Mehrheit für Flüchtlinge in Kasernen

Immer mehr syrische Bürgerkriegsflüchtlinge suchen Schutz in Europa – so auch in Österreich.
73 % der Bürger hielten das für gut. Mehr als 1500 Asylwerber aus Syrien wollen sie aber nicht hier haben.

Die Situation in Syrien ist nach wie vor dramatisch. Dementsprechend steigt in Europa die Zahl der Asylanträge jener, die Schutz suchen, so auch in Österreich. Im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen sind schon (Stand Freitag) 1342 Menschen. Und so hat ÖVP-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner den Bundesländern ein Ultimatum gestellt: Sollten diese bis Ende Juli nicht so viele Bürgerkriegsflüchtlinge versorgen, wie mit dem Bund vereinbart sei, werde ihr Ressort aktiv – und Quartiere schaffen, vor allem in jenen Ländern, "die besonders säumig sind". Fünf von neun (Tirol, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Vorarlberg) erfüllen nicht einmal die 2012 festgelegte Quote von 88 Prozent. Mikl-Leitner: "Zuerst werden wir Privatunterkünfte nützen. In einem zweiten Schritt sollten wir wieder über leer stehende Kasernen nachdenken."

Heeresherbergen Wie denkt die Bevölkerung darüber? Eine große Mehrheit (Grafik) der Österreicher wäre dafür, syrische Flüchtlinge in Kasernen des Heeres unterzubringen, wie eine OGM-Umfrage ergibt. Am vehementesten befürworten das Neos- (87 %) und SPÖ-Anhänger (83 %), der – mit 63 % – geringste Zuspruch kommt von Grün-Sympathisanten. "Kasernen – die immerhin rund 40 Prozent der männlichen Österreicher selbst von innen kennengelernt haben – werden als geeignete Unterbringungsmöglichkeit betrachtet. Dazu kommt das Wissen um die (Finanz-)Misere des Bundesheeres und die diskutierte Verlagerung von Asylplätzen in die Bundesländer", erläutert OGM-Chef Wolfgang Bachmayer im KURIER-Gespräch.

Mehr Schutzsuchende als von der Regierung vorgesehen will das Gros der Bürger aber nicht haben. Zwei Drittel befinden, es sollte bei 1500 bleiben. Primär Blau- (94 %) und Rot-Fans (78 %) wollen das. Nur Neos- (51 %) und Grün-Wähler (72 %) würden mehr dieser Menschen hier Quartier geben. Ursprünglich wollten Rot und Schwarz lediglich 500 Flüchtlinge aus Syrien im Lande aufnehmen; nach Kritik erhöhten sie die Quote.

Warum verwahren sich so viele gegen mehr als 1500 Asylwerber? Bachmayer: "Es liegt an Berichten über Millionen von Flüchtlingen und aus allen Nähten platzenden Lagern. Zudem differenzieren die Menschen in Österreich kaum zwischen Wirtschafts-, Kriegs- und politischen Flüchtlingen. Der Zuwanderung aus muslimischen Ländern stehen sie besonders kritisch gegenüber. Die Erinnerung an jene Zeiten scheint vergessen, als Österreich während der Krisen in Ungarn und später in der Tschechoslowakei mehr als 200.000 Flüchtlinge aufgenommen hat."

Mehrheit für Flüchtlinge in Kasernen
Umfrage Syrien

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