"Die Badewanne allein reicht nicht"

Der Wörthersee ist „sein“ See. Otto Retzer wohnt am Südufer in einer Villa bei Maria Wörth.
Wörthersee: Otto Retzer über Touristen, Promis, Events und Geheimnisse rund um "seinen" See.

Otto Retzer ist nicht nur Schauspieler und Regisseur, sondern vor allem "Mr. Wörthersee". Er hat sich sogar auf dem Friedhof in Maria Wörth ein Platzerl mit "Aussicht" auf "seinen" See reserviert. Im KURIER-Interview spricht der 69-Jährige über touristische Impulse, das Geheimnis des Wörthersee-Wassers, die Bedeutung der Events, die Abwanderung von Prominenten und seine Titel als Tänzer.

KURIER: Kärnten und im Speziellen die Wörthersee-Region beklagen diesen Sommer einen Nächtigungsrückgang von sechs Prozent. Der Sommer ist vorbei, also soll "Mr. Wörthersee", Otto Retzer, Bilanz ziehen.

Retzer: Der Hauptgrund für diesen Rückgang ist heuer natürlich das Wetter. So einen verregneten Sommer habe ich persönlich noch nie erlebt, wahrscheinlich sogar der Wörthersee selbst noch nicht. In den letzten zehn Wochen musste ich jedenfalls auf meiner Terrasse den Sonnenschirm kein einziges Mal aufspannen. Der steht tagtäglich im Regen und schimmelt vor sich hin.

Daher gibt es ja die lustigen Forderungen nach einer Überdachung von gewissen Abschnitten, nach Badehäusern...

...das ist doch alles ein ausgemachter Blödsinn. Man muss sich endlich bewusst werden, dass die Badewanne allein als Angebot nicht reicht. Man geht immer davon aus, dass der See sowieso vorhanden und nichts weiter erforderlich ist. Aber dem ist nicht so. Dem Urlauber von heute muss ein Wellnesspaket geboten werden, der braucht alternative Angebote. Er will weg vom reinen Badeurlaub, der nicht mehr zeitgemäß ist. Aber da gibt es ja einen anderen berühmten Glatzkopf in Kärnten, der das besser beurteilen kann (gemeint ist der Chef der Kärnten Werbung, Christian Kresse, Anm.).

Dennoch: Nennen Sie bitte ein Beispiel, wie man die Region Wörthersee beleben könnte.

Am Gardasee beispielsweise verlässt man sich nicht nur auf die Attraktivität des Sees alleine. Da gibt es ein Allround-Angebot für Mountainbiker. 40.000 Radler sind dort unterwegs, da ist der Teufel los. Aber auch bei der Bewerbung unseres Sees läuft einiges falsch. In Deutschland liegt das Geld bereit. Aber wir brauchen nicht in Nordrhein-Westfahlen werben sondern das sollte in München, Stuttgart, Augsburg oder Ingolstadt passieren. Von dort steigen die Urlauber ins Auto und sind in drei Stunden am Wörthersee.

Sie haben ein Buch mit dem Titel "Mein Wörthersee" geschrieben. Was fasziniert Sie und andere so an "Ihrem" See?

Die Sicherheit, die Sauberkeit, die Landschaft, die Traumkulisse. Und es ist etwas los hier. Wir haben in einem Monat mehr Partys als andere Regionen in drei Jahren. Nur muss man das positiv verkaufen und nicht madig machen. Wenn beim Harley-Treffen 65.000 Harleys hier sind, ist die Botschaft, dass drei gestohlen wurden. Drei von 65.000! Da wird gezetert, als ob die Welt untergehen würde, dabei sind die eh versichert.

Events wie das Beachvolleyball, der Ironman, die GTI- oder Harleytreffen sind also überlebenswichtig für den See.

Natürlich zipft’s mich auch an, wenn die GTIs oder die Harleys bei mir vorbeituckern. Aber was ist die Alternative? Dass nichts los ist und ich nackert um den See joggen kann und kein Mensch sieht mich?

