Rad(-Tourismus) neu erfunden

Auf der Petzen hat der Flow Country Trail noch immer geöffnet.
Viele Wanderer und Biker lassen die Touristiker vom goldenen Herbst träumen.

Rund 1200 Zutritte wird die Sommer-Bergbahn auf der Petzen bei Bleiburg in Unterkärnten am heutigen Samstag verzeichnen. Wanderer nützen die Aufstiegshilfe. Und Mountainbiker. Das ist ungewöhnlich, weil die Jahreszeit längst gewechselt hat und eine Sommerbergbahn geschlossen haben sollte. Und weil es sich bei der Petzen ursprünglich um einen kleinen Skiberg handelte.

Vor zwei Jahren schien das Ende des Wintersportgebietes besiegelt. Als Retter entpuppten sich Touristen: Nicht Skitouristen, es waren Wanderer und Biker. Letztere nutzen aktuell den seit 2015 angebotenen Flow Country Trail – diese 11,5 Kilometer lange Mountainbikestrecke ist die längste in Europa. "Von 105.000 Seilbahn-Zutritten, die wir pro Jahr haben, entfallen 60.000 auf Skifahrer, der Rest auf Radfahrer und Spaziergänger, die Ende Oktober unseren Liftbetrieb rentabel machen", erklärt Investor Franz Skuk, der die Petzen vor zwei Jahren übernommen hatte.

In Bad Kleinkirchheim oder auf der Turrach sollten die Sommerbahnen ebenfalls still stehen. Sie schrauben sich allerdings nach wie vor in die Höhe und lassen Touristiker in finanzieller Hinsicht vom goldenen Herbst träumen. "Wir liegen schon jetzt mit einer Million Gästen um drei Prozent über dem Vorjahr", erzählt Oliver Pichler, der 16 Kärntner Seilbahnunternehmen mit Sommerbetrieb managt. "Weil die Herbst-Angebote auf den Bergen ausgebaut werden, werden wir die Saison 2018 noch viel weiter nach hinten verlegen", kündigt er an.

"Genusswandern", lautet so ein Punkt, mit dem beispielsweise die Region Villach punktet. "Wir haben jetzt die Öffnungszeiten in den Hütten verlängert, weil die Nachfrage so stark ist. Die Gäste genießen leichtes Wandern mit Jause und Ausblick. Das Minus vom September haben wir bereits aufgeholt", sagt Region-Villach-Geschäftsführer Georg Overs.

3000 legale Kilometer

Selbiges berichtet Bad Kleinkirchheim. Dort lassen Biker die Nächtigungszahlen in die Höhe schnellen: Rund 40.000 pro Jahr werden den Radsportlern zugerechnet. "Die Leute bevorzugen im Herbst speziell geführte Touren, oft mit dem E-Bike", heißt es aus dem Tourismusbüro. 600 Kilometer lang ist das Netz bereits, eine weitere Downhill-Strecke befindet sich im Bau. Der ehemalige Radsportler Paco Wrolich ist bei der Kärnten Werbung für Rad-Agenden zuständig. "Von 2012 bis heute wurden in Kärnten 3000 legale und beschilderte Mountainbike-Kilometer geschaffen. Jetzt starten wir eine Qualitätsoffensive", erzählt er.

Die Zeiten, als Kärnten hauptsächlich als Badedestination im Sommer und mit Skifahren im Winter gepunktet hat, sind vorbei. Bestes Beispiel ist das Herbstgeschäft – am Wörthersee. "Wir sind im Herbst 2017 im Vergleich zum Vorjahr schon im Plus", sagt Touristiker Mario Schönherr. Aktuell beherberge man zahlreiche urbane Gäste, die Wanderungen und Wellness-Programme in Anspruch nehmen würden.

Klimatisch bevorzugt

"Österreichweit gesehen sind wir witterungsbevorzugt und derzeit kommen Gäste lieber zu uns als nach Italien oder Kroatien. ‚Seelaxen’, oder ‚Entschleunigen’, heißt der Trend. Und bei 17 Grad Wassertemperatur wagten viele Gäste in den vergangenen Tagen den Sprung in den See."

Erwähnte positive Buchungszahlen konnte der KURIER in anderen Kärntner Regionen ebenfalls einholen. Nach dem hervorragenden Sommer gehe man aufgrund des Bike- und Wander-Booms auch von einem Plus im Herbst aus, so der Tenor. Von Mai bis August freute sich Kärnten über das fünftstärkste Ergebnis seit Beginn der Aufzeichnungen. 8.016.000 Übernachtungen bedeuteten ein Plus von 5,5 Prozent im Vergleich zu 2016.

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