Neonazi-Zelle plante Ableger

Die Angeklagten vor Gericht
"Legion Werwolf" wollte nach Österreich. Sieben Steirer wegen Wiederbetätigung angeklagt.

Ein Angeklagter fehlt. Lapidar lässt er seinen Verteidiger ausrichten, dass er nicht kommen werde. In Deutschland sei alles erledigt, er sei aus der Szene ausgestiegen. "Dann soll er in Deutschland bleiben", erwidert die Richterin, sonst werde er in Österreich verhaftet: Fluchtgefahr.

Zwar nur als Nummer acht der Angeklagten geführt, ist jener Deutsche aber eine Schlüsselfigur in diesem Prozess. In seiner Heimat wegen Volksverhetzung (nicht rechtskräftig) verurteilt, soll er mit der "Legion Werwolf" auch Anschlagspläne gesponnen haben, zählt die Leobner Richterin auf: Auf die US-Botschaft in Wien sowie die Israelitischen Kultusgemeinden in München und Frankfurt.

"Wann haben Sie denn davon erfahren?", fragt sie jenen Steirer, der einen Ableger der Neonazi-Zelle in Österreich gründen sollte: "Legion Werwolf, Sektion Ostmark". "Erst bei der Einvernahme", behauptet der 28-Jährige. "Da war ich schockiert."

Hakenkreuz am Körper

Zu siebt sitzen sie im Schwurgerichtssaal des Leobner Straflandesgerichts. Obersteirer zwischen 24 und 33 Jahren, die eines gemeinsam haben: Sie geben nur zu, was unwiderlegbar ist. Die öffentlich zugänglichen Facebook-Einträge mit Nazi-Inhalten etwa. SMS- oder WhatsApp-Nachrichten, die mit "Heil Hitler" endeten. Die Begrüßung am Telefon: "Hier Führerbunker." Die Tattoos Hakenkreuz oder Reichsadler. Wehrmachts-Orden und Kleiderpuppen mit SS-Uniformen, die einige der Männer in der Wohnung hatten. Drei besaßen auch verbotene Waffen.

Aber Neonazis? Nicht doch, wehren ihre Verteidiger ab. "Die Sachen hat er von seinem Opa vererbt bekommen", begründet eine Anwältin, warum ihr 25-jähriger Mandat eine Hitler-Büste aufgestellt hatte. Überhaupt sei vieles eine Jugendsünde. "Wir kennen das von den Kiffern. Das ist Sozialbindung an einen Freundeskreis", sinniert ein weiterer Anwalt. "Man ist da halt irgendwie dabei."

2014 flogen die Pläne der "Legion Werwolf, Sektion Ostmark" auf. "Es ist sogar eigene Kleidung dafür angefertigt worden", beschreibt der Staatsanwalt: T-Shirts mit entsprechendem Aufdruck. Interessant, von wem sie produziert worden sein sollen: Jenem Deutschen, der den Prozess ignoriert. In Deutschland stellte er etwa solche Leibchen her: "Adolf Hitler. Europatour 1939 bis 1945."

Was denn die "Sektion Ostmark" machen hätte sollen, insistiert die Richterin. "Treffen, Grillpartys und so. Und auf Konzerte fahren", behauptet der 28-Jährige. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

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