Neuer HPV-Impfstoff steigert Schutzrate auf 90 Prozent

Symbolbild
Aufnahme in österreichisches Impfprogramm ab Herbst möglich.

Die Impfung gegen das Human Papilloma Virus (HPV) wirkt. "In Australien gibt es nach der breiten Einführung der Impfung unter den Unter-21-Jährigen praktisch keine Genitalwarzen mehr. Die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen ist bereits um 50 Prozent zurückgegangen", sagte jetzt der Wiener Gynäkologe Elmar Joura. Ein neuer Impfstoff steigere die Krebs-Schutzrate auf 90 Prozent.

Der Hintergrund: In Salzburg findet derzeit der EUROGIN-Kongress mit rund 2.000 Gynäkologen als Teilnehmer statt (bis 18. Juni). Es handelt sich dabei um eine der größten wissenschaftlichen Veranstaltungen in Sachen HPV und Gynäkologie weltweit. Das Human Papilloma Virus verursacht de facto alle Fälle von Gebärmutterhalskrebs und viele andere Krebsarten (HNO-Karzinome, Vulva- und Analkarzinome). Im fortgeschrittenen Stadium sind die Behandlungsmöglichkeiten bei allen diesen Erkrankungen sehr beschränkt. Verhindern lassen sie sich durch die HPV-Impfung.

In Salzburg werden die neuesten Informationen zu dem Thema präsentiert. "Im vergangenen Juni ist von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA; Anm.) ein neuer HPV-Impfstoff zugelassen worden. Er war bis Mai diesen Jahres nicht erhältlich. Ab Herbst könnte er für das österreichische Impfprogramm für die Kinder bis zum 12. Lebensjahr zur Verfügung stehen", sagte Joura, der an der Universitäts-Frauenklinik der MedUni Wien im AKH seit Jahren auch in federführender Position in der Prüfung von HPV-Vakzinen tätig ist, im Gespräch mit der APA.

Schutzrate erhöht

Bisher gab es beispielsweise einen HPV-Impfstoff der gegen die gefährlichsten Krebserreger der HP-Viren (Typen 16 und 18) sowie gegen die häufigen Verursacher von Genitalwarzen (6 und 11) zu 97 Prozent geschützt hat. Doch es existiert ein "Nachfolgemodell". Joura sagte: "Es handelt sich dabei um einen neun-valenten Impfstoff, der gegen HPV 16, 18, 6 und 11 (wie bisher; Anm.) sowie gegen HPV 31, 33, 45, 52 und 58 schützt. Die Wirksamkeit liegt ebenfalls bei 97 Prozent." Damit kann die Schutzrate gegen Gebärmutterhalskrebs (Cervixkarzinom) durch die Impfung von bisher etwa 70 Prozent auf etwa 90 Prozent erhöht werden. "Zugelassen ist der Impfstoff ab dem 9. Lebensjahr ohne Altersgrenze nach oben", sagte Joura.

Die Vakzine ist in klinischen Studien, an denen auch der Wiener Gynäkologe mitgearbeitet hat, mit rund 14.000 Probanden erprobt worden. Es zeigte sich dabei im Vergleich zum alten Vierfach-Impfstoff eine faktisch gleiche Schutzrate vor HPV-Infektionen durch die nunmehr neun Virusvarianten von 97 Prozent. Derzeit finden Gespräche zwischen dem österreichischen Gesundheitsministerium und dem Hersteller statt, ob und wie der Umstieg im kostenlosen Impfprogramm gegen HPV für Buben und Mädchen bis zum 12. Lebensjahr auf die neue Vakzine erfolgen könnte. Joura erzählte im Gespräch mit der APA: "Dieses Programm findet international große Beachtung, weil es eine frühes Immunisierungsalter (am besten in der vierten Volksschulklasse; Anm.) für beide Geschlechter und mit zwei Dosen (Teilimpfungen) vorsieht."

Die Impfung hat nämlich laut einer wissenschaftlichen Studie aus der kanadischen Provinz British-Columbia bei jüngeren Kindern bei zwei Impfungen einen höheren Wirkungsgrad als drei Teilimpfungen später. Das war mit ein Grund für die Etablierung des österreichischen HPV-Impfprogramms mit dem Jahr 2014 in der aktuellen Form. Bis sich der Effekt auf die Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen in Österreich dokumentieren lässt, werden allerdings noch Jahre vergehen. Gerade das Wissen, über die überragende Bedeutung von HPV-Infektionen für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs dürfte in Zukunft auch die Bedeutung von HPV-Tests in der Vorsorge bzw. Früherkennung steigern.

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