Schlusspfiff für immer mehr Fußballvereine in Österreich

Obmann Zeininger hat beschlossen, den Betrieb des SC Senftenberg einzustellen.
Gagenhungrige Hobbyspieler und fehlende Funktionäre drängen Amateurvereine ins Out.

Als er auf den menschenleeren Fußballplatz blickt, läuft ihm eine Träne über die rechte Wange. Man spürt, dass Franz Zeininger in Erinnerungen schwelgt. Er denkt an bessere Zeiten zurück, als er schon als Jugendlicher auf dem Spielfeld stand und viele Tore bejubeln durfte. Seit dem letzten Sieg am 10. Juni gegen Spitz gibt es beim SC Senftenberg in Niederösterreich nichts mehr zu feiern. Zeininger ist nur noch so lange Obmann, bis der Sportclub liquidiert ist. „Wir hören auf und wollen nicht mehr länger unsere ganze Freizeit dafür opfern, nur damit einige Spieler bei uns abkassieren können“, sagt Zeininger.

So oder so ähnlich geht es mehreren Funktionären. Geburtenschwache Jahrgänge bringen Vereine vor allem auf dem bevölkerungsarmen Land in eine Zwickmühle. Einige Spieler kennen die problematische Lage mancher Klubs und lassen sich – auch schon in der untersten Spielklasse – fürstlich entlohnen. Alleine in Niederösterreich zogen elf von 500 Vereinen die Konsequenzen und stellten heuer den Meisterschaftsbetrieb ein. Auch in anderen Bundesländern sind solche Schwierigkeiten erkennbar.

Schlusspfiff für den SC Senftenberg

Keine Kameradschaft

Senftenbergs Obmann Zeininger vermisst insbesondere das Kameradschaftsgefühl unter den aktuellen Spielern. „Früher haben wir in der Kantine gefeiert und den Umsatz gesteigert. Jetzt fahren die meisten Kicker gleich nach dem Match heim“, sagt Zeininger. Geringere Einnahmen, fehlende Funktionäre, Nachwuchssorgen und die Zugkraft größerer Vereine in der Umgebung machten ihm die endgültige Entscheidung leichter. „Dafür will ich nicht auch noch mit meinem Privatvermögen haften“, betont der Obmann. Nun sucht die Gemeinde einen Nachnutzer für den still gelegten Platz. Auch der SV Göpfritz an der Wild im Waldviertel kennt die Probleme. Statt teurer Zukäufe spielen jetzt eigene Kicker beim benachbarten Sportverein in Allentsteig.

Ein ähnliches Schicksal erlitt auch der SV Mitterdorf, Bezirk Bruck-Mürzzuschlag. Fehlende Funktionäre waren der Grund für das Ende, wie Obmann Friedrich Nowak sagt: „Es gab einen Vorstandswechsel. Es hat aber lange gedauert, bis wir Leute gefunden haben, die das machen wollen. Darum konnten wir für die kommende Saison kein Team anmelden.“

Hinzu kommt der Nachwuchsmangel. Aufgrund des dünn besiedelten Gebiets in der Obersteiermark fehlen Mitterdorf die Spieler. Allerdings müssen die Klubs zwei Nachwuchsteams bereitstellen. Mitterdorf gelang das nicht und musste deswegen Strafen an den Verband zahlen. Ein Problem wie Nowak meint: „Wenn es da kein Umdenken gibt, wird das Vereinssterben weitergehen.“

Schlusspfiff für immer mehr Fußballvereine in Österreich

Die Gemeinde Senftenberg sucht einen Nachnutzer für den stillgelegten Platz.

Vorschriften

Nicht nur Hobbykicker, sondern auch Funktionäre sind rar. Strengere Vorschriften und mehr Bürokratie schrecken viele davor ab, ehrenamtlich mitzuarbeiten. Und die, die tätig sind, werden nicht selten in den Graubereich der Legalität getrieben. Heikel wird es etwa, wenn Hobbyspieler mehr verlangen, als die Freibetragsgrenze – die liegt bei 540 Euro pro Monat – ausmacht. Diese Beträge werden öfters als Schwarzgeld bei der Finanz vorbeigeschleust (siehe Bericht unten).

Von respektlosen Spielern will Heimo Zechmeister, Geschäftsführer des nö. Fußballverbands, nicht sprechen: „Wer ist unverschämt? Ist es der Spieler, der die Hand aufhält, oder der Funktionär, der eine höhere Summe bezahlt, nur damit der Spieler nicht beim anderen Verein kicken kann?“ Um auf legaler Basis steuerschonend zu arbeiten, stelle der Verband einen Steuerberater zur Verfügung. Klar sei auch, dass der bürokratische Aufwand in den Vereinen überbordend sei. „Es gibt so viele Steuersätze und Freibeträge, da blickt kaum einer durch. Ein Formular sollte für eine Abrechnung reichen“, meint Zechmeister und glaubt: Um wieder mehr Funktionäre zu finden, müsste die Verwaltung vereinfacht werden.

Kommentare