Österreicher will zum Mars

Schöne neue Welt auf dem roten Planeten? Die private Stiftung will die dafür nötigen sechs Milliarden US-Dollar vor allem durch TV-Rechte und eine Reality-Show der Marsmenschen aufbringen
Dreifacher Vater aus Graz ist unter den letzten 100 Kandidaten für die lange Reise zum roten Planeten.

Wieso? Das ist die einfachste und vielleicht auch schwierigste Frage, die man Günther Golob stellen kann. Doch der 39-Jährige, der im Kärntner Wolfsberg geboren wurde und seit vielen Jahren in Graz lebt, antwortet ohne viel Umschweife: "Es ist ein Kindheitstraum, Astronaut zu sein. Aber es ist natürlich komplett schräg."

Österreicher will zum Mars
Günther Golob
Golob, Herausgeber eines Musikmagazins, will nämlich zum Mars. Und dort den Rest des Lebens bleiben. Er ist einer der 100 Kandidaten, die es beim Projekt "Mars One" bis in die dritte Runde geschafft haben. Golob ist der einzige Österreicher: Von nach Veranstalterangaben 202.586 Bewerbern aus 140 Staaten ist er im Rennen um eines der 24 Tickets. Heuer noch soll feststehen, wer 2025 dabei ist. "Anfang 2012 hab’ ich zum ersten Mal von der Idee erfahren", erinnert sich Golob, nachts beim Zappen durch TV-Wissenschaftskanäle. "Da hör’ ich von ,Mars One‘ und denk’ mir, Wahnsinn. Ein geiles Projekt."

Drei Monate lang habe er überlegt, ob er sein Bewerbungsvideo absenden soll. "Meine Inspiration war dann, ich möchte Leute motivieren. Ich will meinen Kindern zeigen, dass man etwas machen kann, wenn man es will, das will ich ihnen vorleben." Die Kinder Niclas, 17, Romy, 8, und der sechsjährige Matthias würden das sowieso "alles easy, alles cool" nehmen." Und sein Vater habe zu ihm gesagt, "wenn er nicht schon 60 wäre, tät’ er sich gleich bewerben."

Der Nachwuchs sei in zehn Jahren dann auch schon großteils erwachsen, aus den Augen werde man sich schon nicht verlieren: Kommunikation per Internet sei auch vom Mars zur Erde möglich, zeitverzögert um bis zu 20 Minuten eben. Während der achtjährigen Ausbildungsphase zum Astronauten in den USA könnten die Kinder ja auch dabei sein.

Weitere Tests warten

Österreicher will zum Mars
Günther Golob
Was am Anfang nur eine vage Idee war, mausert sich allerdings mehr und mehr zu einer Möglichkeit. Die Chancen auf einen Platz stehen eins zu vier, jetzt bereitet sich Golob auf den nächsten Test vor , eine Art Überlebenscamp. Danach bleiben noch weitere 50 Kandidaten übrig, die als nächste Herausforderung bis zu zwei Wochen in Astronauten-Isolierkammern bewältigen müssen. "Mit mangelnder Hygiene, mangelnder Sauerstoffversorgung, mangelnder Ernährung", beschreibt Golob. Aus dieser Gruppe sollen jene 24 Kandidaten gewählt werden, die die Reise zum Mars antreten.

Eine Reise ohne Wiederkehr übrigens. "Es ist ein One-Way-Ticket, das ist klar. Wenn das los geht, bin ich 50. Und wenn ich schon einmal sieben Monate lang zum Mars flieg, dann bleib’ ich dort." Angst habe er keine, versichert der 39-Jährige. "Die darf man auch nicht haben. Der gesunde Nervenkitzel ist natürlich da. Aber das wichtigste bei der Mission sind Herz und Verstand." 2025 sollen die ersten vier Kolonisten zum Mars fliegen, im Abstand von einigen Monaten dann jeweils zwei weitere, bis alle 24 oben dort sind, und die Kolonie errichtet werden kann. "Die Technik dafür ist da", betont Golob. "Auch die NASA sagt, es ist kein Problem, jemanden hinzubringen."

Big Brother im All

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Günther Golob
Sechs Milliarden Dollar soll "Mars One" laut Angaben der privaten Stiftung kosten, die das Projekt betreibt. Geld, das über Vermarktung hereinkommen soll, vor allem aber durch die Fernsehrechte: Spätestens ab dem Training in den Isolierkammern müssen sich die Marsmenschen darauf einstellen, vor und mit TV-Kameras zu leben. "Big Brother ist gar nichts dagegen", grinst Golob. "Es wird eine Reality-Show, bei der die ganze Welt zuschauen wird."

Kritiker sehen in "Mars One" vielfach jedoch vor allem ein PR-Spektakel. "Freilich ist das eines. Natürlich steckt PR dahinter, das Geld muss ja irgendwie hereinkommen", überlegt Golob. "Das wird das größte Medienereignis überhaupt. Aber das Projekt ist gut durchdacht."

Stiftung

"Mars One" ist das Projekt einer niederländischen Stiftung, die 2011 gegründet wurde. Laut Angaben des Veranstalter haben sich exakt 202.586 Menschen dafür gemeldet.

Kritik

Der Plan ist jedoch umstritten. So kritisieren die beiden Ex-Astronauten Ernst Messerschmid und Reinhold Ewald das Vorhaben als Schaden für "seriöse Projekte"; Ewald nannte es sogar "Selbstmordkommando". Erst 2012 landete der NASA-Roboter Curiosity auf dem Planeten.

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