Verbotsliste für braune Kennzeichen
Wenn Ronald R. mit seinem Firmenwagen unterwegs ist, sorgt er häufig für Gesprächsstoff. Es ist vor allem sein Wunschkennzeichen, auf das ihn fremde Menschen ansprechen.
Die Reaktionen darauf sind ziemlich konträr: Entweder positiv bejahend oder ärgerlich und angewidert. Denn der aus dem Großraum Linz stammende Unternehmer hat neben dem fix vorgegebenen Ortskürzel die Zahlen-/Ziffernkombination "OD 88" ausgewählt. In rechtsextremen Kreisen gilt das als Code für "Oberdonau Heil Hitler" (H ist der achte Buchstabe des Alphabets, Anm.).
Allerdings: Auf dem schwarzen Lieferwagen des Unternehmers prangen auch sein Name, die Firmentätigkeit und die Telefonnummer ausgerechnet in Frakturschrift. "Diese Schriftart hat ein Berater empfohlen, als ich mich vor sieben Jahren selbstständig gemacht habe. Er hat gemeint, dass sie eher auf eine alteingesessene Firma schließen lässt."
Bezüglich des Kennzeichens beruft R. sich auf die Zulassungsbehörde und seinen Anwalt. Er habe sich erkundigt und ihm sei völlige Unbedenklichkeit bescheinigt worden. Er verweist auch auf seinen Nachbarn, einen Bauunternehmer: "Auch er hat ein Firmenauto mit 88 auf dem Kennzeichen – im Gegensatz zu meinem ist seines aber noch nicht lang angemeldet."
Index
"Wir feiern heuer 70 Jahre Befreiung vom Nationalsozialismus. Da dürfen wir auf dem rechten Auge nicht blind sein – auch nicht, wenn es um vermeintliche Kleinigkeiten wie Autokennzeichen geht", erklärt der Minister. Der Gesetzesentwurf soll im April vom Verkehrsausschuss abgesegnet und im Sommer in Kraft treten. "Ich bin froh, dass wir auf diese Weise einen Weg gefunden haben, rechtsradikale Umtriebe zu verhindern. Nazi-Gedankengut darf in unserer Gesellschaft keinen Millimeter Platz haben", betont Stöger.
Auch rückwirkend
Die Exekutive kündigt an, R. nun zu einem Gespräch vorzuladen. "Wir wollen von ihm selbst hören, was seine Beweggründe waren", sagt Polizeisprecher David Furtner.
Nazi-Codes, die nicht mehr durchrutschen sollten:
In Kooperation mit dem Mauthausen Komitee (MKÖ) hat das Verkehrministerium eine Liste von Codes erarbeitet, die, sobald die Novelle zum Kraftfahrzeuggesetz rechtsgültig wird, auf Wunschkennzeichen nicht mehr verwendet werden dürfen. Laut MKÖ-Vorsitzenden Willi Mernyi tauchen rechtsextreme Codes leider vermehrt im Straßenverkehr auf.
Neben bisher schon – aufgrund ihrer besonderen Auffälligkeit – meist nicht genehmigten Buchstabenkombinationen wie NSDAP, SS, SA, HJ oder NS sollen künftig auch Bezeichnungen wie NSKK (NS-Kraftfahrzeugskorps), NSFK (NS-Fliegerkorps), NSD (NS-Studentenbund), NSDBO (NS-Betriebszellenorganisation) oder DAF (Deutsche Arbeitsfront) verboten sein. Das Gleiche gilt für BH (Blood & Honour), C18 (Combat 18 – steht für Kampftruppe Adolf Hitler), KKK (Ku-Klux-Klan), ZOG (Zionist occupied government), HH (Heil Hitler), WP (White Power), WPWW (White Pride World Wide) oder AJAB (All Jews are Bastards). Nicht erlaubt werden auch die Zahlen 18 (Adolf Hitler), 28 (Blood & Honour), 828 (Heil Blood & Honour), 74 (Großdeutschland), 84 (Heil dir), 88 (Heil Hitler), H8 (Heil Hitler), 311 (Ku-Klux-Klan), 444 (Deutschland den Deutschen), 19/8 (Sieg Heil), 1919 (SS), 420 (Hitlers Geburtstag) oder 1488 (Auf Deutschland – Heil Hitler).
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