Russische Freundschaft
Eigentlich ist Vera Aleksenko nicht sonderlich religiös. "Aber Ostern ist der einzige Anlass im Jahr, an dem ich in die Kirche gehe", erzählt die Inhaberin der gleichnamigen Wiener Tanz und Balletschule. Es ist ein seltenes Ereignis, dass – wie am Sonntag – orthodoxe und katholische Christen am selben Tag das Osterfest feiern. Das "Pasha" gilt vielen Russen als das größte und schönste religiöse Ereignis im Jahr. Der Kirchenbesuch ist fast ein Muss.
Wien und Moskau hatten schon immer eine besondere Beziehung. Politisch,aber auch geschäftlich und kulturell. Zahlreiche Russen zog es in den vergangenen Jahren nach Österreich. Nicht nur Oligarchen wie Rashid Sardarov, der sich mit dem nö. Gut Brunntal einen noblen Zweitwohnsitz gekauft hat, sondern auch die wohlhabendere Mittelschicht.
Millionen-Investition
Dabei greifen die Russen durchaus tief in die Tasche. Interessant seien Wohnungen ab zwei Millionen Euro, die dann aber auch 200 Quadratmeter haben sollten, berichtet Hopfgartner. Auch Premium-Häuser um zehn Millionen Euro würden gekauft.
Laut Experten Horst Schwarzenberg von JP Immobilien würden viele Russen bedingt durch die Wirtschaftskrise mittlerweile aber vorsichtiger investieren – und sich bescheidener geben. "120 Quadratmeter etwa, wurden früher nicht gekauft", erklärt er. Derzeit seien rund 15 Prozent der Immobilien-Käufer im 1. Bezirk Russen.
Doch was zieht sie nach Österreich? "Die Lebensqualität", erklärt Natalia Sidorenko, während ihre Tochter im Studio von Aleksenko fleißig an der Ballettstange übt. Die russische Konzertpianistin ist vor sechseinhalb Jahren nach Österreich gezogen, ihr Mann ist von hier. Nun pendelt die Familie zwischen den Ländern. "Wien ist eine sehr kulturelle Stadt mit dem Musikverein, der Oper und Theatern", erklärt Ballet-Chefin Aleksenko die Liebe ihrer Landsleute zur Bundeshauptstadt. Ihre Community ist den Russen, bei aller Liebe und Freundschaft zu Hiesigen, aber dennoch wichtig. Es gibt russische Vereine, Clubs, Supermärkte, Bälle und sogar eine Zeitung in Österreich. Vor acht Jahren hat Aleksenko die Ballettschule für Kinder in der Wiener Innenstadt eröffnet. 80 Prozent ihrer Schüler sprechen Russisch. Warum? Sie unterrichtet nach der "russischen Methode". Die sei weniger spielerisch, erklärt Aleksenko, und komme daher gut an. Ihre Kunden können durchaus als wohlhabend bezeichnet werden.
Keine Bodyguards
Deripaskas Kapelle
Laut Insidern sollen fünf bis sechs der 20 reichsten Russen Liegenschaften in Österreich haben. Die wenigsten dieser Oligarchen zeigen sich jedoch öffentlich oder beteiligen sich am Ortsgeschehen ihres Zweitwohnsitzes.
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