Schneechaos: „Wir können nicht hinaus“

Eine gesperrte Strasse in Huben in Osttirol.
Entspannter, aber noch nicht gefahrlos ist die Lage in Kärnten und Tirol.

1,5 Neuschnee türmten sich in Kötschach-Mauthen und in Dellach im Drautal. Lienz in Osttirol folgte mit 1,1 Meter knapp dahinter. So viel auf einmal ist eine Ausnahme: In Dellach fielen innerhalb von 48 Stunden 1,3 Meter Schnee. Die Statistik kennt das nur alle 75 bis 100 Jahre.

In Osttirol hat sich die Lawinensituation am Sonntag zwar "etwas entspannt"; die Experten des Landes sprachen von der Stufe "3" der fünfteiligen Gefahrenskala. Doch die Prognosen sagten noch mehr Schnee voraus, entsprechend angespannt blieb die Stimmung. In Osttirol waren bereits acht Gemeinden in Defereggen- und Villgartental unerreichbar, die Straßen waren wegen Lawinengefahr gesperrt, Erkundungsflüge mit Hubschraubern waren unmöglich. Die Lienzer Bezirkshauptfrau Olga Reisner versicherte: Die Grundversorgung klappe. Dennoch spielten sich vereinzelt Dramen ab: In Hopfgarten in Defereggen wurde verzweifelt versucht, eine ausgebildete Pflegekraft zu einer bettlägrigen 92-Jährigen zu bringen.

Schneechaos: „Wir können nicht hinaus“
APA16749676-2 - 01022014 - KARTITSCH - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT CI - Die extremen Schneefälle der vergangenen Tage sorgen im Süden Österreichs für massiven Gefahren und Behinderungen. Im Bild: Die Situation am Samstag, 1. Februar 2014, in Kartitsch. APA-FOTO: EXPA/JFK
„Ich kann mich nicht erinnern, wann es das letzte Mal derartige Schneemassen gab“, sagte Katharina Armando vom Gasthof Hochspitz. „Wir können nicht hinaus, die Straßen sind geschlossen.“

Wirt Werner Unterkircher aus St. Jakob im Defereggental nahm es gelassener – auch wenn er eifrig Schneeschaufeln muss: „Man muss eben in der Nähe der Häuser bleiben und abgesperrte Wege meiden.“

In Kärnten bleibt das Lesachtal wegen Lawinengefahr abgeschnitten, etwa 2000 Menschen sind betroffen. Die höchste Lawinenwarnstufe 5 bleibt in exponierten Lagen aufrecht.

Südösterreich im Schnee

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EXTREME SCHNEEFÄLLE IN TEILEN ÖSTERREICHS: KÖTSCH
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Hopfgarten in Defereggen…
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EXTREME SCHNEEFÄLLE IN TEILEN ÖSTERREICHS: JENIG
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osttirol versinkt im schnee, werner unterkircher…
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Fügenberg-Hochfügen-Kleiner Gilfert-Lawinenunfall
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EXTREME SCHNEEFÄLLE IN TEILEN ÖSTERREICHS: LAAS
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Lienz errichtet Notbetten
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Hopfgarten in Defereggen…
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A 10, Stau, Rotes Kreuz betreut…
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Hopfgarten in Defereggen…
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Untertilliach…
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Lawinenopfer

Doch just in den Gebieten, die von den aktuellen Gefahrenlage nicht so stark betroffen sind, gab es Lawinenabgänge: Im Zillertal in Tirol starb ein Skitourengeher, am Loosbichl im Großarltal in Salzburg wurden zwei Tourengeher verschüttet, sie überlebten schwer verletzt.

Schneechaos: „Wir können nicht hinaus“
APA16745326-2 - 01022014 - KOETSCHACH - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT CI - Die extremen Schneefälle der vergangenen Tage sorgen im Süden Österreichs für massiven Gefahren und Behinderungen. Im Bild: Ein Mann befreit sein Dach von den Schneemassen am Samstag, 1. Februar 2014, in Jenig. APA-FOTO: GERT EGGENBERGER
Vorerst bleibt die Situation also unsicher. In der Nacht zum Samstag fiel in 3000 Haushalten der Strom aus, bis zum Nachmittag war die Hälfte wieder am Netz. „Entwarnung können wir nicht geben“, bedauerte SPÖ-Landeshauptmann Peter Kaiser. „Es ist äußerste Vorsicht geboten, wir bleiben in Bereitschaft.“

Wie auch das Bundesheer: Pioniere rückten zum Ausschaufeln des Verschubbahnhofes Villach-Süd bei Fürnitz aus. Am Sonntag sollen Soldaten in Hermagor eintreffen. Insgesamt kann das Militär 4000 Leute schicken, um beim Schneeschaufeln zu assistieren.

