Mauer im Zillertal rutscht: Evakuierung

Mauer im Zillertal rutscht: Evakuierung
Weil eine Verbauung am Hang unvermutet Risse bekam, wurden zur Sicherheit neun Gebäude evakuiert. Es droht Steinschlag.

Als die Sirenen zu heulen begannen, machte sich Florian Widner auf zum Dienst in das Rüsthaus der Freiwilligen Feuerwehr. „Und dort haben mir die Kollegen gesagt: Na, magst net gleich umdrehen und deine Leute herausholen?“ Der Einsatz, zu dem Widner aufgebrochen war, betraf seine eigene kleine Wohnsiedlung: In Hart im Tiroler Zillertal mussten Samstagnacht neun Häuser evakuiert werden. Oberhalb der Siedlung, in einem steileren Teil, war eine Stützmauer aus Natursteinen in Bewegung geraten. Da sich die Mauer um bis zu zwei Meter verschoben hat, drohen die Brocken jetzt auf die darunterliegenden Einfamilienhäuser zu stürzen.

Durch Zufall entdeckt

Unvermutet sei das gekommen und zufällig entdeckt worden, berichten die Anrainer. „Ein Bewohner ist am Abend Vögel futtern gewesen“, schildert Widner. „Und war völlig erschrocken, als er auf einmal tiefer gestanden ist als sonst.“ Beim genaueren Hinschauen fand man einen gewaltigen Riss in der Mauer, verursacht durch eine Verschiebung des Geländes.

Die 35 Bewohner mussten ihre gefährdeten Häuser verlassen, berichtet Wolfgang Löderle, stellvertretender Bezirkshauptmann von Schwaz. Sie fanden bei Verwandten oder Freunden Unterschlupf; wer kein Quartier bekommen konnte, wurde von der Gemeinde untergebracht.

Jene Tirolerin, auf deren Grundstück die Mauer stand, ist jedenfalls bestürzt. „Man hat vorher nichts gemerkt“, betont Renate Höllwarth. „Ich kann zum Glück im Haus bleiben, das Fundament ist nicht betroffen.“

Bis Mittwoch dürfte die Evakuierung aufrecht bleiben, kündigt Löderle an. Als erste Sicherheitsmaßnahme errichtete ein Baggerfahrer einen Schneewall, der mögliche ausbrechende Steine abfangen soll. Heute, Montag, sollen Fangnetze von einer Spezialfirma aufgebaut werden. Die Erde ist offensichtlich noch immer in Bewegung: Anhand von provisorischen Messpunkten wurde festgestellt, dass sich das Gelände bis Sonntagnachmittag erneut um zehn Zentimeter verschoben hat. In Begleitung der Feuerwehr durften die betroffenen Bewohner aber Sonntag in die Gebäude, um persönliche Dinge zu holen. Betroffene Landwirte konnten dadurch auch ihre Tiere versorgen.

 

Feuchte Erde

Geologen, Geotechniker und Experten der Wildbach- und Lawinenverbauung Tirol suchen unterdessen nach der Ursache des Mauerrutsches. Vermutet wird zu feuchtes Erdgebiet, ausgelöst möglicherweise durch einen undichten Abwasserkanal. Erste Überprüfungen mit einer Kamera hätten aber noch nichts ergeben. Die „Untere Wirtssiedlung“ ist erst vor wenigen Jahren unterhalb einer Geländekante errichtet worden

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