Sexueller Missbrauch: Ex-Kindergärtner angeklagt

Der 29-Jährige wurde zu 20 Monaten bedingter Haft verurteilt.
Ein 24-Jähriger soll sich an sieben Kindergartenkindern und einer Schülerin vergangen haben.

Die Staatsanwaltschaft Salzburg hat nun Anklage gegen einen ehemaligen Kindergartenpädagogen erhoben, der zwischen 2010 und 2014 insgesamt acht Kinder zum Teil schwer sexuell missbraucht haben soll. Mediensprecher Robert Holzleitner bestätigte am Mittwoch einen entsprechenden Bericht des Radiosenders Antenne Salzburg. Der 24-jährige Verdächtige ist geständig. Er befindet sich auf freiem Fuß.

Sechs der Fälle sind laut Anklage im Jahr 2014 passiert, als der Mann in einem Kindergarten im Salzburger Flachgau beschäftigt war. "Zwei Kinder hat er hier schwer sexuell missbraucht. Da geht es darum, dass hier dem Beischlaf gleichzusetzende Handlungen vorgenommen wurden", berichtete Holzleitner im Radio.

Der Verdächtige gab auch zu, schon während seiner Ausbildung zum Pädagogen ein unbekanntes Mädchen im Kindergartenalter missbraucht zu haben. Der Zeitpunkt dieser Tat ließ sich nicht mehr genau eruieren, sie dürfte aber zwischen 2010 und Mitte 2011 passiert sein. Als der Mann seinen Zivildienst absolvierte, gab es 2013 auch noch einen sexuellen Übergriff auf ein zehnjähriges Mädchen. "Die Opfer sind grundsätzlich Mädchen, in einem Fall war auch ein Bub beteiligt", sagte Holzleitner. Die missbrauchten Kindergartenkinder waren zur Tatzeit zwischen drei und fünf Jahre alt.

Früherer Verdacht

Der Kindergärtner war bereits vor zweieinhalb Jahren in Verdacht geraten, im Kindergarten ein fünfjähriges Mädchen im Intimbereich berührt zu haben. Der Mann wurde darauf vom Dienst freigestellt. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren ein, das nach umfangreichen Erhebungen aber eingestellt wurde. Unter anderem hatten zwei Gutachten, die von der Staatsanwaltschaft und von der Gemeinde in Auftrag gegeben worden waren, den Pädagogen entlastet. Die Suspendierung des Kindergärtners wurde nach rund vier Monaten wieder aufgehoben.

Allerdings zeigte sich der 24-Jährige im November 2016 schließlich selbst an. Zu diesem Zeitpunkt hatte er seinen Job von sich aus gekündigt und den Kindergarten verlassen. Er sagte, dass er nicht mehr länger mit der Sünde leben könne, legte ein Geständnis ab und gestand dabei zwei weitere Missbrauchsfälle. Allerdings meldeten sich kurz darauf weitere Opfer bei der Polizei. Der Verdächtige legte ein neuerliches Geständnis ab und gab letztlich Übergriffe auf acht Kinder zu.

Ein Gerichtstermin steht noch nicht fest, die Anklage ist auch noch nicht rechtswirksam. Aller Voraussicht nach soll der Prozess noch heuer stattfinden. Dem ehemaligen Kindergartenpädagogen drohen wegen schweren sexuellen Missbrauchs bis zu zehn Jahre Haft.

Stadtgemeinde will Schadenersatz

Die Stadtgemeinde Neumarkt, die den Kindergarten betreibt, will sich jedenfalls als Privatbeteiligte am Prozess anschließen und Schadenersatz fordern, kündigt Bürgermeister Adolf Rieger an. Die Höhe sei noch nicht bekannt. Rieger zeigt sich bestürzt vom nun bekannt gewordenen Ausmaß des Missbrauchs. „Und gleichzeitig bin ich absolut sauer, weil der Typ andauernd lügt.“„Wie hoch ist dann die Dunkelziffer?“, fragt sich Rieger. Er habe kein Verständnis dafür, dass sich der Mann noch auf freiem Fuß befindet.

Für die Staatsanwaltschaft liege aber keine Tatbegehungsgefahr vor, die eine Verhängung der Untersuchungshaft rechtfertigen würde, sagt Sprecher Robert Holzleitner. „Da ist zu gewichten, dass die Vorwürfe schon einige Zeit zurückliegen und sich der Beschuldigte selbst umfassend geständig gezeigt hat“, begründet Holzleitner. Der Rechtsanwalt des Beschuldigten ließ eine Anfrage des KURIER unbeantwortet.

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