"Meine HCB-Blutwerte steigen weiter"

Landwirt August Ratheiser hat sich einer Nachuntersuchung unterzogen
Bei der Hälfte der auf HCB getesteten Menschen nahm der Belastungswert nicht ab.

"Ich habe alle Empfehlungen beachtet, meine Produkte nicht konsumiert und dennoch ergab die Nachuntersuchung, dass die HCB-Werte in meinem Blut weiter steigen." August Ratheiser ist Landwirt im vom Hexachlorbenzol-Skandal betroffenen Görtschitztal und erhielt nun von der Meduni Wien den Befund, dass sein Körper das HCB im letzten Jahr nicht abgebaut hat. Das betrifft auch zahlreiche Kinder.

23 Görtschitztaler, die bei den HCB-Bluttests im Jänner 2015 stark erhöhte HCB-Werte aufwiesen, wurden kürzlich zu einer vom Land Kärnten in Auftrag gegebenen Nachuntersuchung gebeten. In zwölf Fällen nahm die Belastung ab, in sieben blieb sie gleich und in vier nahm sie zu. Im Befund wird Letzteren unterstellt, dass "seit der vorangegangenen Untersuchung eine weitere HCB-Aufnahme erfolgt ist." Gemeint ist der Konsum von kontaminierten Produkten.

Keine Beratung

"Ganz im Gegenteil", kontert Ratheiser, Sprecher der Bauern im Tal. "Ich halte mich an die Verzehrwarnung des Landes und habe nicht einmal meine eigene HCB-freie Milch getrunken. Folglich ist der Anstieg des HCB im Blut unerklärlich und besorgniserregend." Im Jänner wies Ratheiser 2,0 Mikrogramm HCB pro Liter Plasma auf, nun sind es 2,2 (Der Referenzwert für Erwachsene einer Untersuchungsgruppe aus Österreich liegt bei 1,20 Mikrogramm/Liter Plasma). Beratungsgespräche mit Medizinern wurden im Befund übrigens nicht angeboten.

Kinder aus dem Görtschitztal, die erst vor einem halben Jahr auf Behördenempfehlung getestet worden waren, waren vom Monitoring ausgenommen. Zahlreiche Eltern gaben private Tests in Deutschland in Auftrag. "Meine Tochter Johanna hatte in Vorjahr 0,64 Mikrogramm HCB im Plasma. Der Wert ist laut aktuellem Test gleichgeblieben", sagt Viktoria Brandstetter aus Eberstein. "Bei meinem Kind ist der Wert von 0,62 µg/l Plasma von August 2015 bis Feber 2016 um 40 Prozent angestiegen", schüttelt Helene Reichmann aus Brückl den Kopf. "Unsere Produkte konsumieren wir nicht, obwohl sie HCB-frei sind. Ich kann Rechnungen vorlegen, um zu beweisen, dass wir Lebensmittel im Supermarkt kaufen."

"Sehr, sehr langsam"

Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Meduni Wien verweist darauf, dass der HCB-Abbau im Körper bei den meisten Bürgern sehr wohl vonstatten gehe. "Allerdings sehr, sehr langsam. Der Nicht-Anstieg gibt den Betroffenen ebenfalls Sicherheit." Die Erhöhungen kann er sich insoferne erklären, als Ernährungsempfehlungen nicht korrekt eingehalten würden. "Aber auch Fettwerte und das Körpergewicht spielen eine Rolle." Was die belasteten Kinder betrifft, so sei ebenfalls mit einem langsamen Abbau des Gifts zu rechnen gewesen. Hutter: "Offensichtlich dauert er noch länger, als erwartet."

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