Austro-Dschihadist posiert vor enthaupteten Leichen
Mit Militärjacke, Pakul, der traditionellen Kopfbedeckung der Paschtunen und einem frechen Grinsen im Gesicht posiert der österreichische Hassprediger Mohamed Mahmoud vor halbnackten, enthaupteten Leichen. Der Austro-Islamist, der sich der Terrormiliz IS angeschlossen hat und sich "Abu Usama al-Gharib" nennt, provoziert einmal mehr.
Wie ein deutscher Journalist in seinem Internetblog berichtet, soll das Foto vor wenigen Tagen in der nordsyrischen Stadt Raqqa aufgenommen worden sein, die als inoffizielle Hauptstadt des "Islamischen Staats" gilt. Erst vor zwei Wochen berichtete der KURIER, dass Mahmoud eben in Raqqa die IS-Propagandistin Ahlam Al-Nasr, auch als "Dichterin des Islamischen Staat" bezeichnet, geheiratet hat. Die Frau hatte in der Vergangenheit mehrere Gedichte sowie ein Buch zum Thema "Der Islamische Staat und der Medienkrieg" veröffentlicht.
Gesucht
In Österreich und Deutschland wird Mohamed Mahmoud wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation gesucht. 2011 wurde der Prediger aus Deutschland ausgewiesen, weil er zu Gewalttaten aufgerufen hatte. Auf Inszenierung hat es sich Mahmoud immer schon verstanden. Medienwirksam verbrannte er seinen österreichischen Reisepass, nur um im März 2013 im türkischen Hatay wegen eines gefälschten Reisedokuments verhaftet zu werden. Bis zum 19. August diesen Jahres befand er sich in einem Anhaltelager für ausländische Staatsbürger. Dann wurde er aus dem türkischen Polizeigewahrsam in Konya entlassen. Eine zuvor beantragte Auslieferung nach Österreich war von den türkischen Behörden wegen einer fehlenden Anklage abgelehnt worden.
Was nach Mahmouds Entlassung geschah, ist nicht ganz geklärt. So erklärte einer der Top-Terroristen, Abu Muhammed al-Zarqawi, auf seinem Twitter-Account, dass Mahmoud gegen türkische Geiseln ausgetauscht wurde, die Londoner Times hat sogar schriftliche Beweise. Andere Quellen behaupten, der Hassprediger sei zunächst in der Türkei untergetaucht.
In Österreich gilt der Wiener Hassprediger Mohamed Mahmoud als Schwätzer und Wichtigtuer. Ein Berater des Deutschen Verfassungsschutzes zeichnet jetzt aber ein völlig anderes Bild von Abu Usama Al-Gharib, wie er sich jetzt nennt. Demnach dürfte er zumindest ein wichtiger Helfer des Islamischen Staates sein, wenn nicht sogar einer der Mitbegründer.
Das neu erschienene Buch des Islam-Experten Behnam Said über die Entstehung des Islamischen Staates enthüllt, dass Mahmoud unter seinem Kampfnamen auf einem wichtigen Papier des Dschihad zu finden sei. 20 Top-Propagandisten des heiligen Kampfes (darunter El-Kaida-Größen) rufen darin dazu auf, die IS-Kämpfer zu unterstützen.
Kurz vor IS-Gründung
Damals kämpften die beiden Extremisten-Milizen noch um die Vorherrschaft in Syrien, um die Zuneigung der El-Kaida-Größen und um den Zustrom der Dschihadisten aus Europa, die ihre Truppen verstärken sollten.
Bis heute ist nicht restlos klar, wie der IS so überraschend entstand. Nach Erscheinen des Papiers schlossen sich Kämpfer aus Europa jedenfalls reihenweise der ISIS an. Danach überrollen die Kämpfer irakische Städte und vier Monate später wurde der Islamische Staat ausgerufen. Die Al-Nusra-Front spielt seither nur mehr eine untergeordnete Rolle.
Peter Neumann vom Londoner Zentrum für die Beobachtung von Radikalisierungen sieht eine "Kettenreaktion", die von Mahmoud ausging. Er habe die erste Dschihad-Bewegung in Mitteleuropa gegründet. Durch diese Sekte namens "Millatu Ibrahim" wurden die ersten Österreicher und Deutschen radikalisiert.
Hochzeit mit Ideologin
Dass Mahmoud nur wenige Wochen nach seiner Ankunft in Rakka – der heimlichen Hauptstadt des IS- Kalifats – ausgerechnet eine der wichtigsten Ideologinnen der Islamisten geheiratet hat, ist ein weiteres Zeichen für seinen Aufstieg. Noch ist unklar, welche Position der Austro-Hassprediger innerhalb der Miliz innehat. Allerdings war er schon vor seiner Verhaftung in der Türkei der erste nicht im arabischen Raum geborene Prediger, der auf den wichtigsten Dschihad-Internetseiten seine Thesen veröffentlichen konnte. Auch sein Vater war einst ein Kaliber der Muslimbruderschaft. Die Zeichen stehen also auf einem Einstieg in höchste Kreise.
Dass ihn die Türkei freiließ, hält Experte Steinberg er jedenfalls für "vollkommen verantwortungslos".
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