Dabei geht es um Straßen, aber auch Häuser: Derzeit trügen die Dächer erst 60 bis 70 Prozent dessen, worauf sie ausgelegt seien, beschreibt LH Kaiser. Dennoch wurde bereits abgeschaufelt: In Spittal an der Drau veranlasste der Bürgermeister, das 5500 Quadratmeter große Dach abzuräumen. Im Tiroler Bezirk Lienz werden solche Maßnahmen ebenfalls überlegt. „Wegen der Erwärmung könnte es nötig werden, diese Dächer abzuschöpfen“, beschreibt Bezirkschefin Reisner.

Urlauber steckten fest

Schneechaos: „Wir können nicht hinaus“
APA16745310-2 - 01022014 - KOETSCHACH - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT CI - Die extremen Schneefälle der vergangenen Tage sorgen im Süden Österreichs für massiven Gefahren und Behinderungen. Im Bild: Die Situation am Samstag, 1. Februar 2014, in Koetschach. APA-FOTO: GERT EGGENBERGER
Auf Besserung hofften nicht nur die Bewohner, sondern auch hunderte Urlauber in Skiregionen. So saßen die Gäste einiger Hotels am Nassfeld in Kärnten fest. Zufahrt und Skigebiet waren gesperrt. Doch sie seien gelassen, berichtete eine Mitarbeiterin des Hotels „Plattner“. „Die Gäste nehmen es locker.“Samstag Nachmittag wurde die Straße wieder freigegeben, der Urlauberwechsel wurde möglich. Zuvor baten Hoteliers ihre Kunden gebeten, später anzureisen. KURIER-Redakteurin Maria Kern und ihre Familie haben die Abreise an den Pressegger See am Samstag auch nach hinten geschoben. „Wir sind aber ohne Probleme angekommen. Die Straßen waren schneefrei, aber daneben türmen sich Schneeberge“, schilderte Kern. „Weil unser Hotel nicht direkt auf dem Nassfeld ist, hat das auch mit der Zufahrt funktioniert.“

Gute Nachrichten gab es aber auch: Die A 10 ist wieder offen, der Zugverkehr ist halbwegs auf Schiene. Von Wien bis Villach lief alles planmäßig, berichten die ÖBB, von Villach bis Spittal gab es einen Notbetrieb mit einem Zug pro Stunde.Die Strecke nach Slowenien wurde wieder geöffnet, zu bleibt jene nach Italien. Die Tauernstrecke bleibt noch gesperrt.

Auch im Straßenverkehr gibt es zahlreiche Sperren. Mehr dazu lesen Sie unter kurier.at/verkehr.

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Der aktuelle Wetterbericht für Ihre Region

Verkehrsmeldungen

ÖBB-Streckeninformation

Paul Rainer dürften die wettergeplagten Kärntner und Tiroler jetzt wohl gerne zuhören. „Ein Ende ist in Sicht“, verspricht der Experte der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Kärnten und meint damit den dichten Schneefall. Am Montag soll der Niederschlag aufhören.

Bis dahin fällt der Neuschnee noch. Bis Sonntag wurden bis zu 90 Zentimeter erwartet: Für Gailtal und Oberes Drautal wurden 20 bis 40 Zentimeter prognostiziert, für das Lesachtal 40 bis 50 Zentimeter, in den Karnischen Alpen weitere 60 bis 90 Zentimeter. Dort gilt weiterhin Lawinenstufe 5.

Dazu kommen derzeit ungewöhnlich hohe Temperaturunterschiede. Während es in frostigen Regionen um die minus 6 Grad hatte, gab es in Orten mit Föhnlage, wie zum Beispiel Innsbruck, am Samstag sogar frühlingshafte 14 Grad.

Der Niederschlag hält des Land derzeit jedenfalls weiter in Atem: Auch in den östlichen Teilen des Landes macht der Winter Probleme, allerdings weniger wegen des Schnees, sondern wegen Rutschgefahr: In Graz und Umgebung, aber auch im Osten des Landes gibt es gefährliches Glatteis durch gefrierenden Regen.

