscht", erklärt man bei der Asfinag. Alle aufgezeichneten Überschreitungen bleiben einige Zeit gespeichert und werden von der Polizei ausgewertet. Die Verwaltungsstrafverfahren leitet dann die örtlich zuständige Bezirkshauptmannschaft, der Magistrat oder das Stadtpolizeikommando ein.

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