Lipizzaner-Fohlen: Erste Schritte im Schnee

Die Lipizzaner kommen dunkel zur Welt.
Gestüt Piber: Im März kann man die Fohlen der Spanischen Hofreitschule besichtigen.

Pluto Alea ist am mutigsten: Der kleine Fohlenhengst beschnuppert neugierig den Fotografen. Mama Alea lässt ihren zwölf Tage alten Nachwuchs währenddessen nicht aus den Augen. Es ist ihr elftes Fohlen. Nach dessen Aufzucht wird die Stute ihre wohlverdiente Pension antreten.

Alea ist eines von 250 Pferden, die im steirischen Bundesgestüt Piber leben. Dort werden seit 1920 die Lipizzaner für die Spanische Hofreitschule in Wien gezüchtet. 17 Fohlen haben heuer bereits das Licht der Welt erblickt, bis Ende April rechnet man mit insgesamt 40 Jungpferden. Bei den vier Fohlenerlebnistagen im März (siehe Kasten) können die Neuankömmlinge besucht werden.

Pluto Alea springt übermütig mit den anderen Fohlen im Schnee herum. Die eisige Kälte scheint ihnen nichts auszumachen. "Sie dürfen sich nur nicht auf die kalte Erde legen", erklärt Obergestütsmeister Harald Neukam. "Sonst saugt sich der Schnee im Fell fest und sie verkühlen sich."

In der Stille der Nacht

Es geht weiter zu den Geburtenboxen. Diese sind normalerweise für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, Neukam macht diesmal eine Ausnahme. Hier befindet sich der jüngste Nachwuchs, erst wenige Tage alt. Eine Woche vor dem Geburtstermin wird die trächtige Stute hier untergebracht. Ein Stallbursche ist rund um die Uhr vor Ort.

Lipizzaner-Fohlen: Erste Schritte im Schnee
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Bei der Geburt wird der Oberstallmeister persönlich gerufen. Seit sieben Jahren hat Neukam diese Position inne, er hat bei der Geburt von mehr als 350 Fohlen geholfen: "90 Prozent aller Geburten finden nachts statt. Dann ist es ruhig und still, das merkt auch die Stute." Eine Stunde nach der Geburt steht das Fohlen bereits wackelig auf seinen Beinchen. Am dritten Tag kommt es zum ersten Mal für ein paar Minuten ins Freie. Nach zehn Tagen dürfen Mama und Baby wieder zurück zur Herde.

Ältester Lipizzaner

Gleich nebenan wohnt Opa Neapolitano Nima, der weltweit älteste registrierte Lipizzanerhengst. Stolze 39 Jahre trägt er auf dem Rücken – normalerweise liegt die Lebenserwartung bei Pferden zwischen 25 und 30 Jahren. Ein Zuckerstück als Leckerbissen – und das anfängliche Misstrauen schwindet. Der Hengst hat mit der Spanischen Hofreitschule die ganze Welt bereist.

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Bei diversen Veranstaltungen am Gestüt Piber darf er immer noch mitmachen. "Wenn das Wetter umschwingt, bekommt Nima Kreislauftropfen, ansonsten ist er aber topfit", erzählt Neukam.

Bis zur Pension haben die Fohlen freilich noch viel Zeit: Mit sechs Monaten werden sie von der Mutter getrennt. Dann kommen sie zum Außenhof Kampl, wo sie aufwachsen und auf der Koppel frei laufen können. Im Alter von dreieinhalb Jahren geht es für die Hengste nach Wien in die Spanische Hofreitschule. Die Stuten wiederum werden in Piber zur Zucht verwendet.

Obergestütsmeister Neukam muss nun weiter und die nächste Geburt vorbereiten. Bald wird das 18. Fohlen erwartet.

Die Lipizzaner der Spanischen Hofreitschule sind weltbekannt. Gezüchtet werden die Tiere im Bundesgestüt Piber in der Steiermark. 60.000 Personen besuchen das Gestüt jährlich. Die Lipizzanerzucht zählt seit 2016 zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe.

Bei den Fohlenerlebnistagen am 1., 10., 17. und 22. März kann man alles über den Nachwuchs erfahren. Tickets (ab sieben Euro) sind ab 13 Uhr am jeweiligen Tag erhältlich. Mit 24. März startet in Piber die Sommersaison.

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