Nie mehr wieder dem Bus nachwinken

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Parallel zum Ausbau der Bahn ist ein Taktfahrplan für ganz Österreich in Ausarbeitung. In Wien und auf der Westbahn kämpft man mit ganz anderen Problemen.

Umweltfreundlicher, sozialer, sicherer und effizienter“ soll das heimische Verkehrssystem werden. Das ist das hehre Ziel des neuen Gesamtverkehrsplans, den Ministerin Doris Bures am Freitag vorstellte. Obwohl kurz vor Weihnachten präsentiert, sei diese Weichenstellung bis 2025 kein „Wünsch dir was“.

Auf „einer soliden Basis“ werde etwa das größte Ausbauprogramm der Schiene in der Zweiten Republik gestartet. Allein bis 2018 werden da 12,6 Milliarden Euro investiert. Diese neue Schieneninfrastruktur soll einen zentralen Punkt des Planes möglich machen: den bundesweiten Taktfahrplan.

Nie mehr wieder dem Bus nachwinken
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„Dass man aus dem Zug aussteigt und den Bus abfahren sieht, wird der Vergangenheit angehören“, verspricht Bures. Der neue „Ö-Takt“ bedeutet, dass Fahrgäste an „ihrer“ Haltestelle mit Bus- und Zugverbindungen immer zu den gleichen Minuten rechnen können. „Man braucht gar keinen Fahrplan mehr.“ Außerdem sollen Anschlusszüge und -busse koordiniert werden. Das sei keine Zukunftsmusik, sondern habe am 9. Dezember mit der neuen Westbahn schon begonnen, betont Bures.

Nie mehr wieder dem Bus nachwinken

Bis 2025 wird es deutlich mehr (9000 statt bisher 7000) und deutlich schnellere Zugverbindungen geben. „2015 wird eine Fahrt von Wiener Neustadt nach St. Pölten durch den neuen Wiener Hauptbahnhof nur mehr eine statt eineinhalb Stunden dauern“, sagt Bures.

Der Ausbau sei auch für den Güterverkehr notwendig. Auf der Westbahn könne man vier Mal mehr Güter transportieren als auf der Südstrecke. Es gebe auch einen „klaren Eigentümerauftrag“ an die ÖBB, den Anteil am Güterverkehr zu halten.

Keine Kilometermaut

Der Verkehrsplan beinhalte aber keine neuen Projekte, sondern bringe bestehende (und finanzierte) unter einen Hut. Im Öffentlichen Verkehr sollen Preissteigerungen nicht über die Inflationsrate hinausgehen. Und auf die Frage, ob auf die Autofahrer eine kilometerabhängige Maut statt der Vignette zukomme, sagt Bures: „Derzeit ist an keine Änderung gedacht.“

Mit Frühjahr 2013 soll auch eine bundesweite Verkehrsauskunft in Probebetrieb gehen. Bestehende Angebote von ÖBB, Asfinag und Nahverkehrsträgern sollen zusammenfasst werden.

Lippenbekenntnisse

Präsentiert wurde auch eine SORA-Umfrage, bei der tausend Österreicher befragt wurden. 90 Prozent begrüßen einen Taktfahrplan, 83 Prozent glauben, dass der Bezinpreis steigen wird und man deshalb die Öffis ausbauen sollte. Diese Aussagen widersprechen aber der Realität (siehe Grafik): Mehr als die Hälfte legt ihre durchschnittlichen 3,7 Wege täglich mit dem Auto zurück. Bis 2025 sollen zwar die auf der Schiene zurückgelegten Kilometer um 29 Prozent steigen, die mit dem Auto aber auch um 23 Prozent.

Man müsse deshalb klare Ziele formulieren. Und koordiniert sich in einer neuen Arbeitsgruppe mit allen Akteuren wie Ländern und Gemeinden. Denn in Fragen wie der Raumplanung hat der Bund wenig zu sagen.

