Schulstart: Auch der Schulweg gehört geprobt

Schulstart: Auch der Schulweg gehört geprobt
Alleine im Vorjahr gab es österreichweit 538 Schulweg-Unfälle. Beim Autofahren ist Vorsicht geboten.

Die Schultüte hat ab morgen wieder Hochsaison: Wenn die Sommerferien in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland nach zwei heißen Monaten zu Ende gehen, wird der Schulstart offiziell eingeläutet. Die restlichen Bundesländer folgen dann eine Woche später. Österreichweit erwartet 88.500 Taferlklassler der sogenannte Ernst des Lebens – für sie startet ein neuer Lebensabschnitt.

Als wäre die Aufregung am ersten Tag in der Schule nicht schon groß genug, muss vorher aber auch noch der Weg dorthin bewältigt werden – was bei hohem Verkehrsaufkommen schnell gefährlich werden kann.

Besonders zu Schulbeginn kommt es nämlich häufig zu Unfällen am Weg zur Schule. So wurden im vergangenen Jahr im September 69 Kinder auf Österreichs Straßen verletzt.

Probelauf mit Minister

Insgesamt gab es allein im Vorjahr österreichweit 538 Schulweg-Unfälle, 570 Kinder wurden dabei verletzt. In den vergangenen zehn Jahren sind in Österreich 42 Kinder, die als Fußgänger unterwegs waren, tödlich verunglückt.

Im besten Fall kennen die Kleinen ihren Schulweg bereits und haben ihn in den letzten Tagen der Sommerferien mit ihren Eltern geübt. So prägt sich bei den Kleinen ein, wo sie aufpassen müssen. Denn die Strecke kann Herausforderungen bieten.

Mit einem ganz besonderen Übungspartner durften einige Schüler bereits am Donnerstag in Wien die Verkehrsregeln lernen. Innenminister Wolfgang Sobotka ließ sich von den Volksschülern an der Hand nehmen und über den Zebrastreifen führen. Bei der Unterhaltung mit den Volksschülern zeigte sich der Minister beeindruckt, dass die Kleinen die Verkehrsregeln schon so gut beherrschen. Trotzdem mahnte Sobotka zur Vorsicht: "Kinder sind die schwächsten Verkehrsteilnehmer, weshalb ihnen besondere Aufmerksamkeit zuteil werden muss."

Autofahrer gefordert

Verkehrsexperten weisen anlässlich des Schulanfangs darauf hin, dass Kinder vom Vertrauensgrundsatz ausgenommen sind. Autofahrer sollten sich also nicht darauf verlassen, dass Kinder richtig reagieren.

Vielmehr raten sie dazu, im Bereich von Schulen das Tempo zu reduzieren und bremsbereit zu fahren. Denn Kinder können das Fahrtempo oft nicht richtig einschätzen und werden zudem aufgrund ihrer Körpergröße oft erst spät erkannt. Insbesondere wenn sie hinter parkenden Autos, Verkehrszeichen oder Dreiecksständer verborgen sind.

Immer wieder unterstreichen Experten die wichtige Funktion der Eltern als Vorbild im Verkehr. Aber auch die Allgemeinheit und vor allem die Umsichtigkeit der Autofahrer sind für die Sicherheit am Schulweg extrem wichtige Komponenten.

Anton Ofner ist der Obmann der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt und erklärt im KURIER-Interview, worauf es ankommt, und wie man den Nachwuchs optimal unterstützen kann. Dazu gibt Ofner auch noch einige wichtige Tipps.

KURIER: Ist es wichtig, Kinder schon vorab auf den Schulweg vorzubereiten? Und wenn ja, wie können Eltern das am besten machen?

Anton Ofner:Eltern sollten auf jeden Fall schon vor dem Schulstart den sichersten Weg in die Schule mit ihrem Kind trainieren. Idealerweise nehmen sie dazu einen Wegplan zur Hand, der wichtige Informationen zum sicheren Schulweg beinhaltet. Eltern sollten mit dem Kind dann Gefahrenstellen am Schulweg besprechen, aber auch die Kinder selbst dazu anregen, diese zu finden. Denn nicht immer erleben wir Erwachsenen Situationen im Straßenverkehr als gefährlich. Kinder hingegen schon – zum Beispiel Sichtbehinderungen, die in Augenhöhe der Kinder den Blick auf den Straßenverkehr verdecken.

Was für eine Rolle spielen die Eltern beim Thema Sicherheit auf dem Schulweg?

Eltern und alle Erwachsenen sind die Vorbilder unserer Kinder. Kinder lernen am Modell und schauen sich Verhaltensweisen der Erwachsenen auch im System Verkehr ab. Wenn sich Erwachsene im Straßenverkehr umsichtig verhalten, zeigen sie den Kindern ein ebenso sicheres Vorankommen im Straßenverkehr.

Sicherer Weg Nicht immer ist der schnellste Weg auch der sicherste. Lieber einen Umweg in Kauf nehmen, wenn es auf diesem Weg Ampelkreuzungen und Zebrastreifen gibt.

Üben Vor dem Schulbeginn sollte der Weg mit dem Kind geübt werden. Es ist auch hilfreich, es alleine gehen zu lassen und dabei zu beobachten. Nach den ersten paar Unterrichtswochen sollte das Gelernte aufgefrischt werden. Wichtig: Lob für richtiges Verhalten. So lernen Kinder nachhaltig.

Perspektivenwechsel Durch das gemeinsame Abgehen des Schulwegs können Eltern ihr Kind auf Gefahrenquellen aufmerksam machen. Diese erkennt man am besten, indem man sich auf Augenhöhe des Kindes begibt. Eltern werden merken, dass dabei oft der nötige Überblick fehlt, etwa wegen Werbetafeln, Gebüschen oder Baustellen.

Vorbild sein Eltern sind Vorbilder für ihre Kinder. Sie sollten sich daher immer an die Verkehrsregeln halten. Man sollte dem Kind vorleben, immer den Zebrastreifen zu benützen, auch wenn es einen Umweg bedeutet. Auch Ampelsignale dürfen nie ignoriert werden.

Sichtbar sein Kinder müssen für Autofahrer gut sichtbar sein – durch reflektierende Aufnäher auf der Kleidung oder Reflektoren auf der Schultasche. Gerade bei schlechten Lichtverhältnissen ist helle Kleidung sinnvoll. Auch Warnwesten eignen sich.

Hektik vermeiden Das Kind sollte genügend Zeit für den Schulweg haben. Drängt man etwa Langschläfer zu schnell, kann ihre Reaktionsfähigkeit eingeschränkt sein.

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