Bundesheer rückt dem Schnee zu Leibe

Ein Bundesheerschrauber bläst Bahnstrecken in Kärnten vom Schnee frei
Mit Hubschraubern soll der Schnee in Kärnten "weggeblasen" werden. Osttirol und Steiermark atmen unterdessen auf.

Das extreme Winterwetter der vergangenen Tage hält die Einsatzkräfte in Kärnten und Osttirol weiterhin auf Trab. Die Aufräumarbeiten werden vermutlich noch Tage dauern - ein Ende ist noch nicht in Sicht. Das Bundesheer hat nun angekündigt, Schnee und Eis mit Hubschraubern von den Bäumen entfernen zu wollen. In Oberkärnten sind unterdessen erneut 3000 Haushalte ohne Strom. Betroffen sind das Lieser-, Gitsch- und Gailtal. Die Ausfälle hatten auch Auswirkungen auf den Schulbetrieb, vielerorts fiel der Unterricht aus.

Am Dienstagabend hatte der Energieversorger Kelag die meisten Stromausfälle behoben gehabt, die Zahl der Haushalte ohne Versorgung war auf rund 200 gesunken. In der Nacht schneite es in Oberkärnten aber wieder, was erneut zu Störungen führte. Laut Kelag-Sprecher Josef Stocker hofft man darauf, bis zum Abend die Leitungen repariert zu haben, konkrete Prognosen seien aber schwierig, das hänge vom Wetter ab. Lokal gab es durch die Stromausfälle auch Störungen bei den Mobilfunknetzen.

Schnee "wegblasen"

Gesperrt bleiben weiterhin die Pass-Straßen nach Slowenien sowie zahlreiche Neben- und Bergstraßen vor allem in Oberkärnten. Trotz aller Probleme hat sich die Lage aber insgesamt weiter entspannt. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) erklärte deshalb, der Krisenstab werde vorläufig nicht mehr jeden Tag einberufen werden. Das Lesachtal war auch am Mittwoch von Kärntner Seite nicht erreichbar, über Osttirol war die Straße einspurig befahrbar. 140 Soldaten wurden mit schwerem Räumgerät und Baggern auf diesen Weg geschickt, um die Bevölkerung bei der Schneeräumung zu unterstützen.

Bundesheer rückt dem Schnee zu Leibe
APA16762154-2 - 02022014 - KÖTSCHACH-MAUTHEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT CI - Die extremen Schneefälle der vergangenen Tage sorgen im Süden Österreichs für massiven Gefahren und Behinderungen. Im Bild: Soldaten des Jägerbataillons 26 bei der Schneeräumung im Rahmen des Assistenzeinsatzes am Sonntag, 2. Februar 2014, in Kötschach-Mauthen. +++ WIR WEISEN AUSDRÜCKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GRÜNDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEFÜHRTEN ZWECK ERFOLGEN DARF - VOLLSTÄNDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND APA-FOTO: BUNDESHEER/WEGHAUPT

Außerdem sollen zwei Hubschrauber, so berichtete Oberst Georg Rosenzopf vom Militärkommando Kärnten, neben ÖBB-Strecken über Bäume fliegen und mit dem sogenannten Downwash der Rotoren Eis und Schnee "wegblasen". Für Donnerstag sind im Lesachtal Hubschrauberflüge mit der Lawinenkommission geplant, es soll dabei auch zu Lawinensprengungen kommen.

Am Dienstag war es erneut zu wetterbedingten Zwischenfällen gekommen: Die Volksschule Spittal West musste aufgrund von Dachsparren, die unter der Last des Schnees eingeknickt waren, evakuiert werden. Am Mittwoch kamen nur 30 der mehr als 300 Kinder, ihnen wurde Ersatzunterricht angeboten. Jener Teil des Gebäudes, wo das Dach beschädigt ist, blieb gesperrt.

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APA16785524-2 - 04022014 - SPITTAL - ÖSTERREICH: ZU APA 119 CI - Die Volksschule West in der Kärntner Bezirksstadt Spittal war am Dienstag, 4. Februar 2014, vom Einsturz bedroht. Die Evakuierung des Gebäudes war am Vormittag im Gang. Laut Polizei hieß es gegenüber der APA, ein Dachbalken hätte begonnen, sich zu bewegen. Im Bild: Einsatzkräfte der Feuerwehr am Dach der Schule. APA-FOTO: RIE-PRESS/ADALBERT RIEDER

Im Gailtal wurde eine eingeschlossene 92-Jährige ausgeflogen. Die Frau war seit vergangenen Donnerstag allein und ohne Stromversorgung in ihrem Haus eingeschlossen gewesen. Im Stubaital bei Fulpmes nahm ein großer Lawinenabgang einen glimpflichen Ausgang. Mehrere von insgesamt sechs involvierten Wintersportlern wurden teilverschüttet, blieben aber unverletzt. Der riesige Lawinenkegel wurde noch stundenlang abgesucht, weil eine weitere Person unter den Schneemassen vermutet worden war.

