Prozess in Graz nach Messerstecherei in Asylunterkunft

Der Mordversuchsprozess findet am Straflandesgericht in Graz statt.
Angeklagter: "Ich hatte keine Kontrolle über mich". Opfer mehrmals in den Rücken gestochen. Urteil am späten Nachmittag erwartet.

Eine Messerstecherei in einer steirischen Asylunterkunft ist am Donnerstag Thema im Grazer Straflandesgericht gewesen. Im Dezember 2016 hatte ein 29-Jähriger einem anderen Heimbewohner mehrmals mit einem Küchenmesser in den Rücken gestochen und verletzt. Zunächst rechtfertigte er sich mit Notwehr, bei der Verhandlung wollte er dann seine Frau verteidigt haben.

Streit um Benützung der Küche

Im Brennpunkt des komplizierten Sachverhalts stehen rund 15 Minuten, in denen in einem Heim für Asylwerber ein Streit eskalierte. Ein Iraner und seine Frau hatten schon mehrmals Probleme mit einigen Afghanen, die auch in der Unterkunft wohnten. Diesmal ging es um die Küchenbenützung, einer wollte kochen, einer backen, die Folge war ein Strom-Kurzschluss. Dann ging die Auseinandersetzung in einem Zimmer weiter und ein Spiegel zerbrach.

Daraufhin holte der 29-jährige Iraner "ein großes Messer und stach sofort zu", sagte die Staatsanwältin. Das Opfer "krümmte sich vor Schmerzen, doch er stach noch drei Mal zu", fuhr die Anklägerin fort. Alle Stiche erfolgten in den Rücken und stellten sich als nicht sehr tief heraus, aber Messerstiche in den Thoraxbereich werden immer als lebensgefährlich angesehen, erläuterte die Staatsanwältin den Geschworenen.

Andere Version vor Gericht

Vor der Polizei sprach der Angeklagte von "Notwehr", doch bei der Verhandlung erzählte er eine völlig andere Geschichte. Er schilderte zunächst die dauernden Probleme, die sich ergeben hätten, weil er und seine Frau Christen seien. Beschimpfungen und Schmähungen seien an der Tagesordnung gewesen, so der Beschuldigte. "Wenn mir einer monatelang sagt, du bist ein Ungläubiger und wenn ich dich umbringe, komme ich ins Paradies, hätte ich auch keine Freude", meinte Richter Andreas Rom.

Im Zuge der Auseinandersetzung habe einer der Afghanen die Ehefrau des Iraners so heftig gestoßen, dass sie zu Boden gefallen sei. Als der Widersacher dann auch noch in seinem Zimmer stand und nicht gehen wollte, habe er ihn zur Türe hinausgedrängt und dabei seien die Stiche "passiert", schilderte der 29-Jährige. "Ich hatte keine Kontrolle über mich, ich war außer mir." Nach der Tat warf er sofort das Messer in den Müll, das nicht mehr sichergestellt werden konnte. "Ich wollte Problemen aus dem Weg gehen", rechtfertigte er dieses Vorgehen.

Ein Urteil wurde für den späten Nachmittag erwartet.

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