Möglicher Terror-Komplize in Deutschland festgenommen

Verstärkte Polizeipräsenz in der Wiener Innenstadt
Ein deutsches Spezialeinsatzkommando stürmte eine Wohnung in Nordrhrein-Westfalen. Dort soll mit Mitteln zur Herstellung von Sprengstoff experimentiert worden sein. IS-Verdächtiger in Josefstadt inhaftiert.

Nach der Festnahme des Terrorverdächtigen Lorenz K. am Freitag in Wien-Favoriten ist es nun in Deutschland zur Festnahme eines mutmaßlichen Komplizen gekommen. Die beiden könnten in der Wohnung des Deutschen in Neuss (Nordrhein-Westfalen) mit Bauteilen zur Herstellung von Sprengstoff hantiert haben, heißt es aus Polizeikreisen in Österreich. Die Auswertung des Handys von Lorenz K. soll die Ermittler auf die Spur des möglichen Komplizen geführt haben. Er wurde von Spezialeinheiten gemeinsam mit seiner Frau in der Wohnung festgenommen, berichtete das deutsche Nachrichtenmagazin Focus.

Wie Focus aus Justizkreisen erfuhr, soll der Verdächtige einen Bombenanschlag auf Polizisten und Bundeswehrsoldaten geplant haben. Den Ermittlungen zufolge stand der Mann in engem Kontakt zu dem 17-jährigen aus Wien, Kampfname Abu Chaker.

Haftbefehl

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat dem Bericht zufolge gegen den mutmaßlichen Komplizen des 17-Jährigen einen Haftbefehl wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat eingeleitet. Ferner wurden Computer, Handys und Datenträger beschlagnahmt.

Als IS-Anhänger geoutet

Damit dürften die Auswertungen der sichergestellten Handys und Computer von Lorenz K. einen ersten Erfolg gebracht haben. Sonntagnachmittag (16 Uhr) wurde der mutmaßliche IS-Sympathisant in die Justizanstalt Wien-Josefstadt überstellt. Es gab eine weitere Hausdurchsuchung in Wien bei einer Kontaktperson von Lorenz K.

Durchgesickert ist, dass sich der 17-jährige Niederösterreicher, der in wenigen Tagen 18 wird, als IS-Anhänger geoutet haben soll. "Während seiner Haftstrafe war noch keine Rede davon. Es gab diesbezüglich keine Auffälligkeiten", sagt General Josef Schmoll von der Justiz-Generaldirektion.

Möglicher Terror-Komplize in Deutschland festgenommen
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Der Terrorverdächtigewurde 2014 wegen gefährlicher Drohung, Körperverletzung und Urkundenunterdrückung verurteilt und saß von Sommer 2014 bis zu seiner vorzeitigen bedingten Entlassung im August 2015 ein Jahr in Haft. Zunächst in der Jugendstrafanstalt Gerasdorf, später musste er wegen Konflikten mit Insassen nach Wiener Neustadt verlegt werden, so Schmoll. Eine in Haft begonnene Schlosser-Lehre wurde von dem jungen Mann abgebrochen, weil er plötzlich die Arbeit verweigerte. Zuletzt bewegte er sich in einem radikalen albanisch-islamistischen Milieu.

Unter Beobachtung

Im Gefängnis in der Josefstadt ist er nun alleine in einem Beobachtungs-Haftraum der Jugendabteilung untergebracht. Bereits am Montag setzt die Justiz einen ungewöhnlichen Schritt. Das Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie (IRKS) in Wien wird mit einer wissenschaftlichen Arbeit über Lorenz K. beauftragt. "Es muss aufgearbeitet werden, wo diese kriminelle Energie herkommt. Man muss sich im Detail ansehen, was zwischen der Haftentlassung und der jetzigen Festnahme geschehen ist", sagt Schmoll. Für Justizminister Wolfgang Brandstetter habe eine genaue Analyse Priorität.

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