Osttirol "stolz"

In Osttirol hat man die großen Mengen Neuschnee mittlerweile gut in Griff bekommen. Die Behörden haben am Mittwoch eine "stolze Leistungsbilanz" gezogen. Insgesamt zwei Millionen Kubikmeter Schnee auf 286 Kilometer Landesstraßen seien von 68 Landesstraßenmitarbeitern im Schichtdienst rund um die Uhr geräumt worden, hieß es in einer Aussendung. Zunächst sei fast die Hälfte des gesamten Straßennetzes im Bezirk wegen der Schneefälle gesperrt gewesen. Dann hätten Lawinen auf bis zu zehn Meter Höhe und dutzende Meter Länge Landesstraßenabschnitte verlegt, verwies der zuständige LHStv. Josef Geisler (ÖVP) auf die extremen Herausforderungen für die Einsatzkräfte.

Mehrere Straßensperren wurden mittlerweile wieder aufgehoben, unter anderem ist das Defereggental wieder erreichbar. Auch Kindergärten und Schulen haben wieder geöffnet. Allerdings sollen heute wieder einige Zentimeter Neuschnee hinzukommen (siehe Wetterbericht).

Steiermark atmet durch

Ein Durchatmen war am Mittwoch auch von den Einsatzkräften in der Steiermark zu hören, die seit dem Wochenende vor allem im Süden und Westen, aber auch in der Oststeiermark und Graz-Umgebung wegen Infrastrukturschäden infolge von Schnee- und Eisbruch voll gefordert waren. Die Energie Steiermark meldete "Stromversorgung wiederhergestellt bis auf wenige Ausnahmen". Die Reparaturarbeiten werden aber noch drei bis vier Wochen dauern. Für Donnerstag wurden neuerlich Niederschläge prognostiziert.

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APA16797812-2 - 05022014 - STAINZ - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT CI - Einsatzkräfte bei der Bergung eines PKW am Dienstag, 4. Februar 2014 in Stainz (Steiermark). Die Bäume hatten der Schneelast nicht standgehalten. WIR WEISEN AUSDRÜCKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GRÜNDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEFÜHRTEN ZWECK ERFOLGEN DARF - VOLLSTÄNDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND +++ APA-FOTO: LMDF MARTIN FÜRNSCHUSS/FF STAINZ

Langwieriger als angenommen ist die Unterbrechung der Südbahnstrecke zwischen Werndorf und Spielfeld. Wie ÖBB-Sprecher Christoph Posch mitteilte, dürfte es noch etwa eine Woche dauern, bis Leibnitz von Graz aus wieder auf der Schiene erreichbar sein wird, Spielfeld überhaupt erst in zwei Wochen. Vorerst sei ein Schienenersatzverkehr mit 14 Bussen eingerichtet.

Im Norden blüht es, im Süden schneit und regnet es weiter

Es ist Anfang Februar und im Park des Schloss Mirabell in Salzburg blühen schon die Blumen. „Die Stiefmütterchen wurden im Herbst gesetzt und sind jetzt frühzeitig aus dem Winterschlaf erwacht, weil es ungewöhnlich warm ist“, sagt ein Mitarbeiter der Stadtgärtnerei.

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APA16782904 - 04022014 - SALZBURG - ÖSTERREICH: THEMENBILD - Erste Boten des Frühlings, blühende Stiefmütterchen in den Beeten, im Schlosspark Mirabell am Montag, 3. Februar 2014, in Salzburg. APA-FOTO: BARBARA GINDL

Während im Norden Österreichs schon erste Frühlingsboten grüßen, ist es im Süden mit den Niederschlägen noch lange nicht vorbei. Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik wird es bis heute, Mittwochvormittag, in Osttirol bis zu 20 Zentimeter Neuschnee geben. Die Schneefallgrenze liegt bei 800 und 1000 Meter. In den Bezirken Hermagor, Spittal und Villach-Land in Kärnten gilt erneut eine Niederschlagswarnung.

Donnerstag sind „geringe Mengen“ Regen und Schnee für ganz Österreich prognostiziert, ehe es Freitag im Süden wieder heftiger werden soll. Achtgeben auf rutschige Straßen heißt es von der Oststeiermark bis Wien und den Linzer Zentralraum: Ab Donnerstag kann sich vermehrt Glatteis bilden.

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Bilder: Südösterreich versinkt im Schnee

Wäre der Anlass nicht derart ernst, man könnte meinen, ein kristallenes Märchenreich zu durchstreifen. In mehreren Bezirken nahe der slowenischen Hauptstadt Ljubljana ist nahezu die gesamte Landschaft mehrere Zentimeter dick mit Eis überzogen. Bäume wie aus Glas stehen neben der Straße, kaum einer noch aufrecht.

