Mega-Kraftwerk sorgt für Mega-Skepsis
Eine Kirche, zwei Gasthäuser, ein Spar-Kaufhaus, ein Bienenzuchtverein, Landjugend, Kinderfreunde, Pensionistenverband – St. Georgen im Lavanttal ist eine Gemeinde wie viele andere auch. Aber das soll sie nicht bleiben, denn hier ist ein Pumpspeicherkraftwerk mit EU-weiten Alleinstellungsmerkmalen geplant. Dass ausgerechnet ihre Gemeinde für ein 400 Millionen Euro teures Projekt auserkoren wurde, macht die Bevölkerung stolz. Und stutzig.
„Mega“ sind nicht nur die 420 Megawatt (das entspricht drei Wasserkraftwerken), die das Werk leisten soll. „Wir liefern Strom, wenn er benötigt wird und speisen ihn in den 380kv-Hochspannungsring ein, der durch St. Georgen verläuft. Also benötigen wir keinen Strommasten“, verspricht Brunold.
Zufälligerweise ist auch der Grunderwerb kein Problem, die Liegenschaft stellt Dominik Habsburg-Lothringen, der zu zehn Prozent an der econhydro beteiligt ist, zur Verfügung.
Pläne eingereicht
Das Land hat die Pläne gesehen. „Wir erwarten ein qualitativ gutes Projekt, aber jetzt wartet erst die Umweltverträglichkeitsprüfung“, sagt Albert Kreiner, Leiter der zuständigen Landesabteilung.
Also alles eitel Wonne? Nicht, wenn man die Einheimischen befragt. „Natürlich sind wir stolz, dass hier so ein Werk realisiert werden soll. Aber wer wird das bezahlen? Auf diese Frage bekommen wir keine Antwort“, betont Barbara Rutrecht aus St. Georgen. Der KURIER auch nicht. Der Wiener Axel Schein, zu fünf Prozent an der econhydro beteiligt, gibt zu, dass bislang nicht einmal die Projektkosten von 6,7 Millionen Euro aufgebracht worden seien. Wird das Vorhaben zum Luftschloss? Mit Abschluss der Behördenwege würden „potente Investoren, Fonds oder E-Versorger“ aufspringen, entgegnet Schein.
Und was passiert dann? „Auf jeden Fall eine Belebung der Region. Immerhin werden 200 Arbeitsplätze geschaffen“, hat der St. Georgener Walter Libiseller erfahren. „Ja, für den Bau des Werks. Aber viele Posten werden nicht dauerhaft bestehen bleiben“, gibt Rudolf Pucher zu bedenken. Anna Grünwald, die Chefin vom Gartnerwirt, weist auf einen weiteren Punkt hin: „Wer weiß, ob wir in der Region qualifiziertes Personal für dieses Bau-Projekt haben – und ob die Firmen nicht eigene Angestellten mitbringen.“
Erstaunlich ist, dass – wie oft bei großen Projekten – in der Gemeinde kein kritisches Wort in Bezug auf die Umweltverträglichkeit zu hören ist. Man vertraue Land- und Forstwirt Habsburg-Lothringen. Seine Familie bewirtschafte die Koralpe seit 150 Jahren und habe sich stets für eine intakte Umwelt eingesetzt, lautet der Tenor.
Als Standort für das 400 Millionen teure Pumpspeicherwerk ist St. Georgen im Kärntner Lavanttal am südöstlichen Ausläufer der Koralpe vorgesehen. Wie die Projektbetreiber betonen, liege dort eine einzigartige Topografie vor, die man sich zunutze machen will: Nach Fertigstellung sollen nur die beiden Speicherseen sichtbar sein, die auf natürlich vorhandenen Plateaus ausgehoben werden. Die durch Verdunstung erforderliche Nachbefüllung soll stets durch Regenwasser erfolgen, das in der Folge in einen Kreislauf geschickt wird und Strom produziert. Krafthaus, Wasserwege und Umspannwerk würden unterirdisch platziert, dadurch sei das gesamte Werk praktisch unsichtbar.
Laut Zeitplan der Projektanten sollen heuer sämtliche Pläne eingereicht werden. Der Baubeginn ist für 2019 avisiert, die Inbetriebnahme im Jahr 2022. Die Projektentwicklungskosten betragen 6,7 Millionen Euro, das Gesamtinvestitionsvolumen liegt bei 400 Millionen.
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