Ärzte machen der Politik Dampf
Österreichs Spitzenmediziner machen gegen die verfehlte Nichtraucherschutz-Politik – wieder einmal – mobil. Diesmal aber wird auch der Parlamentarismus in die Pflicht genommen.
Diese eher ungewöhnliche Forderung ankert in der Argumentation von Gesundheitsminister Alois Stöger. Denn der Minister macht seit Jahren das Parlament dafür verantwortlich, dass es in Österreich noch immer nicht zu einem generellen Rauchverbot in der Gastronomie gekommen ist.
Sein Stehsatz lautet: "Dafür gibt es im Hohen Haus bis dato keine notwendige Mehrheit." Laut Parlamentsdirektion müssten nur 20 Abgeordnete eine solche Abstimmung beantragen. Stöger selbst wollte die Ärzte-Forderung nicht kommentieren. "In parlamentarische Prozesse will sich Stöger nicht einmischen", erklärte seine Sprecherin Lisa Fuchs.
Trauriges Ergebnis
Prof. Manfred Neuberger, Präventivmediziner und Umwelt-Hygieniker der Uni-Wien gab dazu ein bemerkenswertes Beispiel: "Ein Kellner, der acht Jahre lang in einem verrauchten Betrieb arbeitet, verdoppelt nur durch Passivrauchen sein Krebsrisiko."
Ärztekammer-Präsident Szekeres machte vor allem auf das Rauchverhalten der Jugendlichen aufmerksam: "Knapp 30 Prozent der 15-jährigen Mädchen rauchen zumindest ein Mal pro Woche. Für Burschen gilt Ähnliches. Beim Rauchverhalten unserer Jugend sind wir auch Schlusslicht in Europa." Dennoch, so Szekeres weiter, "liegen die Ausgaben für Prävention in Österreich laut OECD-Statistik bei 1,8 Prozent der Gesundheits-Ausgaben. Der EU-Schnitt liegt aber bei 2,9 Prozent des jeweiligen nationalen Gesundheitshaushaltes."
Stöger argumentiert mit verstärkten Anstrengungen: "In wenigen Monaten wird die nationale Suchtpräventions-Strategie präsentiert. Arbeitsgruppen befinden sich bereits in der finalen Phase."
Wie schwer sich Rauchverbote in der Praxis durchsetzten, zeigt das Thema Freibäder. Während in Graz Zigaretten verbannt wurden, wollen andere Städte abwarten. Für Mediziner Neuberger eine "Schande": "Die Politik entscheidet nicht, weil sich Raucher eher aufregen als Nichtraucher." Kollege Kerbl ergänzt: "Eine Minderheit gefährdet die Mehrheit."
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