Radikale Islamisten stalken Schüler

Koranverteilungen (im Bild eine Veranstaltung in Berlin) nehmen in der Steiermark zu. Dabei soll auch aggressiv vorgegangen werden.
Die Szene umfasst im Bundesland Hunderte Mitglieder und ist bereits größer als die der Neonazis.

Nach den Razzien in Gebetsvereinen und der Festnahme von 14 mutmaßlichen Dschihadisten rückt die radikalisierte, islamistische Szene mehr in den Blickpunkt. Und die ist größer als vermutet: Allein in der Steiermark gäbe es "ein paar Hundert Islamisten, die den Terrorismus verteidigen und den Rechtsstaat ablehnen", warnen die Sicherheitsbehörden.

80 Prozent der Betroffenen seien erst 15 bis 25 Jahre jung, oft Österreicher mit Migrationshintergrund der zweiten oder dritten Generation. Sie seien es auch, die Gleichaltrige ködern wollen: Am Freitag wurde bekannt, dass Islamisten Schülerinnen in Graz mehrfach bedroht und massiv unter Druck gesetzt haben, zum Islam zu konvertieren.

Dies sei längst nicht mehr der einzige Fall, bedauert die Polizei: Auch in Kapfenberg und Zeltweg wurden Vorfälle gemeldet, bei denen Schüler regelrecht von Radikalen gestalkt wurden. "Sie sprechen sie an und wollen sie zum Islam zwingen."

Solche Drohungen soll es auch gegenüber Spaziergängen im Grazer Stadtpark gegeben haben, ebenso gegenüber Passagieren eines Zuges im oststeirischen Feldbach. Bekannt wurde vor zwei Wochen auch eine extremere Variante im Leobner Spital: Es wurden islamistische Broschüren verteilt, als Ansprechpartner wurde der deutsche Salafisten-Prediger Pierre Vogel genannt.

Handhabe hat die Polizei kaum: Opfer trauen sich nicht, Anzeige zu erstatten oder als Zeugen aufzutreten. Deshalb bleibe derzeit nur übrig, die Szene zu beobachten.

Problemmoscheen

Radikale Islamisten stalken Schüler
Schweidlenka Roman, Extremismus-Experte, Extremismus
Ausgangspunkt der Radikalen dürften einige der 19 Moscheevereine in Graz sein, vermutet die Polizei. "Einige davon sind radikal oder islamistisch-dschihadistisch. Diese Problemmoscheen werden alle aus dem Ausland finanziert." Ins Ausland wollen auch viel junge Österreicher: 160 sollen in den Krieg nach Syrien gegangen sein, 60 wieder zurückgekehrt. Verglichen mit dem größeren Deutschland ist die Anzahl der selbst ernannten Kämpfer in Österreich auffällig hoch: Der deutsche Verfassungsschutz meldete 550 Syrien-Auswanderer.

Das macht auch den steirischen Extremismus-Experten Roman Schweidlenka nachdenklich. "Von der Größe her ist das gewaltig. Da brodelt etwas."

Die Faszination des Dschihad unter Jugendlichen erklärt er zum Teil mit Provokation gegenüber den Eltern. "Aber da ist auch Frust, sie glauben, für sie ist alles schlecht. In diesem Vakuum greifen radikale Ideologien." Das sei mit dem System der Neonazis vergleichbar: "Sie haben eine dunkle, lebensfeindliche Vision, aber sie bieten eine. Das kann Jugendliche ansprechen." Laut Polizei ist die Szene der radikalen Islamisten bereits größer als die der extremen Rechten.

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