Prozess um Mord in Salzburger Park: Anwalt stellt Alter des Angeklagten infrage
Seit Monaten beschäftigt die tödliche Messerattacke im Lehener Park im September 2015 das Salzburger Landesgericht. Ein zum Tatzeitpunkt 15-jähriger Asylwerber soll im Zuge einer Massenschlägerei zwischen Jugendlichen aus Afghanistan und einer Gruppe Türken einem 50-Jährigen einen tödlichen Messerstich in den Rücken versetzt haben.
Stefan Rieder vertritt in dem Prozess die Angehörigen des Opfers. Er meldete nun Zweifel am Alter des Mordangeklagten an. Der Opferanwalt hat deswegen eine forensische Untersuchung beantragt, berichten die Salzburger Nachrichten. Der angeblich mittlerweile 16-jährige Afghane war als Flüchtling offenbar ohne gültiges Reisedokument nach Österreich gekommen. Als Geburtsdatum wurde der 1. Jänner 2000 eingetragen. Zwei weitere Angeklagte sollen ebenfalls an einem 1. Jänner zur Welt gekommen sein. "Wenn drei Afghanen am 1. 1. geboren sind, macht mich das schon stutzig", meint Rieder. Würde festgestellt, dass der Angeklagte zum Tatzeitpunkt bereits älter als 16 war, müsste der Prozess neu aufgerollt und vor einem Schwurgericht verhandelt werden. Aktuell ist ein Schöffengericht zuständig. "Die Strafandrohung wäre höher – nicht zehn, sondern 15 Jahre für einen jungen Erwachsenen", sagt Rieder.
"Verzögerungstaktik"
Wolfgang Hauptmann, Anwalt des Mordangeklagten, hält den Antrag Rieders für "reine Verzögerungstaktik". "Der Opferanwalt will damit nur für Aufsehen sorgen", meint Hauptmann. "Für einen solchen Antrag fehlt die gesetzliche Basis." Derartige Untersuchungen seien nur im Asylverfahren möglich, sagt Hauptmann. Dem widerspricht der Opferanwalt unter Bezug auf eine Stellungnahme des Justizministeriums aus dem Jahr 2009, wonach ein solches Gutachten auch in Strafverfahren zulässig sei.
Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Vor Gericht stehen neben dem Hauptangeklagten noch sieben weitere Afghanen. Die vier an der Schlägerei beteiligten Türken sind bereits im Juni zu bedingten Strafen zwischen sechs und drei Monaten verurteilt worden.
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