Auf der Südbautobahn bei Hartberg führte das am Samstagvormittag zu einem Unfall mit 14 Kfz, fünf Menschen wurden leicht verletzt. Die A2 war einige Zeit lang gesperrt.

Eisig und glatt

Der eisige Regen wird auch in den kommenden Tagen das Land vom Waldviertel über das Wiener Becken bis zur Koralpe in eine Rutschpartie verwandeln. Am Sonntagabend soll sich die Lage wieder entspannen, sagt Andreas Meingaßner von Ubimet. Dann wird es in den höheren Lagen wieder kälter und der Regen zu Schnee. In der Nacht auf Montag können in Teilen der Steiermark wieder einige Zentimeter Neuschnee dazukommen.

Regen und Schnee sollten mit Beginn der kommenden Woche im gesamten Land aber weniger werden.

Bis zu drei Meter Schnee können in Teilen Tirols und Kärntens bis zum kommenden Sonntag fallen. Die Lawinengefahr steigt bis zur höchsten Gefahrenstufe 5 – die wurde zuletzt im Jahr 1999 ausgegeben, als sich eine Lawine über das Dorf Galtür im Bezirk Landeck wälzte und 31 Menschen unter sich begrub. Meteorologe Rudi Mair, Leiter des Lawinenwarndienstes Tirol, beobachtet derzeit die aktuelle Situation genau.

KURIER: Herr Mair, wie kritisch werden die kommenden Tage?
Rudi Mair:
Wenn der Neuschnee weiterhin so intensiv fällt und noch einmal die gleiche Menge kommt, müssen wir ab Samstag die Gefahrenstufe 5 ausgeben. Die gab es zuletzt im Jahr 1999 – bei Galtür. Es ist also genauso kritisch wie damals. Dennoch gibt es einen entscheidenden Unterschied. Damals hat es in drei Wochen so viel geschneit wie jetzt in drei Tagen. Diesmal befindet sich Galtür aber außerhalb der Gefahrenzone.

Welche Gebiete sind diesmal betroffen?
Osttirol und die Region südlich des Alpenhauptkammes. Aber es ist schwer einzuschätzen, wo etwas passiert. Die Lawinen halten sich nicht an Prognosen. Fest steht: Auch einige Täler sind gefährdet – darunter das Villgraten-, Defereggen- und Söldental. Abgeschwächt ist das Risiko im Ötztal, Stubaital und Zillertal.

Schneechaos: „Wir können nicht hinaus“

Also kann es auch bewohnte Gebiete treffen?
Ja. Aber zumindest trifft es diesmal keine großen touristischen Gebiete. Vereinzelt können aber die Lawinen Häuser und Gebäude treffen. Häuser, die in roten und gelben Zonen liegen, müssen dann evakuiert werden. Und es ist auch durchaus möglich, dass Verkehrswege davon betroffen sind – was zum Teil ja auch schon passiert ist.

Sind Skigebiete betroffen?
Nicht wirklich. In Osttirol gibt es nicht so viele davon.

Wie hoch ist die Gefahr, dass Lawinen abgehen?
Hoch. Am Samstag kommt erschwerend dazu, dass es deutlich wärmer wird. Dadurch wird es auch feuchter. Und dadurch können Gleitschnee-Lawinen abgehen. Ein glatter Wiesenhang reicht – die Lawine rutscht einfach ab. Da braucht es überhaupt keinen Einfluss von außen. Und im hochalpinen Gelände kann es ohnehin zu Selbstauslösungen kommen. Das Zusatzgewicht ist so groß, dass der Schnee irgendwann bricht.

Wie viel Schnee erwarten Sie noch?
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag haben wir in Osttirol einen Meter Neuschnee bekommen. Bis Freitagnachmittag waren es schon 1,5 Meter. Und bis Sonntag kann noch einmal diese Menge fallen. Also das sind dann 2,5 bis drei Meter Schnee – das ist extrem.

Werden Sie geplante Lawinensprengungen durchführen?
Nein. Das lässt das Wetter derzeit auch gar nicht zu. Wir kommen mit dem Hubschrauber nicht in die Anbruchgebiete. Und das Risiko bei derartigen künstlichen Sprengungen ist auch zu hoch.

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