Sie haben einmal gesagt: Jeder Kärntner will ein Fleckerl Wörthersee und man müsste eigentlich das Land fluten.

Ja, aber dann würden wir Kärntner uns ins eigene Fleisch schneiden, denn dann hätten plötzlich die Steirer die begehrten und gerne vererbten Seegrundstücke. Im ernst: es gibt Geheimnisse rund um den Wörthersee, davon sollten nur die Kärntner profitieren. Wie, dass man nur in den See springen braucht, um fit zu sein, wenn man angeschlagen ist. Oder wie erotisierend und potenzsteigernd das Wörtherseewasser in Wahrheit ist. Aber wie gesagt, damit sollte man keine Reklame machen, denn sonst kommen die Italiener und trinken uns den See aus.

Frank Stronach hat sein Schloss am Wörthersee verkauft, Karl Heinz Grasser und Christian Mucha ihre Villen. Es gibt Gerüchte, dass die Familie Glock Immobilien veräußern könnte, dass Freyenthurn vor der Schließung steht.

Also Freyenthurn wäre nicht das größte Unglück, denn Bordelle haben wir in Kärnten ja genug. Zu Christian Mucha sag ich nur: der Wörthersee und Otto Retzer werden es verkraften, wenn er von dannen zieht. Die Glocks verkaufen nichts, die kaufen eher. Und dafür haben wir mit Sigi Wolf einen Neuzugang, der zahlreiche Promis zu den Festen bringt. Die kennt man eben nicht aus den Seitenblicken. Aber seit Sigi Wolf in Reifnitz ist, ist der Klagenfurter Flughafen voll mit Privatflugzeugen. Und wenn ich mir das Südufer anschaue mit Ingrid Flick, Heidi Horten, den Familien Porsche und Piech – so eine Ansammlung von Milliardären gibt’s ja nirgendwo anders.

Apropos Mucha: Sie sind am See so eine Institution, dass Sie sogar Wörthersee-Verbot aussprechen dürfen?

Ich werbe seit Jahrzehnten Tag und Nacht für den Wörthersee – mehr als viele andere, hoch bezahlte Leute. Die Leute glauben, dass ich nur ein Buffet-Tiger bin. Leider ist es so, dass ich mir viele Feinde mache, wenn ich nur den Mund öffne. Ich habe vor 20 Jahren gesagt, dass man am Wörthersee glaubt, ein Frühstücksbuffet bestehe aus einem Blattl Extrawurst und einer Scheibe Emmentaler. Den Sager hat man mir erst kürzlich wieder vorgeworfen.

Abschlussfrage: Larissa Marolt vom Klopeiner See war im Dschungelcamp. Kommt das für Otto Retzer vom Wörthersee auch in Frage?Ich bin Halb-Pensionist, das tue ich mir sicher nicht mehr an. Was mich aber schon noch reizt, ist die Teilnahme an den Dancing Stars. Da hatte ich bereits ein Angebot und hätte Chancen. Denn nur wenige wissen, dass ich einst Rock ’n’ Roll-Meister von Kärnten und Twist-Meister von Klagenfurt war.

Otto Retzers Lebenslauf

Geboren wurde Otto Werner Retzer am 13. September 1945 im kärntnerischen Lölling.

Sein Leben ist untrennbar mit dem Wörthersee verbunden, was er 2011 mit dem Buch "Mein Wörthersee" unterstrich.

Im Hotel Schloss Seefels in Pörtschach begann er seine Karriere als Wasserskilehrer und Kellner. Dort entdeckte ihn auch Filmemacher Carl Spiehs. Bekannt wurde Retzer als Gastarbeiter Josip in der Serie "Ein Schloss am Wörthersee", da übernahm er später auch die Regie. Sex-, Horror- und Blödelfilme (mit Thomas Gottschalk und Mike Krüger) folgten. Insgesamt fungierte er 120 Mal als Produktionsleiter und 90 Mal als Regisseur.

Otto Retzer ist mit seiner aus Mauritius stammenden Frau Shirley verheiratet und wohnt in einer Villa bei Maria Wörth.

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