Schlepper sedierte Flüchtlingskinder

Schlepper-Unfall mit Buchbinder-Mietwagen forderte im Burgenland 35 Verletzte.
Beruhigungstropfen im Burgenland verabreicht; Verfolgungsjagd mit Schüssen in Wien.

Taktik und Vorgehensweise der Schlepper werden immer radikaler. Dienstagmittag gab die Landespolizeidirektion Burgenland bekannt, dass ein 37-jähriger Schlepper Kindern Beruhigungstropfen verabreichte.

Zeugen beobachteten, dass der Mann am Sonntag 30 Flüchtlinge – darunter mehrere Kinder – zwischen Weiden und Podersdorf aus einem Klein-Lkw scheuchte. Wenig später tropfte er den Kindern Beruhigungsmittel in den Mund.

Die Zeugen alarmierten die Exekutive; in Mönchhof (Bezirk Neusiedl am See) wurde der Flüchtlingstransport gestoppt. Der Täter gab bei seiner Einvernahme die Verabreichung der Tropfen zu. Das Fläschchen hatte er jedoch vor der Festnahme weggeworfen. Nicht einmal der Schlepper selbst wusste, um welches Präparat es sich handelte. Laut Wolfgang Bachkönig, Sprecher der Landespolizeidirektion Burgenland, sind die Kinder aber wohlauf.

Eine zweite gefährliche Situation provozierte Montagnachmittag ein Schlepper in Wien auf der Südost-Tangente, Höhe Handelskai – der KURIER berichtete. Am Dienstag wurden Details bekannt: Polizeistreifen versuchten, einen überbeladenen Klein-Lkw auf der Stadtautobahn anzuhalten. Der Lenker drängte die Einsatzfahrzeuge ab und kam dabei ins Schleudern. Der Kastenwagen stand quer über die Fahrbahnen. Sofort sprang der Schlepper aus dem Wagen und lief über die A 23 davon. Ein Polizist verfolgte ihn und gab vier Warnschüsse ab. Erst zehn Minuten später gab der Täter auf. Zu diesem Zeitpunkt irrten 30 Asylwerber – von der wilden Verfolgungsjagd noch benommen – auf der stark befahrenen Autobahn umher. Dank aufmerksamer Autolenker kam kein Flüchtling auf zu Schaden.

Menschen als Frachtgut

"Durch die vermehrten Aufgriffe von Schleppern erkennen wir jetzt, welche Tragödien sich in den Fahrzeugen abspielen. Die Flüchtlinge sind Frachtgut", erklärt Polizeisprecher Roman Hahslinger. Unter der Schlepper-Mafia befinden sich offensichtlich auch skrupellose Schwerkriminelle.

Die Statistik zeigt die Welle der nach und durch Österreich rollenden Flüchtlings-Transporte. In den vergangenen zweieinhalb Monaten wurden in Wien bis Montag 98 Schlepper-Autos konfisziert. "Aktuell sind es drei bis vier Fahrzeuge pro Tag." In der ersten Juni-Woche waren es noch ein bis zwei beschlagnahmte Kfz pro Woche.

Die Menschenhändler ändern ständig ihre Taktik: Seit kurzem werden Klein-Lkw von Leihauto-Firmen angemietet. Offensichtlich wurde diese Taktik am Montag bei einem Unfall auf der B10 in Nickelsdorf. Nach einem Unfall zweier Schlepper-Kfz krachte ein angemieteter Klein-Lkw des Autoverleihers Buchbinder gegen einen Baum. 35 Menschen wurden bei dem Crash verletzt.

"Dieses Vorgehen ist uns mittlerweile bekannt. Aber wir können nicht über alle polizeilichen Maßnahmen Auskunft geben", sagt der Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck.

Die Mietwagen-Branche ist nervös. Das Wiener Büro von Sixt verwies an die Deutschland-Zentrale (kein Feedback), und die Marketing Abteilung von Europcar stellte fest, dass Überprüfungen in der Praxis kaum möglich seien. Die in den Schlepper-Unfall verwickelte Firma Buchbinder verweigerte jede Aussage. Für die Behörden stellt sich jetzt die Frage, wie Schlepper trotz Überprüfung von Meldezettel und Reisepass zu Mietautos kommen.

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