Affäre im Verkehrsministerium: "Leichtfried will den Skandal aussitzen"
Der KURIER-Bericht, wonach der Leiter der Unfalluntersuchungsstelle im Verkehrsministerium von den ÖBB bezahlt wird und diese gleichzeitig untersucht, schlägt hohe Wellen. Sowohl die Neos als auch die Grünen und der Koalitionspartner ÖVP wollen dazu parlamentarische Anfragen stellen. Alle drei Parteien fordern von Verkehrsminister Jörg Leichtfried, endlich Konsequenzen in der Causa zu ziehen.
"Sumpf unangetastet"
"Tabula rasa wollte er als neuer Verkehrsminister machen. Dass er tatsächlich etwas tut, ist nicht erkennbar. Offenbar will er den Skandal aussitzen. Damit bleibt ein seit Jahren bestehender Sumpf unangetastet, der die ordentliche Aufklärung von Unfällen verhindert", sagt Neos-Aufdecker Rainer Hable. Dabei gehe es um Menschenleben. Und der Grüne Verkehrssprecher Georg Willi meint: "So etwas kann nicht sein. Da muss eine Trennung her." Sogar der Koalitionspartner zeigt sich „verblüfft, denn ich hätte das nie für möglich gehalten“, sagt ÖVP-Verkehrssprecher Andreas Ottenschläger. Er sieht „Handlungs- und Aufklärungsbedarf bei Leichtfried“.
Denn auch weiterhin melden sich Personen mit Anschuldigungen gegen die Untersuchungsstelle. So auch im Fall eines spektakulären Ballonunfall vom 22. August 2013 in Oberndorf in Tirol, bei dem Johann B. starb. Denn die Behörde prüft Schienen- und Flugunfälle gleichermaßen.
Der Tod des "Verfolgers"
Die Pilotin Irmgard M. hatte damals eine kommerzielle Ballonfahrt mit einer fünfköpfigen deutschen Urlauberfamilie durchgeführt. Während der Ballonfahrt rief sie ihren Bekannten Johann B. an, und ersuchte ihn, ihr am Landeplatz zu helfen, und sie mit dem Auto samt Anhänger abzuholen. Im Jargon nennt man die Aufgabe "Verfolger".
70 Meter im freien Fall
Die Landung erfolgte zunächst wie aus dem Lehrbuch. "Am Landeplatz wurden die Passagiere angewiesen, sich mit ihrem Körpergewicht sich an dem Korbrand zu lehnen, um den Ballon zu beschweren", erzählt Hobiger. "Mein Schwiegervater kam dazu, und hängte sich über Aufforderung über den Korbrand. Ziel war es, den Ballon 20 Meter zum Fahrzeug zu bewegen. In dieser Phase hat die Pilotin nachgeheizt, der Ballon ist mit einer abartigen Geschwindigkeit gestiegen und mein Schwiegervater hat es nicht mehr geschafft, auszulassen."
Johann B. wurde hochgezogen und stürzte aus 70 bis 100 Metern auf eine Straße – in den Tod. Die Pilotin ist vor wenigen Tagen wegen fahrlässiger Tötung in zweiter Instanz vor dem Oberlandesgericht Innsbruck zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Die Behörde hatte bisher kein Interesse, den Vorfall näher zu untersuchen.
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