Pfarrer von Fehring nach "Glockenaktion" bedroht

Die „Identitäre Bewegung“ schließt weitere Kundgebungen gegen das geplante Verteiler-Quartier in Fehring nicht aus
Mutiger Geistlicher muss nach seiner Gegen-Demo mit Kirchenaustritten und Anzeigen rechnen. Demo-Teilnehmer würden angeblich unter Tinnitus leiden.

Vom Altar zum Star – Pfarrer Christoph Wiesler, der mit dem Läuten seiner Kirchenglocken in Fehring (Südoststeiermark) eine gegen Flüchtlinge gerichtete Demonstration beendete (der KURIER hat berichtet), ist derzeit medial omnipräsent. Nun sieht er sich allerdings zusehends negativen Reaktionen und sogar Bedrohungen ausgesetzt.

„Rund 500 Mails und Anrufe habe ich in den letzten Tagen erhalten“, erzählt der Geistliche. Am Sonntag ließ er bekanntlich mit dem Läuten der Kirchenglocken in Fehring 50 Aktivisten der „Identitären Bewegung“ verstummen, die am Hauptplatz gegen die Hadik-Kaserne als Erstaufnahmezentrum für Asylwerber mobil machen. Während der als „Don Camillo“ titulierte Wiesler anfangs nur positives Feedback erntete, sieht er nun die Schattenseiten des nie beabsichtigten Ruhms: „Ich werde plötzlich beschimpft, beflegelt, bedroht. Es heißt, dass ich das Abschlachten der Christen durch den IS unterstützen, den Islam in Österreich stark machen und dass ich für eine bestimmte Partei arbeiten würde. Plötzlich bin ich das Ventil für den Frust, den viele Menschen in Asylfragen los werden wollen“, sagt der Pfarrer. Einige Bürger kündigen an, dass sie aufgrund der „Glockenaktion“ aus der Kirche austreten wollen.

Tinnitus

Die Drohungen gehen so weit, dass Wiesler nun offenbar auch mit Anzeigen zu rechnen hat: „Ein Demonstrant will mich anzeigen, weil ich eine korrekt angemeldete Demo gestört hätte. Und andere Teilnehmer drohen sogar mit einer Sammelklage, weil sie durch den Glockenlärm an Tinnitus leiden würden. Dafür werde ich mich verantworten müssen, hieß es“, betont Wiesler.

„Das ist natürlich Blödsinn. Ich glaube nicht, dass einer unserer Mitglieder den Pfarrer, mit dem wir eigentlich in einen Dialog treten wollen, anzeigt“, entgegnet Patrick Lenart, steirischer Sprecher der „Identitären Bewegung.“

Er bestätigt übrigens Aussagen, wonach seine Aktivisten von Fehringer Bürger für die Demonstration angeheuert wurden. „Nennen wir es lieber ‘kontaktiert‘, das trifft es eher. Wir wurden von besorgten Menschen gebeten, diese Kundgebung abzuhalten, und wir haben alleine am Sonntag in Fehring 14 neue Mitglieder gewonnen. Unsere Parolen waren nicht, wie vom Pfarrer behauptet, fremdenfeindlich.“ Lenart betont, dass man in Fehring Stammtische organisieren und – „wenn die Leute dies wünschen“ – auch weitere Kundgebungen veranstalten werde.

Für diesen Fall deponiert Pfarrer Wiesler, dass er erneut mit seinen Waffen zum Gegenprotest schreiten würde: „Meine fünf Glocken sind lauter als 50 Aktivisten.“

Kommentare