Wien: Ruckelzüge der U-Bahn werden nachjustiert

„Warum schaukelt es in den neuen U-Bahn-Garnituren so?“ Diese Beschwerde bekamen die Wiener Linien in den vergangenen Monaten von verärgerten Passagieren wiederholt zu hören (der KURIER berichtete). Das Problem tritt nur bei den modernen V-Zügen, nicht aber bei den althergebrachten „Silberpfeilen“ auf, die seit Jahrzehnten in Einsatz sind.

Nie mehr wieder dem Bus nachwinken
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Nach einer halbjährigen aufwändigen Störungssuche – im Einsatz waren unter anderem Züge, die mit Sensoren verkabelt waren, sowie Experten der TU – ist man jetzt bei den Verkehrsbetrieben jetzt schlauer: Schuld an den Vibrationen sind die Dämpfer am Drehgestell, auf dem die Räder der Waggons montiert sind. Diese werden jetzt bei allen 43 Garnituren ausgetauscht. Zuständig ist dafür der Hersteller Siemens, der auch die Kosten dafür trägt.

Weiters werden die Wiener Linien in Eigenregie die Räder neu justieren. Über die Kosten hüllt man sich sowohl bei den Wiener Linien als auch bei Siemens in Schweigen. Fix ist jedenfalls, dass die Austauscharbeiten Anfang 2013 starten und vermutlich das gesamte Jahr in Anspruch nehmen werden.

Die V-Wagen, die laufend neu in den Fuhrpark der Wiener Linien hinzukommen, werden übrigens schon alle mit dem neuen System ausgestattet. (Josef Gebhard)

Zahlreiche Verspätungen von Wien nach St. Pölten

Auf der neuen Strecke zwischen Wien und St. Pölten ist es am Freitag zu zahlreichen Verspätungen gekommen. Der ÖBB-Railjet, der um 13 Uhr 28 in St. Pölten hätte sein sollen, hatte 30 Minuten Verspätung. Laut dem ÖBB-Kundendienst sind „die meisten Züge“, die bis Freitagmittag auf der Strecke zwischen Wien und St. Pölten verkehrten, mit mindestens fünf oder 10 Minuten Verspätung an den Zielbahnhöfen angekommen.

Grund dafür ist laut Kundendienst das Wetter. Wie schon am Donnerstag auf der Strecke von Wien nach Salzburg, durften am Freitag auch die Railjets zwischen Wien und St. Pölten witterungsbedingt maximal 160 km/h statt der Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h fahren.

Auch am Donnerstag mussten insgesamt vier Railjets von Wien nach St. Pölten außerplanmäßig umgeleitet werden. Ein Abendzug war insgesamt ein Stunde und 18 Minuten unterwegs. ÖBB-Sprecher Christopher Seif sagt: „Das sind Anfangsschwierigkeiten, die wir in den Griff bekommen werden.“

Türdefekte bei der Westbahn: "Aufsichtsbehörde hat versagt"

„Das Verkehrsministerium als Aufsichtsbehörde hat einmal mehr versagt.“ Scharfe Kritik kommt von der Grünen Verkehrssprecherin Gabriela Moser nach der vom KURIER aufgedeckten Pannenserie mit Türen bei der privaten Westbahn. Wie berichtet, ist bei mehreren der Türen die untere Verankerung bei Begegnungen mit dem ÖBB-Railjet herausgeschlüpft. Moser: „Eigentlich sollte nach deutschem Muster ein unabhängiges Eisenbahnbundesamt die Kontrollaufgaben übernehmen.“

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ÖBB-Betriebsrat Roman Hebenstreit fordert mehr Kontrollrechte für das Ministerium, das erst durch den KURIER überhaupt von den Vorfällen erfahren hat. Das müsse geschehen, „bevor Unfälle passieren. Das derzeit in Österreich bestehende System der Selbstkontrolle ist im Hochgeschwindigkeitszeitalter auf der Schiene nicht mehr zeitgemäß.“

Die Westbahn wirft Hebenstreit Unwissen vor und sieht nur „ein technisches Problem ohne Sicherheitsrelevanz“.

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