Der KURIER ist seit Dienstagabend vor Ort (mehr dazu in der Bilderstrecke): „Wir sind mit rund 120 Mann und 60 Fahrzeugen im Einsatz“, schildert Max Ovecka, derzeit Einsatzleiter vor Ort. Bis Dienstag war Landesfeuerwehrchef Dietmar Fahrafellner selbst im Einsatzgebiet. Er ist mittlerweile zurück beim Landesführungsstab in Tulln, der den gesamten Einsatz koordiniert. Die Niederösterreicher waren die ersten Helfer vor Ort. „Am Sonntag wurden wir alarmiert, am Montag um neun Uhr waren wir schon an der Grenze“, schildert Alexander Zsivkovits vom Bezirksfeuerwehrkommando Krems. „Das geht nur mit engagierten Freiwilligen“, ist er überzeugt.

Eisschicht überzieht Slowenien:

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Hilfe "selbstverständlich"

Hunderte Kilometer anzureisen, um Hilfe zu leisten, ist für für ihn und Kommandant Ovecka eine Selbstverständlichkeit: „Wir in Niederösterreich waren vom Wintereinbruch nicht stark betroffen. Also helfen wir hier.“

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Der Einsatz ist auf längere Zeit angelegt. „Wir bleiben zunächst 14 Tage“, sagt Ovecka. "Aber wenn es länger erforderlich ist, werden wir das auch schaffen." Schon am Mittwoch sind die ersten Ablösen eingetroffen, eine größere Rochade ist für Samstag geplant.

Erfolg

Erste Erfolge können sich sehen lassen. In den Gemeinden Logatec, Cerknica und Postojna konnten die meisten Haushalte wieder mit Strom versorgt werden. „Wir haben 24 Dieselaggregate im Einsatz“, sagt Ovecka. Mit Abstand die meisten Stromerzeuger aller Hilfskräfte vor Ort. Helfer aus Salzburg und deutsche Feuerwehrleute brachten zunächst je drei Aggregate in Stellung. „Aber die schießen jetzt nach“, weiß der Einsatzleiter aus St. Pölten. Katastrophenhelfer aus Hessen sind Dienstagnacht mit zehn Großaggregaten im Einsatzzentrum in Logatec eingetroffen. Bonmot am Rande: Ihre Lkws wurden von nö. Unimogs zum Parkplatz geschleppt.

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Die Menge der verbrauchten Betriebsmittel ist riesig: "Ein Aggregat benötigt in 24 Stunden rund 500 Liter Diesel", rechnet Owecka vor. Der Treibstoff und auch die Versorgung mit lebensmitteln wird von den Slowenen besorgt. "Das funktioniert recht gut. Wir können uns nicht beschweren."

Einer der größten Erfolge gelang den Niederösterreichern in Postojna: Mit einem großen 500-KVA-Aggregat wird dort das örtliche Krankenhaus mit Strom versorgt. In Cerknica wurde ein Pumpwerk wieder in Schwung gebracht, damit die Bevölkerung wieder mit Wasser versorgt werden kann.

„Die Dankbarkeit der Menschen ist unglaublich groß“, erzählt Robert Pölz, Helfer aus Lengenfeld bei Krems. „Man ist kaum irgendwo eingetroffen und hat vielleicht noch gar nichts gemacht, schon kommen die Leute mit Kaffee und Kuchen.“ Was Pölz noch beeindruckt: „Die Stimmung in der Bevölkerung. Die Menschen waren jetzt vier, fünf Tage ohne Strom und nehmen es trotzdem irgendwie gelassen hin. Bei uns wäre das vermutlich nicht so.“

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In der Einsatzpause kommen einige Kameraden ins Grübeln. „Ein Anschluss, um Notstrom ins Haus einzuspeisen – ich überlege mir das schon für mein Zuhause. Ein Stromaggregat ist vielleicht im Notfall schnell aufgetrieben, aber das ganze Haus dann mit Strom zu versorgen, ist eine andere Geschichte.“

Gefahr

Aktuell ist in der Region Tauwetter prognostiziert: die Einsätze werden gefährlicher. Beim Freischneiden von Leitungen lösen sich tonnenschwere Eisplatten und krachen mit unbändiger Gewalt zu Boden. "Ein kleiner Teil der Ortschaften konnte bereits wieder ans Stromnetz gehen, sagt Owecka. "Wir rücken dort dann ab und schlagen uns in kleinere Dörfer und zu Gehöften durch, um dort die Strom und Wasserversorgung sicherzustellen. Vor allem für die Bauern ist die Situation belastend, viele können ihre Tiere nicht tränken."

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