Öffentliches Pendeln ist Frauensache

Öffentliches Pendeln ist Frauensache
Wer Teilzeit arbeitet, fährt meist öffentlich, ist dabei jedoch oft länger unterwegs als Vollzeitbeschäftigte.

Drei Stunden täglich. So viel Zeit wird Gabriele Pomper nach ihrer Karenz wieder in einem öffentlichen Verkehrsmittel verbringen, um von ihrer Wohnung im 17. Bezirk zu ihrer Arbeitsstätte in St. Pölten und retour zu gelangen.

Wenn sie eines ihrer Kinder abholen oder sich an dem Tag um den Einkauf kümmern muss, kommt möglicherweise noch eine Stunde Unterwegssein dazu. Mit dem Auto wäre sie um einiges schneller, aber das benötigt meistens ihr Mann, der Vollzeit arbeitet und viel auf Terminen ist (Gabriele Pomper war zuletzt Teilzeit angestellt). Außerdem stresst sie das Autofahren und eigentlich ist sie auch lieber umweltfreundlich unterwegs.

Frauen, die Teilzeit arbeiten, hauptsächlich Bahn, Bim und Bus nützen und in Relation zur Arbeitszeit mehr Zeit auf der Straße verbringen als Männer, die Vollzeit arbeiten und mit dem Auto unterwegs sind – mit dieser Aufteilung sind die Pompers nicht alleine. Das war auch das Ergebnis der jüngsten Analyse der Arbeiterkammer Wien zu dem Thema. 430 Pendler aus dem nö. Triestingtal und Schneebergland wurden dabei befragt.

Weniger Geld

Thomas Hader, Verkehrsexperte der Arbeiterkammer Wien, der an der Studie mitgearbeitet hat, erläutert: "Frauen sind immer noch in zweifacher Hinsicht benachteiligt. Zum einen verdienen sie mit den Teilzeitjobs weniger, haben aber den gleichen Pendelaufwand, was im Endeffekt einen höheren Kostenaufwand bedeutet. Zum anderen müssen sie Elterntaxi spielen." So dienten 40 Prozent der Wege, die die befragten Frauen zurücklegten, dem Bringen oder Holen der Kinder zur Schule, von der Nachmittagsbetreuung bzw. anderen Freizeitaktivitäten.

Besonders auffallend sei laut Hader weiterhin der Unterschied in Bezug auf den Zugang zur berufsbedingten Mobilität. "Frauen haben zwar Zugang zum Pkw, für den überwiegenden Arbeitsweg verwenden sie aber häufiger öffentliche Verkehrsmittel, wohl auch um Kosten zu sparen."

Landschaftsplanerin und Gender-Expertin Bente Knoll vom Büro für nachhaltige Kompetenz beschäftigt sich seit Jahren mit dieser Problematik. Sie fordert, dass die Verkehrsplanung einen stärkeren Fokus auf nachhaltige Formen sowie Langsamverkehr (Fuß- oder Radverkehr, Anm.) und auf Personengruppen wie Kinder, ältere oder behinderte Menschen legt.

Für Wien wünscht sie sich konkret, dass Fahrrad- und Fußgängerwege so ausgebaut werden, dass sie von Kindern und Jugendlichen auch eigenständig benutzt werden können. Das würde der jeweiligen Betreuungsperson Arbeit und somit Zeit abnehmen. Am Land wiederum braucht es, findet Knoll, eine Verbesserung der Infrastruktur und eine bessere Gestaltung der Haltestellen. Derzeit gebe es oft nicht einmal wetterfeste Unterstände oder Sitzmöglichkeiten.

Dass die Infrastruktur im Land ausbaufähig ist, zeigt auch die Konsumerhebung 2014/15 der Statistik Austria. Während nur 58 Prozent der Wiener ein Auto besitzen, haben in Gemeinden mit weniger als 10.001 Einwohnern 89 Prozent der Bewohner einen Pkw.

Die Berufspendlerin Gabriele Pomper würde sich indes wünschen, dass die Fahrzeiten der Verkehrsmittel besser aufeinander abgestimmt werden. Vor allem im ländlichen Raum könnte dadurch noch Zeit gespart werden. Die schnelleren Railjet-Züge nach St. Pölten bringen ihr hingegen kaum Ersparnis. Wenn diese nicht am Westbahnhof oder in Hütteldorf stehen bleiben, muss sie einen Umweg zum Hauptbahnhof machen. Und das ist dann wieder mehr Weg, den es zurückzulegen gilt.

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